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Schlafverhalten bei Tieren: Wieso Pferde eine Ausnahme sind
28.03.2019 / News

Pferde können auch im Stehen schlafen – doch nur im Liegen erholen sie sich wirklich optimal.
Pferde können auch im Stehen schlafen – doch nur im Liegen erholen sie sich wirklich optimal. / Symbolfoto: Archiv Martin Haller

Wissenschaftler der Universität Zürich haben das Schlafverhalten von 250 Säugetieren untersucht – sie wollten herausfinden, wieso manche im Stehen, andere im Liegen oder auch im Sitzen ausruhen. Doch die Antwort erwies sich als komplizierter als gedacht – vor allem Pferde entpuppten sich als große Ausnahme.

 

Das Forscherteam der Universität Zürich rund um Prof. Dr. Marcus Clauss hat die Ruhe- und Schlafpositionen von insgesamt 250 pflanzenfressenden Säugetieren in diversen Zoos analysiert und dafür mehr als 30.000 Ruhephasen ausgewertet. Ursprünglich gingen die Wissenschaftler von einem Zusammenhang zwischen der Ruheposition und dem Verdauungssystem aus: Bei Wiederkäuern wie Kühen, Schafen, Antilopen, Hirschen oder Giraffen werden im Magen die Futteranteile, die noch einmal gekaut werden sollen, anhand der Schwerkraft aussortiert. Damit dies jederzeit reibungslos funktioniert, muss der Magen im Stehen wie im Liegen die gleiche Position zur Schwerkraft haben. Das ist der Grund, warum Kühe immer in Brustlage ruhen und sich so gut wie nie auf die Seite legen.

Körpergröße als entscheidender Faktor
Die Wissenschaftler nahmen daher an, dass sich Tiere, die nicht auf die gleiche Art verdauen, eher auf die Seite legen können – doch diese Vermutung stimmte nicht ganz: Neben anderen Faktoren beeinflusst die Körpergrösse die Ruheposition der Tiere mehr als der Verdauungstyp. Kleine Tiere mit kurzen Beinen verweilen viel in Brustlage – ihre Körperform ist dafür ideal. So zum Beispiel die Klippschliefer aus Afrika, die an Meerschweinchen erinnern. „Je kürzer der Abstand der Körpermitte zum Boden ist, desto eher legen sich die Tiere hin", sagt Prof. Marcus Clauss von der Klinik für Zoo-, Heim- und Wildtiere der UZH. Je grösser die Tiere sind, desto häufiger legen sie sich ganz auf die Seite, was bei massigen Tieren bequemer für die Beine ist.

Pferde sind die große Ausnahme
Aber es gibt Ausnahmen: Grosse Tiere ruhen auch im Stehen. Pferde tun dies beispielsweise viel häufiger als ihre nächsten Verwandten, die Tapire oder Nashörner. Dabei «fixieren» sie jeweils im Stand mit ihrer Kniescheibe eines ihrer Hinterbeine, ohne dafür die Muskeln anspannen zu müssen. Pferde können auch im Stehen schlafen – und sind daher im Fall einer plötzlichen Bedrohung schneller fluchtbereit: ein evolutionärer Vorteil. Allerdings ist  anzumerken, dass der Erholungswert dieses „stehenden Schlafes“ für die Pferde geringer ist, wie deutsche Wissenschaftler kürzlich nachweisen konnten: Nur im sogenannten REM-Schlaf – in den Pferde nur im Liegen eintauchen können – tritt eine vollständige Muskelentspannung und optimale Erholung ein. Wenn sich Pferde – aufgrund welcher Umstände auch immer – nicht hinlegen können oder wollen, führt dies zu einem REM-Schlaf-Mangel, der auch negative gesundheitliche Folgen nach sich ziehen kann. (Details dazu findet man in diesem Artikel.)

Elefanten liegen auf der Seite
Von allen Pflanzenfressern liegen die Elefanten am häufigsten in Seitenlage. Werden sie jedoch älter und können nicht mehr so gut aufstehen, meiden sie das Ablegen. «Darum ist es wichtig, Elefanten im Zoo Hügel aus Sand zur Verfügung zu stellen. Wenn sie leicht schräg liegen, kommen auch alte Tiere viel leichter wieder hoch», erklärt Christian Schiffmann, der Elefanten-Spezialist im Team der Forschenden. Haben die Tiere diese Möglichkeit nicht, lehnen sie sich vermehrt an Wänden, Pfosten oder Baumstämme an.

Flusspferde dagegen scheinen bis ins hohe Alter beweglich zu sein und legen sich auf die Seite. Nagetiere machen auch gerne einmal sitzend eine Pause. Als einzigartig unter den beobachteten Säugetieren erwiesen sich laut den Forschern die Riesenkängurus: Sie sind nicht nur Zweibeiner wie wir Menschen, sie schlafen auch immer wieder gerne auf dem Rücken.

Die Studie „Resting postures in terrestrial mammalian herbivores" von Endre Pucora, Christian Schiffmann und Marcus Clauss ist am 26. März 2019 im ,Journal of Mammalogy' erschienen und kann in englischer Kurzfassung hier nachgelesen werden.

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