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Zuviel Eisen im Wasser kann Pferde krank machen
12.04.2019 / News

Nehmen Pferde über das Tränkwasser zuviel Eisen auf, reichert es sich in der Leber und anderen Organen an und führt zu schweren gesundheitlichen Beenträchtigungen – und sogar bis zum Tod.
Nehmen Pferde über das Tränkwasser zuviel Eisen auf, reichert es sich in der Leber und anderen Organen an und führt zu schweren gesundheitlichen Beenträchtigungen – und sogar bis zum Tod. / Foto: Archiv

Ein zu hoher Eisengehalt im Wasser kann bei Pferden zu schweren Erkrankungen und sogar zum Tod führen, wie eine aktuelle Studie aus den Niederlanden zeigt. Die Forscher raten dazu, den Eisengehalt des Tränkwassers überprüfen zu lassen.

 

Eisen ist für Mensch und Tier ein lebensnotwendiger Mineralstoff, der aus diesem Grund auch in diversen Nahrungsergänzungsmitteln bzw. Futterzusätzen enthalten ist, um einen Eisenmangel und seine negativen Begleiterscheinungen zu vermeiden. Doch sowohl beim Menschen, als auch beim Pferd gibt es – wenngleich sehr selten – auch das Gegenteil, nämlich eine Überbelastung bzw. übermäßige Anreicherung von Eisen im Körper, mit ebenfalls gravierenden gesundheitlichen Folgen. Wie niederländische Forscher nun herausgefunden haben, können auch Pferde, die über einen längeren Zeitraum hohen Eisengehalten in Wasser, Gras oder Heu ausgesetzt sind, das Mineral in ihren Lebern ansammeln können, was zu einer chronischen Eisenüberladung – zur sogenannten Hämochomatose – führt.

Die Wissenschaftler haben diese chronische Eisenüberladung näher unter die Lupe genommen, nachdem bei zwei genetisch nicht verwandten Pferden eines niederländischen Pferdehofs eine Hämochromatose – also eine Anhäufung von überschüssigem Eisen im Körper – und eine Leberfunktionsstörung diagnostiziert worden waren. Insgesamt untersuchte das Team 22 Fälle (21 nicht verwandte Pferde und einen Esel) aus acht unterschiedlichen Betrieben, die auf der Universitäts-Tierklinik Utrecht untersucht worden waren und in denen Blut- oder Lebergewebeproben Hämochromatose nachgewiesen wurde. Sämtliche Tiere zeigten klinische Anzeichen von Gelbsucht, Gewichtsverlust, ein struppiges, raues Fell und Abgeschlagenheit.

Die Forscher entnahmen daraufhin auf den betroffenen Betrieben Wasserproben und ließen diese im Labor analysieren. Wie sich herausstellte, wiesen alle Proben einen sehr hohen Eisengehalt im Bereich von mehr als 0,7 mg Fe/L (Milligramm Eisen pro Liter) auf – also deutlich mehr als die zulässigen Höchstgrenze von 0,3 mg Fe/L in den Niederlanden. Das Wasser war damit als Tränkwasser für Tiere ungeeignet, so die Wissenschaftler – und ganz eindeutig die Ursache für die Eisenüberladung der Equiden.

Die Tierärzte an der Universitäts-Tierklinik Utrecht behandelten die betroffenen Tiere aufgrund ihrer klinischen Anzeichen und setzten auch unterstützende Therapien ein, einschließlich Elektrolytinfusionen, Corticosteroiden, Antibiotika, NSAIDs (nicht-steroidale, entzündungshemmende Medikamente), Opioiden, Vitamin-E-Ergänzungen und/oder Omeprazol. Trotz aller Bemühungen mussten fünf betroffene Tiere, bei denen letztendlich Leberversagen diagnostiziert wurde, eingeschläfert werden. Der Zustand von vier weiteren Pferden verschlechterte sich ebenfalls zusehends – auch sie mussten in einem Zeitraum von neun Monaten bis 4,4 Jahre nach der Diagnose eingeschläfert werden.

