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Schlechte Landebahn: Darum wirken Zebra-Streifen gegen Insekten
21.02.2019 / News

Das Streifenmuster auf Fliegendecken erschwert lästigen Insekten eine zielsichere Landung, wie Forscher nun herausfanden.
Das Streifenmuster auf Fliegendecken erschwert lästigen Insekten eine zielsichere Landung, wie Forscher nun herausfanden. / Foto: University of California/Davies

Das Streifenmuster der Zebras hält lästige Insekten fern – das ist seit einigen Jahren bekannt. Aber wie funktioniert das genau – darauf gibt eine aktuelle Studie der Universität von Kalifornien in Davies eine spannende Antwort.

 

Dass Zebra-Streifen eine insektenabwehrende Wirkung haben, ist seit einer bahnbrechenden Studie ungarischer und schwedischer Wissenschaftler aus dem Jahr 2013 wohlbekannt und hatte umgehend zur Folge, dass innerhalb kürzester Zeit gestreifte Fliegendecken im Stile eines Zebra-Fells den Pferdemarkt eroberten. Viele Pferdehalter schwören seither auf die Wirkung des Streifenmusters – doch wie kommt die tatsächlich zustande? Wie schaffen es die Streifen, die Insekten zu verwirren, fernzuhalten bzw. in die Irre zu führen – was genau ist das Geheimnis des Zebrafells?

Genau das wollten Wissenschaftler der Universität von Kalifornien und der Universität Bristol in England herausfinden – und haben in einer aufwendigen Versuchsanordnung eine Reihe von Experimenten auf einer britischen Farm durchgeführt, in der sowohl Zebras als auch Pferde gehalten wurden. Diese Experimenten umfassten

– Beobachtung von Zebras aus nächster Nähe, wenn Fliegen versuchten, auf ihnen zu landen;
– detaillierte Videos, um die exakten Flugbahnen aufzuzeichnen, während die Fliegen die Zebras umkreisten
– Pferde und Zebras wurden nacheinander unterschiedlich gefärbten Fliegendecken – schwarz, weiß und schwarz-weiß-gestreift – übergezogen;

Die Ergebnisse der diversen Versuche ließen am Ende nur eine Schlussfolgerung zu: Das Streifenmuster war für die Pferdefliegen bzw. Bremsen (Tabaniden) eine schlechte Landebahn. In den Versuchen wurden die Bremsen von den Zebras genauso angezogen wie von den Pferden – das deutet darauf hin, dass die Wirkung der Streifen eben nicht darin besteht, die Fliegen gleichsam abzuschrecken bzw. auf Distanz zu halten. „Sobald sich die Fliegen aber den Zebras nähern, fliegen sie meistens an ihnen vorbei oder prallen sogar gegen sie“, so Prof. Tim Caro von der Universität Kalifornien gegenüber dem Portal Horsetalk.co.nz. „Das deutet darauf hin, dass die Streifen die Fähigkeiten der Bremsen für eine kontrollierte Landung stören bzw. beeinträchtigen können.“ Im direkten Vergleich landeten die Bremsen auf den schwarzen und weißen Fliegendecken viel häufiger – während es kaum einer gelang, auf den gestreiften Decken zu landen. „Streifen scheinen in gewisser Weise die Bremsen zu ,blenden’, und zwar dann, wenn sie nahe genug herangekommen sind, um sie mit ihren Augen in niedriger Auflösung wahrzunehmen.“

Eine weitere höchst interessante Entdeckung der Forscher war das gänzlich unterschiedliche Verhalten von Pferden und Zebras bei der Belästigung durch Fliegen bzw. Bremsen: Zebras wischen tagsüber fast ständig mit ihrem Schweif, um die Fliegen fernzuhalten, sie hören auf zu fressen, wenn sie von ihnen gestört werden – und wenn die Fliegen besonders lästig sind, ergreifen Zebras sogar die Flucht. Auch dies trägt dazu bei, dass nur äußerst wenige Bremsen eine Mahlzeit auf einem Zebra genießen können, wie auch die Daten belegen. Pferde hingegen zucken nur bei der Annäherung von Bremsen – und schwingen nur gelegentlich mit dem Schweif, um die Plagegeister fernzuhalten. Das wenig überraschende Ergebnis: Die Bremsen, die tatsächlich mit Zebras in Kontakt kamen, waren rasch vertrieben – diejenigen, die sich auf Pferde stürzten, jedoch nicht.

Den genauen Grund, weshalb Zebras so vehement und aggressiv auf Insekten reagieren, konnten die Forscher bislang noch nicht herausfinden. Eine mögliche Erklärung wäre, dass Zebras besonders anfällig für Infektionskrankheiten sind, die von afrikanischen Insekten übertragen werden können – aber diese Hypothese müsste noch durch weitere Untersuchungen bestätigt werden. Die Wissenschaftler räumten auch ein, dass die in ihrer Studie beobachteten europäischen Bremsen sich in ihrem Verhalten gegenüber jenen in Afrika unterscheiden können, wenngleich es auch in Afrika sehr viele verschiedene Arten von Bremsen gebe. Die Art des Sehens dürfte sich jedoch nicht gravierend unterscheiden, heißt es weiter: „Die visuellen Systeme von Insekten sind innerhalb einer biologischen Gruppe sehr fest verankert – und es gibt keinen ersichtlichen Grund für die Annahme, dass das visuelle System der europäischen Bremsen sich wesentlich von jenem der afrikanischen unterscheidet.“

Die Studie Benefits of zebra stripes: Behaviour of tabanid flies around zebras and horses“ von Tim Caro, Yvette Argueta, Emmanuelle Sophie Briolat, Joren Bruggink, Maurice Kasprowsky, Jai Lake, Matthew J. Mitchell, Sarah Richardson und Martin How ist am 20. Februar 2019 in der Zeitschrift ,PLOS One' erschienen und kann in englischer Originalfassung hier nachgelesen werden.

Die zentrale Botschaft haben die Forscher auch in diesem kurzen Video zusammengefasst ...

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