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Tetanus – eine alltägliche Bedrohung für Pferde
26.02.2019 / News

Der Tetanus-Impfschutz sollte bei Pferden alle zwei Jahre aufgefrischt werden.
Der Tetanus-Impfschutz sollte bei Pferden alle zwei Jahre aufgefrischt werden. / Symbolfoto: Fotolia

Zwei aktuelle Fälle aus Großbritannien zeigen, dass Tetanus eine ständige Bedrohung für Pferde darstellt, da sie für das Gift der Tetanusbakterien besonders anfällig und empfindlich sind. Auf die Auffrischung des Impfschutzes darf daher niemals vergessen werden.

 

Tierärzte sind in ihrem Berufsleben nur selten mit akuten Fällen von Tetanus konfrontiert – und auch der britische Veterinär Rick Farr aus Hertfordshire war in seinen 13 Berufsjahren nur einem einzigen Krankheitsfall begegnet. Doch nun hatte er plötzlich zwei Fälle innerhalb einer Woche – und nur eines der betroffenen Pferde hat die Erkrankung überlebt, wie das Magazin ,Horse&Hound' berichtet. Das sechs Jahre alte Connemara-Pony Star von Familie Payne war ein Weihnachtsgeschenk für ihre kleine Tochter Bonnie – alle waren überglücklich, bis man Mitte Jänner bemerkte, dass irgendetwas nicht stimmt: „Meine Tochter sagte, dass sie den Schweif so komisch hält, doch wir dachten uns noch nichts dabei. Dann wollten wir ihr eine Karotte geben, und sie war nicht interessiert – was ungewöhnlich war. Als sie schließlich ein kleines Stück davon knabberte, begann sie plötzlich daran zu würgen." Als sich wenig später auch noch eine Maulsperre bei Star zeigte, war die niederschmetternde Diagnose klar: Tetanus – ein Schock für die ganze Familie. Star wurde sofort in eine Klinik gebracht, erhielt Infusionen und Antibiotika und war ein Bild des Jammers. Aber sie hielt durch – und nach einigen Tagen kam schließlich die erlösende Nachricht aus der Klinik, dass Star übern Berg war und überleben würde.

Für die Familie war es wie ein Lotteriegewinn – was auch der behandelnde Tierarzt Rick Farr bestätigte: „Man sieht Tetanus-Fälle nicht oft – aber wenn man mit einem erkrankten Pferd konfrontiert ist, ist es jedesmal dramatisch, die Überlebensrate liegt bei maximal 35 %", so Rick Farr, der Besitzer und Pferdehalter mit Nachdruck auf die Notwendigkeit eines ausreichenden Impfschutzes hinweist: „Viele denken einfach nicht daran. Beim Menschen gilt das Sprichwort ,Fünf zum Leben' (,Five for life') – dass man also nach fünf Impfungen sehr gut geschützt vor Tetanus ist, aber bei Pferden sieht das ganz anders aus: Die essen vom Boden, tummeln sich ständig in Erde und Schmutz – und sind daher einem viel höheren Risiko ausgesetzt. Dennoch sind Erkrankungen glücklicherweise selten – doch wenn es ums Sparen geht, dann fangen etliche bei den Imfpungen an. Aber man muss wohl nicht nachdenken, was besser ist – eine Impfung für 30,– Pfund – oder eine Tierarzt-Rechnung über 3.000,– Pfund, mit der möglichen Gefahr, sein Pferd zu verlieren", so Rick Farr.

Tetanus bei Pferden – eine latente Gefahr

Tetanus (Wundstarrkrampf) ist eine schwere akute Krankheit, die durch das Gift der Tetanusbakterien (Clostridium tetani) verursacht wird. Diese bilden ein Gift, das die Erkrankungssymptome auslöst. Die Bakterien siedeln sich im Darm an und werden mit dem Kot ausgeschieden, im Boden liegen sie als Sporen vor und können dort Jahre überdauern – die Gefahr einer Infektion ist daher omnipräsent.

