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Herpesfälle in Deutschland: Tierärzte plädieren für mehr Impfungen
21.03.2019 / News

Tierärzte raten einhellig zur Durchimpfung des gesamten Bestandes, um den Infektionsdruck niedrig zu halten.
Tierärzte raten einhellig zur Durchimpfung des gesamten Bestandes, um den Infektionsdruck niedrig zu halten. / Symbolfoto: Fotolia

In Deutschland taucht derzeit wieder das Equine Herpesvirus (EHV) in den Schlagzeilen auf – was zu dieser Jahreszeit auch nicht außergewöhnlich ist. Tierärzte raten Pferdebesitzern dazu, ihre Tiere zeitgerecht durchzuimpfen und den Stresspegel niedrig zu halten.

 

Alle Jahre wieder sorgen Fälle von Herpes-Infektionen für Schlagzeilen in den Tagesmedien und für Beunruhigung bei vielen Pferdebesitzern. So titelte der NDR vor wenigen Tagen „Pferdeherpes grassiert im Norden“, nachdem es in einigen Ställen in Schleswig-Holstein – so etwa im Raum Norderstedt sowie in den Landkreisen Stormarn und Rendsburg-Eckernförde – zu mehreren Krankheitsfällen gekommen war. Auch im Süden des Landes, etwa im bayerischen Aichach sowie in der Region zwischen Augsburg und Dachau, wurden lt. einem Bericht des ,Donaukurier’ mehrere Infektionen gemeldet.

So ernst man jeden dieser Fälle zweifellos nehmen und ihnen durch adäquate Behandlungs- und Hygienemaßnahmen auch entgegentreten muss, so besteht dennoch kein Anlass für übertriebene Aufregung oder gar Panik, wie auch Matthias Karstens, Geschäftsführer des Pferdesportverbands Schleswig-Holstein, besättigt: „Das ist jetzt gar nicht außergewöhnlich in dieser Jahreszeit“, so Karstens. Wenn die Pferde witterungsbedingt mehr Zeit im Stall verbringen, erhöht das die Ansteckungsgefahr – gleichzeitig kann es den Stresslevel der Pferde erhöhen und ihr Immunsystem schwächen, wenn sie weniger Zeit auf Koppeln und Weiden verbringen, die oft nur eingeschränkt benutzbar sind. Diese Kombination kann den Ausbruch von Infektionen begünstigen, nachdem die meisten Pferden das Virus latent in sich tragen.

Nicht zuletzt aus diesem Grund raten Tierärzte dringend dazu, den gesamten Bestand regelmäßig gegen EHV zu impfen. Das empfehlen auch die Ständige Impfkommission Veterinärmedizin (StIKo Vet.) in ihrer Leitlinie zur Impfung von Pferden, als auch die Deutsche Reiterliche Vereinigung (FN). Tierarzt Robert Fitz von der Tierklinik in Gessertshausen bescheinigt der Imfpung eine „hohe Wirksamkeit" – weiß aber auch, dass etliche Pferdebesitzer Vorbehalte dagegen hegen und auch in diversen Online-Foren und sozialen Medien immer wieder von Impfschäden zu lesen ist. Diese Vorbehalte teilt der Veterinär nicht: „Die Impfung ist entgegen aller Unkenrufe gut", so Robert Fitz – Impfreaktionen seien selten und nur von kurzer Dauer. Die Impfung – die alle sechs Monate aufgefrischt werden sollte, um eine „immunologische Lücke" zu vermeiden – sei die einzige Chance, den Infektionsdruck niedrig zu halten.

Experten bestätigen zwar einhellig, dass die Impfung eine hohe Wirksamkeit aufweist – bestätigen aber auch, dass immer noch viel zu wenige Tiere geschützt sind. Nach Angaben von ,MSD Tiergesundheit' werden nur etwa 30–50 % aller Pferde gegen Herpes geimpft – mit der beunruhigenden Konsequenz, dass die Herdenimmunität gegen Herpes nach wie vor unvollständig ist, „da von einem Bestandsschutz erst ab einer Impfdichte von ungefähr 70-80% in der Population gesprochen werden kann. In geimpften Beständen kann die Virusausscheidungen um bis zu 90% gesenkt werden, so dass die frei zirkulierende Virusmenge dort verglichen mit nicht geimpften Beständen nur noch 10% beträgt. Dadurch wird auch die Zahl der Neuinfektionen erfolgreich reduziert und möglicherweise können sogar Infektionsketten unterbrochen werden."

Deshalb sollte der gesamte Pferdebestand regelmäßig gegen EHV geimpft werden – freilich nur, wenn keine akuten Krankheitsfälle vorliegen, sonst wäre die Impfung sogar kontraproduktiv und könnte die Krankheit noch befeuern.

Warum eine Herpes-Impfung sinnvoll ist und was bei ihr generell zu beachten ist, hat Tierärztin Dr. Sonja Berger von der Vetmeduni Wien in einem ausführlichen Interview mit ProPferd dargestellt – sehr informativ und lesenswert!

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