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Stadt Wien setzt bei der Waldarbeit auch auf Pferdekraft
27.03.2019 / News

Holzrücker-Hannes mit seinen beiden Norikern Nero und Max.
Holzrücker-Hannes mit seinen beiden Norikern Nero und Max. / Foto: PID/Markus Wache
Hannes befestigt einen gefällten Baumstamm an das Pferdegeschirr und transportiert es mit Max und Nero Richtung Forststraße.
Hannes befestigt einen gefällten Baumstamm an das Pferdegeschirr und transportiert es mit Max und Nero Richtung Forststraße. / Foto: PID/Markus Wache
Auch solche Stämme sind für die beiden Kraftpakete Max und Nero kein Problem – zumal die zurückgelegten Distanzen nur kurz sind.
Auch solche Stämme sind für die beiden Kraftpakete Max und Nero kein Problem – zumal die zurückgelegten Distanzen nur kurz sind. / Foto: PID/Markus Wache

Um die gemeindeeigenen Wälder schonend und nachhaltig zu bewirtschaften, setzt die Stadt Wien auch Pferde für die Holzbringung ein – so etwa im Maurer Wald am Rande des 23. Wiener Gemeindebezirks.

 

Seit einigen Tagen sind Hannes, Nero und Max an der Wiener Stadtgrenze unterwegs – Hannes auf zwei Beinen, die beiden anderen auf vier Hufen. Sie sind echte Waldpferde und im „Holzrücken“ ausgebildet: Ihr Job ist, den Wald gesund zu halten – und gefällte Bäume zu entfernen und vom Dickicht des Waldes auf die Forststraße zu ziehen. Dieses jahrhundertealte Mensch-Tier-Gespann scheint in Konkurrenz zu Hi-Tech-Traktoren aus der Zeit gefallen – dabei gibt es nichts moderneres, als eine umweltbewusste Forstwirtschaft. „Dass sich hochmoderne Forstwirtschaft und traditionelle Methoden nicht ausschließen, beweist der Forstbetrieb der Stadt Wien eindrucksvoll – neben Hightech-Maschinen, setzt die MA 49 bei ihrer ökologischen Waldbewirtschaftung auch auf Pferde“ , so Umweltstadträtin Ulli Sima.

Auch wenn ein Traktor mehr Nutzlast schafft und pro Tag wahrscheinlich auf mehr Kilometer kommt: Um den Wald des 21. Jahrhunderts gesund, licht und möglichst unberührt zu halten, braucht es auch die tradierte Technologie des vergangenen Jahrtausends: Deshalb setzt die Stadt auf ihre „Holzrücker-Pferde“, die vor Frühlingsbeginn im Wald unterwegs sind – zum Beispiel im Maurer Wald am Rande des 23. Bezirks. Die Magistratsabteilung 49 betreut und pflegt dort ein sechs Hektar großes Waldgebiet. Kurz vor Weihnachten hat die Stadt mit dem Fällen einzelner Bäume begonnen. Nicht aber, um etwa Platz für Gebäude zu schaffen, sondern um den Wald zu schonen und nachhaltig lebensfähig zu halten. Wiens Wälder müssen vielfältig sein, sagt der Leiter der Forstverwaltung Wienerwald, Hannes Lutterschmied. Die gezielte Entnahme von einzelnen Bäumen wirkt sich positiv auf die Vielfalt aus, weil andere Bäume mehr Raum zum Wachsen bekommen und damit stärker werden. „Außerdem wird die Waldkrone dadurch lichter und das Sonnenlicht erreicht so den Waldboden besser. Dadurch können junge Bäume, die viel Licht benötigen, schneller wachsen. Es entstehen strukturierte Wälder, wo junge neben alten Bäumen ihren Platz finden und stabiler gegenüber den Herausforderungen des Klimawandels sind und sich besser gegen eingeschleppte Schädlinge wehren können", sagt Lutterschmied.
Dass die Bäume dann mit Hilfe von Pferden weggebracht werden, ist ein weiterer Bonus. Denn der Boden ist für das Baumwachstum die wichtigste Basis – er muss deshalb so schonend wie möglich behandelt werden. Die Hufe der Pferde sind für den Boden weitaus weniger belastend als tonnenschwere, große Traktoren, die den weichen Waldgrund unter ihren Rädern zusammendrücken und verdichten, sodaß viele Kleinstlebewesen und Mikroorganismen absterben.

Obwohl Max und Nero äußerst stark sind, können auch sie die ganz großen Brocken nicht transportieren. Zudem legen sie im Vergleich zu Lkw und Co. nur kurze Distanzen zurück. Trotzdem werden pro Jahr etwa zehn Prozent des gefällten Holzes von den Pferden von A nach B bewegt. Der Rest wird mittels Maschinen möglichst bodenschonend ins Sägewerk transportiert. Früher hat die Stadt Wien eigene Pferde gehalten. Das war aber wirtschaftlich nicht mehr tragbar, weil die Pferde rund um die Uhr, Tag für Tag, betreut werden müssen und dafür die personellen Ressourcen nicht ausreichten. Deshalb engagiert die Stadt nun Fremdfirmen, die sich auf das Holzrücken spezialisieren und heuer in Wien im Maurer Wald, im Lainzer Tiergarten und im Schwarzenbergpark werken.

Holzrücker-Hannes liebt seinen Job, das merkt man ihm an. Aber auch Max und Nero genießen sichtlich das Herumstapfen im Wald. „Für die Pferde ist das überhaupt nicht belastend", sagt er. "Ganz im Gegenteil. Wenn sie nicht genug Bewegung bekommen und nicht angestrengt werden, werden sie unrund". Die Anweisungen von Holzrücker-Hannes befolgen die beiden Hengste jedenfalls artig. Dass das so einfach von der Hand geht, ist aber gar nicht so selbstverständlich: "Zwei Jahre benötige ich im Schnitt, um ein Pferd für den Einsatz im Wald zu trainieren", sagt der Holzrücker. "Während des Trainings führe ich immer einen Veteranen und einen Neuling nebeneinander, damit das unerfahrene Pferd vom erfahrenen lernt".

Nach einem erfolgreichen Holzrücker-Tag freuen sich die Pferde auf ihr wohlverdientes Mahl. Sechs Kilo Heu und eine Portion Hafer verdrückt jeder einzelne pro Tag, damit er auch am nächsten Tag wohlgenährt und stark die nächsten Bäume aus dem Wald ziehen kann. Ende März verabschieden sich Hannes, Max und Nero wieder aus dem Maurer Wald zurück in ihre Heimat nach Kärnten. Im nächsten Winter kommen sie aber bestimmt wieder und freuen sich auf alle, die sie bei der Arbeit besuchen. Wiens Wälder sind sowieso immer einen Abstecher wert, sagt Hannes: "Man muss einfach sehen, wie schön es hier im Maurer Wald ist - für Mensch und für Tier."

Quelle: Presse- und Informationsdienst der Stadt Wien

Hier kann man Nero, Max und Holzrücker-Hannes bei ihrer Arbeit beobachten – eindrucksvoll, was hier geleistet wird …

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