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West Nil-Virus: Experten empfehlen Impfung von Pferden in betroffenen Gebieten
09.04.2019 / News

Das West-Nil-Virus wird durch Stechmücken übertragen und wurde 2018 in Deutschland erstmals bei einem Pferd nachgewiesen.
Das West-Nil-Virus wird durch Stechmücken übertragen und wurde 2018 in Deutschland erstmals bei einem Pferd nachgewiesen. / Symbolfoto: Fotolia

Der Bundesverband für Tiergesundheit e.V. hat in einer Aussendung auf die steigende Gefahr des West Nil-Virus hingewiesen – und schließt sich den Impf-Empfehlungen führender Experten an.

 

Ende August 2018 wurde vom Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) erstmals in Deutschland eine West-Nil-Virus (WNV)-Infektion bei einem Bartkauz aus der Region Halle/Saale festgestellt. Nachfolgend erfolgten weitere Nachweise bei Vögeln und es wurde der erste tödlich verlaufene Fall einer Infektion bei einem Pferd in Brandenburg nachgewiesen. In Bayern hat sich ein Tierarzt mit hoher Wahrscheinlichkeit bei der Obduktion eines toten Vogels mit dem Virus angesteckt.

In weiterer Folge hat die Ständige Impfkommission Veterinärmedizin (StIKo Vet) eine Stellungnahme zur Impfung von Pferden gegen WNV erarbeitet. Darin gibt sie eine Impf-Empfehlung für Pferde in den betroffenen Gebieten – und zwar im Wesentlichen aus prophylaktischen Gründen, da jedenfalls mittelfristig mit einer weiteren Verbreitung des Virus zu rechnen ist: „Bei aller Unwägbarkeit kann als wahrscheinlich angenommen werden, dass das WNV in Culex-Mücken in den bislang betroffenen Gebietenüberwintern wird, und es dort auch in den nächsten Jahren zu Infektionen bei Vögeln, Pferden und. Menschen kommen wird. Welche Fallhäufigkeit sich daraus ergibt und welche Ausbreitungstendenz das Virus zeigen wird,hängt nicht zuletzt von den Witterungsbedingungen ab. Es ist bei entsprechenden Wetterlagen nicht unrealistisch anzunehmen, dass sich WNV – ähnlich wie beim Usutu-Virus – in den nächsten Jahren über das gesamte Bundesgebiet ausbreiten und dabei auch Erkrankungsfälle bei Pferden verursachen wird."

Weiter heißt es: „Die Ständige Impfkommission Veterinärmedizin empfiehlt daher, Pferde, die in den bereits betroffenen Gebieten gehalten werden oder die während der Mückensaison z.B. im Rahmen von Pferdesportveranstaltungen in diese Gebiete verbracht werden sollen, gegen WNV zu impfen. Hierfür sollte die Grundimmunisierung vor Beginn der nächsten Mückensaison, d.h. vor Ende Mai 2019, abgeschlossen sein. In Abhängigkeit vom weiteren Seuchengeschehen ist mittelfristig eine flächendeckende Impfung aller Pferde im Bundesgebiet anzustreben. Die Impfung von Pferden schützt das Einzeltier vor den Folgen einer WNV-Infektion. Auf die Virusübertragung und das Ansteckungsrisiko der Pferde und anderen empfänglichen Wirte hat die Impfung von Pferden nach gegenwärtigem Kenntnisstand keinen Einfluss. Aus Sicht der StIKo Vet ist die Einführung einer Pflichtimpfung daher nicht sinnvoll."

Ein zoonotischer Erreger
Das Virus wird von blutsaugenden Stechmücken übertragen und zirkuliert in der Natur in einem Vogel-Stechmücken-Vogel-Kreislauf. Auch wenn Pferde sich ebenfalls infizieren können, gelten sie wie der Mensch als sogenannter Fehlwirt. Das bedeutet, dass sich das Virus nicht in dem Maße vermehrt, um eine weitere Infektion von Stechmücken auslösen zu können.

Bei Pferden verläuft eine WNV-Infektion häufig symptomlos, zum Teil treten fiebrige Allgemeinerkrankungen auf. Bei etwa acht Prozent der infizierten Pferde kommt es aber zum Teil zu schweren neurologischen Symptomen. Diese Verlaufsform geht dann auch mit einer hohen Sterbewahrscheinlichkeit (Letalität) von ca. 30 - 50 Prozent einher. Überlebende Pferde können lebenslang unter Ausfallserscheinungen leiden.

Das WNV zählt zu den zoonotischen Erregern. In Südeuropa ist es im vergangenen Sommer zu zahlreichen Infektionen von Menschen gekommen. Vor allem Italien, Griechenland, Rumänien und Ungarn sowie weitere osteuropäische Staaten waren betroffen. Auch in Südfrankreich traten Fälle auf. In letzter Zeit gab es zudem Berichte über WNV-Nachweise und Erkrankungen in Österreich und Tschechien.

Die WNV-Infektion beim Menschen verläuft in etwa 80 Prozent der Fälle symptomlos. Bei den meisten übrigen treten zumeist nur leichte Krankheitssymptome wie Fieber und grippeähnliche Erscheinungen auf. Dieser klassische Verlauf der Krankheit wird deshalb auch als "West-Nil-Fieber" bezeichnet. In weniger als einem Prozent der Infektionen kommt es zu einem schweren, hoch fieberhaften Krankheitsverlauf mit Meningitis oder Enzephalitis, der zu bleibenden neurologischen Schädigungen führen und in seltenen Fällen tödlich enden kann.

Die WNV-Infektion bei einem Vogel oder Pferd ist seit Ende 2009 eine anzeigepflichtige Tierseuche.

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