Die Tetanus-Erreger gelangen über äußere, oftmals unscheinbare Verletzungen in den Körper, überraschenderweise sind große, verunreinigte Schnittwunden mit einem geringeren Tetanusrisiko verbunden als kleine Stichwunden; besonders gefährlich sind tiefe, eitrige Wunden, die keiner frischen Luft ausgesetzt sind. Typische Eintrittspforten für den Erreger sind der Nabel eines Fohlens, ein Gabelstich, ein leichter Kronentritt, eine Kastrations-Wunde usw. In eitrigen, verkrusteten Wunden ohne Sauerstoff wandeln sich die Sporen zu den aktiven, beweglichen und vermehrungsfähigen Bakterien um und bilden das Nervengift (sog. Tetanustoxin). Dieses überschwemmt den Körper durch die Blut- und Lymphbahn, bleibt an den Nervenzellen haften und führt zu Muskelkrämpfen (die verkrampfte Muskulatur kann sich nicht wieder entspannen).

Symptome
Zwischen der Infektion und dem Ausbruch der Krankheit liegen maximal 4 Wochen, bei Fohlen wiederrum ist die Inkubationszeit ziemlich kurz. Typische Tetanus-Symptome sind u.a.:

– steifes, schwerfälliges Gehen
– Aufblähen der Nüstern
– starre, nach vor gestreckte Kopfhaltung
– Vorfall der Nickhaut, die Teile des Auges verdecken kann
– erhöhte Schreckhaftigkeit
– gesteigerte Licht- und Geräuschempfindlichkeit
– Sägebockstellung
– Anheben des Schweifs
– versteifte, nach hinten gezogene Ohren und Maulwinkel
– Versteifung der Kaumuskulatur bis hin zur Kiefersperre
– Festliegen
– Schluckbeschwerden, die zu vermehrtem Speichelfluss führen

Bei schwerem Verlauf der Krankheit sterben 50-90% der Pferde (Fohlen fast alle). Tetanus kann nur behandelt und bekämpft werden, wenn man es frühzeitig erkennt. Denn je mehr Nervengift sich im Nervengewebe festsetzt, desto geringer sind die Heilungschancen.

Behandlungsmöglichkeiten

Bei den ersten Verdachtsmomenten ist umgehend der Tierarzt zu verständigen. Meist wird als erster Schritt das Pferd in eine abgedunkelte Box und in einen ruhigen Stall gebracht, jegliche Aufregung ist zu vermeiden. Serum enthält Antikörper, dass das frei im Körper vorhandene Gift bindet, nur frei im Körper vorhandenes Gift kann gebunden werden. Bereits gebundenes Gift lässt sich nicht mehr ablösen. Zusätzlich Antibiotika (Penicillin), müssen gegen die sporenbildenden Clostridien verabreicht werden. Ebenfalls hilfreich können Beruhigungsmittel sein, diese haben das Ziel, die erhöhte Schreckhaftigkeit und Krampfneigung zu dämpfen. Zur Unterstützung kann der Kreislauf durch Infusionen stabilisiert werden. Nach Überstehen der ersten Woche ist die Prognose der Heilung meist günstig.

Vorbeugung
Aufgrund der sehr hohen Empfindlichkeit der Pferde auf das Bakterium und der quasi ständigen und alltäglichen Bedrohung einer Wundinfektion sollten ALLE Pferde unbedingt gegen Tetanus geimpft werden. Hunde und Katzen sind weniger empfänglich, Vögel sind nahezu resistent.

Lassen Sie sich von Ihrem Tierarzt über den optimalen Impfschutz für Ihre Pferde beraten. Das übliche Impfschema zur Tetanus-Immunisierung sieht meist so aus:

– Grundimmunisierung 2-mal im Abstand von 6 Wochen (Fohlen dürfen ab 4 Monaten geimpft werden)
– die erste Wiederholungsimpfung folgt nach einem Jahr
– dann ist eine Auffrischung der Impfung alle 2 Jahre nötig

Geimpfte trächtige Stuten sollten vier bis sechs Wochen vor dem Fohlen einen Tetanus-Toxoid-Booster erhalten. Dies gewährleistet, dass das Fohlen maximalen Schutz vor den Antikörpern im Kolostrum (erste Milch) erhält. Fohlen beginnen ihr Impfprogramm normalerweise nach etwa vier Monaten. Fohlen ungeimpfter Stuten oder solche, die aus irgendeinem Grund kein ausreichendes Kolostrum erhalten, sollten bei der Geburt Tetanus-Antitoxin erhalten.

Pferde, die nicht geimpft sind oder einen zweifelhaften Impfstatus haben, sollten Tetanus-Antitoxin erhalten, wenn sie eine Wunde haben oder operiert werden müssen. Ein Impfprogramm sollte sofort gestartet und das Antitoxin verabreicht werden, das für drei bis vier Wochen einen vorübergehenden Schutz bietet.

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