Bei der Obduktion zeigte sich, dass die Lebern der betroffenen Equiden kleiner als normal waren, eine rostbraune Farbe hatten und oft ein knotenförmiges Aussehen hatten. Die Forscher entdeckten auch Eisenansammlungen in anderen Organen, einschließlich der Bauchspeicheldrüse, der Lunge, der Milz, des Gehirns, der Nieren, des Darms, der Schilddrüse und der Nebennieren.

Die verbleibenden 13 Tiere waren zum Abschluss der Studie per 1. Jänner 2018 noch am Leben, die Diagnose-Stellung lag bei ihnen zwischen 17 und 79 Monaten zurück. Eine signifikante Verbesserung ihres Zustandes hatte sich trotz aller Behandlungen nicht eingestellt, auch ihre Eisenwerte waren nahezu unverändert hoch. Das zeigt, wie schwierig die Therapie einer Hämochromatose nach wie vor ist, so einer der Co-Autoren der Untersuchung.

Nach Angaben der beteiligten Forscher ist dies die erste Studie, die nachweisen konnte, dass eine langandauernde, zu hohe orale Aufnahme von Eisen – im konkreten Fall durch das Tränkwasser – schwere klinische Symptome bei Equiden auslösen kann, die bis zum Tod führen können. Ihr Resümee: „Chronische Eisenüberbelastung kann zu Hämochromatose und Lebererkrankungen bei Equiden führen. Die Entwicklung der Krankheit verläuft langsam, und die klinischen Anzeichen sind nicht spezifisch. Langfristig zu hohe Eisenaufnahme in Equiden sollte daher vermieden werden. Wenn Tiere aus natürlichen Wasserquellen trinken, ist es wichtig, das Wasser auf seinen Eisengehalt zu testen.“

Hintergrund: Das Eisen im Wasser
Zu hoher Eisengehalt im Grund- bzw. Trinkwasser kann unterschiedliche Ursachen haben. So enthalten etwa landwirtschaftliche Düngemittel Eisen und versorgen den Boden mit Nährstoffen für die Nutzpflanzen. Zudem ist das Übergangsmetall Teil des Futters für Kühe und Schweine. Auf diese Weise gelangt zusätzlich es in die Erde und kann mit dem Regen bis in tiefere Erdschichten in das Grundwasser gelangen. Extensiv landwirtschaftlich genutzte bzw. übermäßig gedüngte Flächen können daher leicht zu einem erhöhten Eisengehalt im Grundwasser führen. Auch für Rohrinstallationen im Haushalt können eisenhaltige Materialien verwendet werden, die sich mit der Zeit aus der Leitung lösen und ebenfalls den Eisengehalt im Trinkwasser erhöhen. Der Grenzwert für Eisen im Leitungswasser liegt in Österreich und Deutschland bei 0,2 mg pro Liter Trinkwasser. Während der Eisengehalt in Österreichs Grundwasser kein signifikantes Problem darstellt, weist das Grundwasser besonders bei Brunnen in Norddeutschland und in Teilen Ost- und Westdeutschlands einen Eisenanteil auf, der oft deutlich über dem gesetzlichen Grenzwert liegt. In diesen Fällen ist der Einsatz bzw. Einbau von entsprechenden Filtersystemen dringend anzuraten. In jedem Fall sollte man in diesen Regionen das Brunnenwasser – wenn es als Trinkwasser für Tiere oder Menschen verwendet wird – regelmäßig labortechnisch untersuchen lassen.

Die Studie „Chronic iron overload causing haemochromatosis and hepatopathy in 21 horses and one donkey" von M.J.P. Theelen, M. Beukers, G.C.M. Grinwis und M.M.Sloet van Oldruitenborgh-Oosterbaan ist in der Mai-Ausgabe 2019 der Zeitschrift ,Equine Veterinary Journal' erschienen und kann in englischer Zusammenfassung hier nachgelesen werden.

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