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Headshaking: Schmerzen des Bewegungsapparats können eine Ursache sein
05.04.2019 / News

Vielen Pferdebesitzern und Trainer fällt es oft schwer, geringgradige Lahmheiten zu erkennen – was in der Folge auch zu falschen Diagnosen führen kann.
Vielen Pferdebesitzern und Trainer fällt es oft schwer, geringgradige Lahmheiten zu erkennen – was in der Folge auch zu falschen Diagnosen führen kann. / Symbolfoto: Archiv

Headshaking kann häufig auch durch muskuläre bzw. skelettale Schmerzen ausgelöst werden – und sollte daher frühzeitig als mögliche Ursache abgeklärt werden, so eine aktuelle britische Studie.

 

Die britischen Wissenschaftler, die diese Untersuchung durchführten, berichteten von einer dramatischen Verbesserung des Headshaking-Verhaltens bei fünf von sechs Pferden, nachdem deren musko-skelettalen Probleme beseitigt worden waren. Die Pferde waren zur Untersuchung eines Headshaking-Syndroms in eine Klinik des ,Animal Health Trust’ eingeliefert worden –  insbesondere sollte abgeklärt werden, ob das Headshaking durch eine Reizung bzw. Entzündung des Trigeminus-Nervs ausgelöst wurde (Trigeminus-induziertes Headshaking) oder möglicherweise eine andere Ursache vorlag.

Die Fallstudien der sechs Pferden, die allesamt deutliches Headshaking (vertikales Auf-Ab-Bewegen des Kopfes während des Reitens) zeigten, wurden von den Wissenschaftlern analysiert und die klinischen Ergebnisse zusammengefasst. Auch die gesamte Vorgeschichte der Pferde wurde einbezogen, inklusive einer Videodokumentation, sofern vorhanden. Eine umfassende klinische Untersuchung im Ruhezustand und bei Belastung, einschließlich Beurteilung unter dem Reiter, wurde bei mehreren Gelegenheiten durchgeführt, mindestens an zwei unterschiedlichen Tagen; diagnostische Ruhigstellungen und Bilddiagnosen wurden ausgeführt. Zudem wurde eine gründliche Sichtung der Literatur über Trigeminus-ausgelöstes (diopathisches) Headshaking durchgeführt. Alle sechs Pferde zeigten Headshaking unter dem Reiter, zwei davon auch an der Longe.

Alle Pferde hatten unterschiedliche Quellen muskulärer bzw. skelettaler Schmerzen. Fünf Pferde zeigten keinerlei Headshaking mehr, nachdem die Ursache der musko-skelettalen Schmerzen beseitigt worden war – bei zwei Pferden waren dies schlecht sitzende bzw. schlecht angepasste Sättel, bei drei weiteren waren es Lahmheiten, bei denen man die Schmerzursache durch orthopädische Interventionen beheben konnte.

Auch das sechste Pferd zeigte eine deutliche Verbesserung des Verhaltens. Es zeigte auch klinische Symptome im Ruhezustand, und eine trigeminale Komponente seines Headshaking ist sehr wahrscheinlich. Viele Pferde mit trigeminal verursachtem Headshaking zeigen klinische Anzeichen sowohl in Ruhe als auch beim Reiten, oft mit einer Verschlechterung beim Reiten.

Jedoch zeigten alle Pferde dieser Gruppe zusätzliche Zeichen von muskulär-skelettalen Schmerzen unter dem Reiter, verglichen mit Arbeit an der Hand oder an der Longe. Keines dieser Pferde zeigte übertriebenes Schnauben oder Niesen, als ob ein Insekt in der Nase wäre oder/und Reiben der Nase an den Vorderbeinen, was oft bei Pferden mit trigeminalem Headshaking zu sehen ist. Kein Pferd hatte eine Vorgeschichte von saisonalen klinischen Symptomen.

Die zentrale Erkenntnis ihrer Studie war, dass es für Tierärzte besonders wichtig ist, Schmerzsymptome im Verhalten zu erkennen – und Kopfschlagen während des Reitens kann eines davon sein – und dieses Verhalten von Trigeminus-induziertem Headshaking zu unterscheiden. „Es ist bereits vielfach nachgewiesen worden, dass Pferdebesitzer und Trainer geringgradige Lahmheiten oft nur sehr unzureichend erkennen können – und dass es daher einen hohen Anteil von Pferden gibt, die bei normaler Arbeit lahm sind“, so die Wissenschaftler. Und weiter: „Es war daher nicht überraschend, dass die Pferde in der vorliegenden Untersuchung nicht als lahm eingestuft worden waren – und ihr Kopfschlagen anfänglich als ,klassisches Headshaking’ beurteilt wurde. Unsere Studie bietet eine alternative Erklärung für dieses heftige Kopfschlagen. Obwohl Trigeminus-induziertes Headshaking häufig durch Bewegung verschlechtert wird, ist das Kopfschlagen, das nur unter dem Reiter und nicht an der Longe auftritt, viel wahrscheinlicher eine Folge von Schmerzen des Bewegungsapparates.“ Dieses Kopfschlagen gilt es vom Trigeminus-induzierten Headshaking zu unterscheiden, das viel häufiger auch im Ruhezustand gezeigt wird, mit dem Wetter bzw. bestimmten Jahreszeiten zusammenhängt und auch einige andere spezifische Symptome aufweist.

Die Untersuchung „Head tossing behaviour in six horses: Trigeminal-mediated head-shaking or musculoskeletal pain?" von Katy Thompson, Cheryl Chan und Sue Dyson ist am 24. März 2019 erschienen und kann in englischer Kurzfassung hier nachgelesen werden.

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