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Tierschützer retten Hunderte Esel vor qualvollem Tod
17.04.2019 / News

Hunderte Esel sind auf dem heillos überfüllten Areal im brasilianischen Bundesstaat Bahia untergebracht – unter unzumutbaren Bedingungen, ohne Nahrung und sauberem Wasser.
Hunderte Esel sind auf dem heillos überfüllten Areal im brasilianischen Bundesstaat Bahia untergebracht – unter unzumutbaren Bedingungen, ohne Nahrung und sauberem Wasser. / Foto: The Donkey Sanctuary

Durch den Einsatz internationaler Tierschützer – allen voran der Organisation ,The Donkey Sanctuary’ – konnten im brasilianischen Bundesstaat Bahia mehr als 400 Esel vor dem sicheren Tod gerettet werden.

 

Es ist – wie auch ProPferd schon berichtet hat – ein grausamer Geschäftszweig, den chinesische Firmen seit vielen Jahren betreiben und damit Millionengewinne scheffeln: Aus der Haut von Eseln wird in China eine Gelatine gewonnen, die ein wesentlicher Bestandteil des Heilmittels ,Ejiao’ ist – eines in der chinesischen Medizin äußerst populären Medikaments, das gegen zahlreiche Beschwerden eingesetzt wird und u. a. die Blutzellenbildung fördern soll. Die riesige Nachfrage nach Ejiao in den letzten 20 Jahren dazu geführt, daß die Esel-Population in der Volksrepublik China  von 11 Millionen auf sechs Millionen Tieren nahezu halbiert wurde. Längst kann das Land den enormen Bedarf nicht mehr im Inland decken – und geht daher auf weltweite Einkaufstour. Lange Jahre konzentrierte man sich dabei auf Afrika – was auch dort zu einer drastischen Dezimierung der Bestände geführt hat, viele afrikanische Länder haben daher bereits Exportverbote für Esel verhängt, auch gegen die in Afrika betriebenen Schlachthöfe regt sich immer größerer Widerstand.

Mittlerweile aber sind die chinesischen Aufkäufer für Esel auch auf anderen Kontinenten unterwegs, insbesondere auch in Südamerika, wo es noch größere Eselpopulationen gibt. Besonders aktiv waren sie in Brasilien, wo in den letzten Jahren immer mehr Schlachthöfe für die Ejiao-Produktion entstanden sind – sehr zum Missfallen von Tierschützern und der regionalen Landbevölkerung, die noch vielfach auf ihre Esel als Trag- und Arbeitstiere angewiesen ist. Mit Ende 2018 hat die brasilianische Regierung dieser Praxis ein Ende gesetzt und sämtliche Schlachthöfe für die Ejiao-Produktion geschlossen. In Ermangelung dieser Schlachthöfe sind illegale Händler dazu übergegangen, die Esel zu Hunderten in eingezäunten Depots unterzubringen und dort gleichsam „zwischenzulagern" – in der Hoffnung, dass das Verbot in absehbarer Zeit wieder aufgehoben wird.

Auf ein derartiges Depot im Bundesstaat Bahia im Nordosten von Brasilien ist die brasilianische Organisation Fórum Nacional de Proteção und Defesa Animal (Forum Animal) vor kurzem gestoßen – und konnte von der zuständigen Behörde auch erreichen, die Aufsicht über die leidgeprüften Tiere zu erhalten. Die Esel hatten über viele Tage große Entfernungen zurückgelegt, in drückender Hitze und beengten Lastwagen, bevor sie die heillos überfüllte Farm erreichten, auf der sich das Leid der Tiere jedoch ungebrochen fortsetzte. Forum Animal war alleine durch das schiere Ausmaß der Tragödie überfordert – und ersuchte um internationale Unterstützung. Die Organisation ,The Donkey Sanctuary’ schickte sofort zwei Teams aus Mexiko und Großbritannien los und rekrutierte weitere Mitarbeiter aus Brasilien, darunter Tierärzte und juristische Berater, um umfassende Hilfe leisten zu können.

