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EMS bei Pferden: Vererbbarkeit höher als bislang angenommen
14.05.2019 / News

Welsh-Ponys gelten als Pferderasse mit hohem EMS-Risiko und waren Teil der aktuellen US-Studie.
Welsh-Ponys gelten als Pferderasse mit hohem EMS-Risiko und waren Teil der aktuellen US-Studie. / Foto: Hanna V

Im Rahmen einer Studie konnte nachgewiesen werden, dass die Genetik das Risiko eines Pferdes, am Equinen Metabolischen Syndrom (EMS) zu erkranken, deutlich stärker beeinflusst als bisher gedacht.

 

Dass manche Pferderassen ein höheres erbbedingtes Risiko als andere in sich tragen, an EMS zu erkranken, war schon bisher bekannt – doch diese genetische Prädisposition könnte deutlich einflussreicher sein als bislang gedacht: Das haben Forscher in den USA herausgefunden – ihre jüngsten Studienergebnisse legen nahe, dass bestimmte mit EMS verbundene Stoffwechselmerkmale eine Vererbbarkeit von bis zu 80 % aufweisen können.  

Als Ursachen von EMS galten bislang ungünstige Haltungsbedingungen, insbesondere ein Übermaß an Futter und ein Mangel an Bewegung, auf der einen Seite sowie genetische Prädisposition auf der anderen Seite. Wenn man den Ergebnissen der aktuellen Studie folgt, dann ist der letztgenannte Faktor deutlich einflussreicher als bislang angenommen – was ist in vielerlei Hinsicht folgenreich wäre: Der Grad der Vererbarkeit entscheidet über die Wahrscheinlichkeit, dass ein Fohlen bestimmte genetische Faktoren beider Elternteile erbt, so Elaine M. Norton, Doktorandin an der Veterinärmedizinischen Universität von Minnesota in St. Paul, die an der vor kurzem veröffentlichten Studie mitarbeitete.

„Wir haben erwartet, dass die Erblichkeit der mit EMS verbundenen genetischen Merkmale bei etwa 40 % liegt“, so Prof. Molly McCue, die ebenfalls an der Untersuchung mitgearbeitet hat gegenüber dem Portal TheHorse.com. „Die Tatsache, dass einige Merkmale höhere Wahrscheinlichkeiten aufwiesen, ist überraschend und aufregend.“

EMS ist eine bei Pferden und Ponys immer häufiger auftretende Stoffwechselstörung, die vielfach mit einem erhöhten Hufrehe-Risiko und einer Insulin-Fehlfunktion (abnorme Insulinreaktionen) einhergeht sowie mit generell erhöhtem oder partiellem Übergewicht (Fettdepots an bestimmten Körperregionen), das nur schwer abgebaut werden kann. Auch die sogenannte Dyslipidämie (abnorme Lipid- oder Fettwerte im Blut) und veränderte Adipokin-Konzentrationen (Proteine, die von Fettgewebe ausgeschieden werden) sind typische Merkmale von EMS.

Die Wissenschaftler der Veterinärmedizinischen Universität von Minnesota untersuchten Genom-Daten von 264 Welsh-Ponys und 286 Morgan-Pferden – die bislang größte Studienpopulation für eine EMS-Untersuchung dieser Art. Beide Pferderassen gelten als besonders EMS-gefährdet – was durch die nun vorliegenden Ergebnisse nachhaltig bestätigt wird. Und sie unterstreichen die Bedeutung strategischer Zuchtentscheidungen, so Elaine M. Norton.

Die Genotyp-Daten wurden verwendet, um die Vererbbarkeit von insgesamt neun EMS-relevanten Stoffwechselmerkmalen abzuschätzen. Zu den Merkmalen gehörten Messungen von Insulin, Glucose, nicht veresterten Fettsäuren (NEFA), Triglyceriden, Leptin, Adiponectin, ACTH und Glucose (GLU-OST) und Insulin (INS-OST) nach einem oralen Zuckerbelastungstest. Bei Welsh-Ponys wiesen sieben der neun Merkmale statistisch signifikante Werte auf, die als mäßig bis hoch vererbbar einzustufen sind – wobei der Faktor ,Insulin’ mit einer geschätzten Vererbbarkeit von über 80 % herausragte. Bei den Morgan-Pferden wurden sechs der neun Merkmale mit einer mäßigen bis hohen Vererbbarkeit klassifiziert.

„Wir werden niemals in der Lage sein, die EMS-Disposition quasi aus einer Rasse herauszuzüchten – denn es gibt Hunderte genetischer Faktoren, die man dabei berücksichtigen müsste“, so Norton. „Dennoch sollte man diese Disposition berücksichtigen, wenn man bei einer Rasse mit hohem EMS-Risiko Zucht- bzw. Anpaarungsentscheidungen trifft.“

Norton hofft, dass die vorliegende Arbeit auch dazu genutzt werden kann, einen Gen-Test zu entwickeln, um festzustellen, ob ein Pferd eine hohe erbliche Disposition für die Stoffwechselstörung aufweist oder nicht. Auch wenn Haltungs-Faktoren wie Ernährung oder Bewegung nach wie vor das Entstehen von EMS entscheidend beeinflussen, könnten die Ergebnisse eines Gen-Tests eine wertvolle zusätzliche Entscheidungshilfe für Pferdebesitzer und Züchter sein – und ihnen wichtige Informationen bereitstellen, mit denen sie das Hufrehe-Risiko ihrer Pferde deutlich verringern könnten.

Die Studie „Heritability of metabolic traits associated with equine metabolic syndrome in Welsh ponies and Morgan horses" von Norton EM, Schultz NE, Rendahl AK, Mcfarlane D, Geor RJ, Mickelson JR und McCue ME ist im ,Equine Veterinary Journal' erschienen und kann in englischer Kurzfassung hier nachgelesen werden.

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