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Botulismus: Heimtückisches Gift tötet zwei Pferde in NÖ
20.03.2019 / News

In einem Siloballen war der Kadaver einer Schlange entdeckt worden, in dem sich das gefährliche Botulinustoxin gebildet hatte.
In einem Siloballen war der Kadaver einer Schlange entdeckt worden, in dem sich das gefährliche Botulinustoxin gebildet hatte. / Symbolfoto: Archiv Martin Haller

In einem Reitstall im niederösterreichischen Dross sind zwei Pferde an einer Botulismus-Vergiftung verendet – Ursache war wohl eine Schlange, die in einen Silageballen geraten war.

 

Pferdeleute wissen, dass auch eine Maus ein Pferd töten kann – nämlich dann, wenn sie in einen Heu- oder Siloballen geraten ist, dort verendete und mit dem Bakterium ,Clostridium botulinum’ verseucht war. Unter entsprechenden Bedingungen (Luftabschluss, hohe Feuchtigkeit und ein pH-Wert von über 4,5)  können sich die Bakterien vermehren und ein äußerst wirkungsvolles Gift – das Botulinustoxin – absondern, das bei Pferden zu Vergiftungserscheinungen und bei schwerem Verlauf sogar zum Tod führen kann.

Genau dies ist zwei Pferden einer Landwirt-Familie im niederösterreichischen Dross widerfahren. Wie die ,NÖ Nachrichten’ in ihrer Online-Ausgabe berichten, starben eine 16-jährige Stute und ein 7-jähriger Wallach, nachdem sie verunreinigte Silage gefressen hatten. Ein Pferd starb an der Pferdeklinik der Vetmeduni Wien, ein zweites musste im heimatlichen Stall durch den Tierarzt eingeschläfert werden. Ein Hengst mit nur leichten Vergiftungserscheinungen konnte mit Hilfe des Veterinärs gerettet werden.

Vergiftungen mit Botulinustoxin kommen glücklicherweise nur selten vor – enden aber häufig tödlich, wie auch der aktuelle Fall in NÖ zeigt. Botulismus kann im Wesentlichen auf zwei Arten entstehen: Entweder durch direkte Aufnahme des Toxins mit dem Futter oder durch die Produktion des Toxins in infizierten Wunden, Abszessen oder geschädigten Darmabschnitten. In der Regel erfolgt die Aufnahme des Toxins über das Futter (Silage, Heu, etc.), das mit dem Kadaver eines eingeschlossenen Tieres verunreinigt ist – das Toxin bildet sich im Tierkadaver und nach dessen Auflösung auch in seiner unmittelbaren Umgebung. Auch Vergiftungen durch kontaminiertes Wasser sind möglich, aber deutlich seltener. Das Pferd nimmt das Botulinustoxin oral auf, wodurch es in die Blutbahn gerät und von peripheren Nervenenden aufgenommen wird. In der Folge blockiert es die Freisetzung von Transmittern – es kann zu vielfältigen Ausfalls- und Lähmungserscheinungen kommen, viele Pferde leiden an Kau- und Schluckbeschwerden, allgemeiner Schwäche, Ataxie, Atemnot oder auch einer gestörten Darmtätigkeit (kolikähnliche Symptome). Diese Symptome treten meist ohne Fieber oder sonstige erkennbare Schmerzen beim Pferd auf.

Schon beim leisesten Verdacht auf Botulismus ist umgehend ein Tierarzt zu rufen, der eine genaue Diagnose stellen und auch alle nötigen Behandlungsschritte einleiten kann. Der beste Schutz vor Botulismus ist allergrößte Sorgfalt bei der Herstellung von Futtermitteln – insbesondere von Silage – sowie eine gewissenhafte Kontrolle vor dem Verfüttern, insbesondere auf den typischen Verwesungsgeruch, den eingeschlossene Tierkadaver verursachen. Wie sich im aktuellen Fall in Dross herausstellte, war in einem Siloballen eine tote Schlange entdeckt worden – mit hoher Wahrscheinlichkeit war sie der Auslöser des Botulismus. Es muss also nicht immer eine Maus, ein Feldhamster oder eine Ratte sein …

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