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Kreuzfahrt-Industrie unterstützt Kampagne zum besseren Schutz von Eseln
19.03.2019 / News

Die Esel von Santorin müssen oft große Lasten und schwere Touristen tragen – das soll sich in Zukunft ändern.
Die Esel von Santorin müssen oft große Lasten und schwere Touristen tragen – das soll sich in Zukunft ändern. / Foto: The Donkey Sanctuary

Nach der internationalen Empörung über die schlimmen Lebens- und Arbeitsbedingungen von Eseln, Mulis und Pferden auf griechischen Inseln hat nun endlich auch die Kreuzfahrt-Industrie reagiert – und Verbesserungen zugesagt.

 

Es ist ein bemerkenswerter und durchaus zu lobender Schritt, den der weltweit größte Handelsverband der Kreuzfahrt-Industrie ,Cruise Lines International Association’ (CLIA) nun gesetzt hat: Man hat sich bereiterklärt, eine Kampagne der Tierschutzorganisation ,The Donkey Sanctuary’, die vor wenigen Tagen angelaufen ist, aktiv zu unterstützen und die dabei transportierten Informationen und Inhalte auch gezielt an die eigene Kundschaft – also die Touristen – weiterzugeben.

Herzstück der Kampagne ist ein Video, in dem Touristen nahegelegt wird, sich selbst einige wichtige Fragen zu stellen, bevor man auf die Dienste eines Esel- oder Maultier-Führers zurückgreift – etwa, ob die Tiere auch ausreichend mit frischem Wasser versorgt werden und ihre Ruhepausen in einem geschützten schattigen Bereich verbringen können. Die Urlauber sollen außerdem darauf achten, ob die Tragtiere von ihren Besitzern gut behandelt werden, ob sie Scheuerstellen oder gar offene Wunden aufweisen – oder ob man sie zwingt, übermäßige Lasten an Gepäck oder Touristen zu schleppen. Wenn man auch nur eine einzige dieser Fragen mit ,Ja’ beantwortet – dann sollte man sich  von diesem Esel oder Maultier nicht tragen lassen, sondern ihm lieber zu Fuß „in seinen Hufspuren" folgen. Dies ist auch der Titel dieses Videos: „In their hooves“.

CLIA hat zugesichert, dieses ansprechende und lehrreiche Video den Gästen an Bord seiner Kreuzfahrtschiffe zu zeigen und auch entsprechende Info-Broschüren auf jenen Schiffen zu verteilen, die an den relevanten touristischen Hot-Spots – insbesondere auch an der Insel Santorin – anlegen. Die Missstände auf der griechischen Insel Santorin hatten letzten Sommer zu einem wahren Aufschrei in internationalen Medien geführt. Auf Santorin landen in den Sommermonaten bis zu zehn Kreuzfahrtschiffe pro Tag, eine wahre Flut von Touristen ergießt sich dann auf die malerische Insel, die von der Anlegestelle in die Hauptstadt Fira gebracht werden wollen. Dabei sind rund 400 Höhenmeter und 588 lang gestreckte Stufen ohne jeglichen Schatten zu überwinden – entweder zu Fuß oder, was bei Touristen wesentlich beliebter ist, auf einem der dafür bereitgestellten Esel oder Maultiere. Für die ist es ein Leidensweg, den sie mehrmals täglich absolvieren müssen – und das bei drückender Hitze, denn die Zeitfenster der Kreuzfahrt-Industrie für derartige Ausflüge sind knapp bemessen, und oftmals mit übergewichtigen Touristen auf dem Rücken. Wie Tierschützer beklagen, würden die Tiere zudem nur unzureichend mit Wasser und Futter versorgt und auch medizinisch nur unzureichend betreut werden.

Die internationalen Proteste waren so heftig, dass das griechische Landwirtschaftsministerium schließlich einlenkte und neue, strengere Richtlinien für den Einsatz von Arbeits-Equiden in der Tourismus-Industrie erlassen: Die Tiere müssen u. a. täglich mit ausreichend Nahrung und frischem Trinkwasser versorgt werden, und zwar in Behälter, die nicht verunreinigt werden können und mindestens einmal täglich gesäubert werden. Arbeitstiere dürfen zudem auch keine Lasten mehr tragen, die für ihre Größe, ihr Alter oder ihre körperliche Verfassung unpassend sind – die zu tragende Last dürfe ein Gewicht von 100 kg oder ein Fünftel ihres Körpergewichts nicht überschreiten.

Tom Boardley, Generalsekretär von CLIA Europa, gab zu, dass seine Gruppe mehrere Beschwerden von Passagieren darüber erhalten hat, wie man auf Inseln wie Santorin mit Eseln, Mulis und anderen Tragtieren umgeht: „Es werden beispielsweise Touren angeboten, bei denen die Esel und Maultiere stundenlang angebunden in der heißen Sonne stehen und auch keinen Zugang zu Wasser haben. Wir unterstützen uneingeschränkt die Kampagne ,In their hooves’ von The Donkey Sanctuary und wollen damit sicherstellen, dass sich unsere Passagiere darauf verlassen können, dass wir uns auf den Kreuzfahrten unserer Mitglieder auch tatsächlich um das Tierwohl kümmern.“ CLIA ist die weltweit größte Vereinigung von Kreuzfahrt-Unternehmen – mehr als zwei Drittel aller europäischen Kreuzfahrt-Unternehmen, die auf der Touristen-Insel Santorin anlegen, zählen zu ihren Mitgliedern.

Kate Ferguson, leitende Mitarbeiterin von ,The Donkey Sanctuary’, zeigte sich hocherfreut, dass CLIA die Vision eines nachhaltigen Tourismus für Santorin teilt und die aktuelle Kampagne aktiv unterstützt: „Wir glauben, dass wir gemeinsam Touristen dazu ermutigen können, die richtigen Entscheidungen zu treffen – und zugleich die Tierbesitzer, die vom Einsatz ihrer Esel und Mulis leben, unterstützen, in dem wir ihnen entsprechende Schulungen für einen besseren Umgang und eine bessere Pflege ihrer Tiere anbieten.“

Die nun gestartete Aufklärungs-Kampagne ist zweifellos ein weiterer wichtiger Schritt, um das Leben der Arbeitstiere auf Santorin und anderen Tourismus-Destinationen zu verbessern. Es ist zu hoffen, dass möglichst viele dieses nette und informative Video sehen – und sich seinen Inhalt auch zu Herzen nehmen …

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