Bei der Ankunft auf dem eingezäunten Areal in Bahia bot sich ihnen ein schrecklicher Anblick, wie ,The Donkey Sanctuary’ auf seiner Website berichtet: „Die meisten Esel waren untergewichtig, einige stark unterernährt und sehr schwach. Zahlreiche Kadaver lagen verstreut am Boden, und Geier umkreisten die Herde unablässig. Die Esel kämpften darum, auf dem eingezäunten Gelände zu überleben, die natürlichen Nahrungsquellen waren erschöpft und ihre einzige Wasserversorgung war durch die Kadaver jener Esel verschmutzt, die dort gestorben waren.“

Im ursprünglichen Bericht hieß es, dass 700 Esel auf dem Areal gehalten wurden – nicht eingerechnet 200 weitere, die bereits verstorben waren – aber innerhalb weniger Wochen war der Bestand von 700 auf nur noch 400 zurückgegangen: Es war ein Massensterben. Zu den Hauptursachen für die enorme Todesrate gehörte neben der schlechten Ernährung auch Hyperlipämie – eine potenziell tödliche Erkrankung, für die Esel besonders anfällig sind und die durch Nahrungsmangel bei gleichzeitig erhöhtem Stress ausgelöst werden kann und zu einer Entgleisung des Stoffwechsels führt. Eduardo Santurtun, Regionaldirektor von The Donkey Sanctuary für Amerika, sagt: „Diese Esel müssen mit vielen verschiedenen Herausforderungen zurechtkommen, die allesamt zu Stress führen. Leider ist dies ein typisches Beispiel dafür, wie Stress bei Tieren zum Tod führen kann.“

Die Teams taten alles in ihrer Macht stehende, um die Lebensbedingungen vor Ort zu verbessern: Sie beurteilten den Zustand jedes Esels und sorgten für die notwendigen tierärztliche Behandlungen. Zweimal am Tag wurde Heu an die Esel verteilt, und in der Nähe des Eingangs wurde ein neuer Wassertrog installiert, um Zugang zu sauberem, frischem Wasser zu ermöglichen.

Das Team führte zweimal täglich genaue Kontrollen auf dem gesamten Areal durch und fand häufig Esel, die zu schwach waren, um aufzustehen - selbst für Nahrung und Wasser. Für einige Esel kam leider jede Hilfe zu spät – doch viele konnten durch das Eingreifen der Tierschützer gerettet werden, bei einem großen Teil des Bestandes konnte man den gesundheitlichen Zustand stabilisieren oder sogar verbessern. Dennoch bleibt die Betreuung eine Herausforderung für die nächsten Wochen und Monate, wie ,The Donkey Sanctuary’ berichtet: „Trotz aller Anstrengungen ist die Zukunft dieser Eselherde immer noch ungewiss. Während sich unser Team vor Ort auf die tierärztliche Versorgung konzentriert, die diese Tiere so dringend benötigen, entwickeln wir zusammen mit .Forum Animal’ einen dreimonatigen Managementplan, bevor wir konkret über die langfristigen Perspektiven entscheiden werden. Mit Sicherheit kann gesagt werden, dass diese Esel jetzt, da wir eingegriffen haben, in einer viel besseren Lage als zuvor sind. Ihre Lebensbedingungen und die allgemeine Gesundheit der Gruppe verbessern sich mit jedem Tag. Nur durch Ihre Spenden können wir in solch schwierigen Situationen kompetent beraten und die erforderlichen veterinärmedizinische Maßnahmen ergreifen – über die weiteren Entwicklungen werden wir regelmäßig informieren.“

Dieser kurze Video-Clip von ,The Donkey Sanctuary’ gibt einen Einblick in die Zustände und in Arbeit des Krisenteams vor Ort …

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