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Bewertungssystem für pferdegerechte Haltung vorgestellt
21.05.2019 / News

Wann fühlen sich Pferde in ihrer Haltung wohl – und welche Indikatoren zeigen dies an? An dieser Frage haben die Wissenschaftler der TU München lange getüftelt ...
Wann fühlen sich Pferde in ihrer Haltung wohl – und welche Indikatoren zeigen dies an? An dieser Frage haben die Wissenschaftler der TU München lange getüftelt ... / Symbolfoto: Archiv Martin Haller

Anlässlich der Pferdefachtagung auf der BEA in Bern (26. April bis 5. Mai 2019) hat die renommierte Ethologin Prof. Margit Zeitler-Feicht ein neues Bewertungssystem für Pferdehaltungen vorgestellt, das 2020 auf den Markt kommen soll.

 

Es ist ein wissenschaftliches Großprojekt, an dem Prof. Dr. Margit Zeitler-Feicht und ihr Team der Technischen Universität München-Weihenstephan seit rund drei Jahren mit Hochdruck arbeiten. Mit dem sogenannten ,Weihenstephaner Bewertungssystem’ möchte man eine EDV-basierte Bewertung von Pferdehaltungen nach aktuellen wissenschaftlichen Standards ermöglichen. Als Basis dienten dabei die Mindestanforderungen der Leitlinien zur „Beurteilung von Pferdehaltungen unter Tierschutzgesichtspunkten“, die vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) 2009 herausgegeben wurden. Nach den Leitlinien kann sowohl die Gruppen- als auch die Einzelhaltung tiergerecht für Sport- und Freizeitpferde gestaltet werden.

Im Rahmen der Pferdefachtagung an der diesjährigen Messe BEA in Bern hat Prof. Margit Zeitler-Feicht den aktuellen Status des ,Weihenstephaner Bewertungssystems’ erstmals einem Schweizer Fachpublikum vorgestellt. „Es dient dazu, die Tiergerechtheit von Pferdehaltungen einschliesslich der Umweltwirkungen zu beurteilen – und zwar anhand wissenschaftlicher, objektiver Indikatoren". Zielgruppe für dieses EDV-basierte Bewertungssystem sind öffentliche und private Beratungsstellen, aber auch Verbände, Tierärzte, Versicherungen, Sachverständige, Gutachter und Betriebsleiter.

Das Bewertungssystem basiert auf drei Grundanforderungen: „Artgemäßes Verhalten“, „Guter Gesundheitsstatus“ und „Umweltverträgliche Pferdehaltung“. Jede dieser drei Grundanforderungen ist durch eine Reihe von Kriterien definiert – das „Artgemäße Verhalten" etwa durch artgemäße Sozialkontakte, artgemäße Bewegung, artgemäßes Ruhen etc. Ein „Guter Gesundheitsstatus" ist dann gegeben, wenn Pferde etwa bedargsgerecht ernährt werden und frei von Verletzungen, Krankheiten, Schmerzen oder Pflegemängeln usw. sind.

Die größte Herausforderung lag für die Wissenschaftler darin, Indikatoren (= Messgrössen) zu finden, die das (Wohl-)Befinden eines Tieres sowie dessen körperlichen Zustand widerspiegeln und objektiv beschreibbar machen. Das war bei den haltungs- und managementbezogenen Indikatoren (etwa der Boxengröße) deutlich einfacher als bei den tierbezogenen Indikatoren (etwa Indikatoren für Wohlbefinden, Stress oder Schmerzen), die deutlich schwieriger zu fassen und zu definieren waren. Nach intensiven Literaturrecherchen, aber auch umfangreichen Praxistests mit über 1.600 Pferden konnten rund 250 Indikatoren erarbeitet werden, die sich als praxistauglich und zuverlässig herausgestellt haben.

So konnte etwa die Verhaltensweise „Zusammensein" als vielversprechender Indikator für Wohlbefinden entdeckt werden. Gemeint ist damit lt. Prof. Zeitler-Feicht „die räumliche Nähe von Pferden, die freundschaftlich miteinander ruhen, fressen, gehen oder aufmerksam stehen. Damit diese Verhaltensweise erkennbar ist, musste in Zusatzversuchen eine klare Definition gefunden werden. Sie umfasst Platzangebot (keine „erzwungene Nähe"), Zeitdauer und Abstand zwischen den Pferden." Auf der anderen Seite stellte sich heraus, dass das Spielverhalten von erwachsenen Pferden kein eindeutiger Indikator für Wohlbefinden war, da Pferde – insbesondere unter bestimmten Haltungsbedingungen – auch zum Stressabbau spielen.

Prof. Zeitler-Feicht: „Gesamtziel ist es ein Bewertungssystem zu entwickeln, das als Beratungstool eingesetzt werden kann. Mithilfe einer tabletfähigen Software soll in Zukunft für die Pferdehaltung in Deutschland eine standardisierte Schwachstellen-Analyse einschließlich  Optimierungsempfehlungen vor Ort ermöglicht werden." Wesentliche Intention des Projekts ist es, „eine Verbesserung des Tierschutzes in der Pferdehaltung über Beratung und Wettbewerb" herbeizuführen. Das Bewertungs-Tool soll bis spätestens Mitte 2020 auf den deutschen Markt kommen, so die Projektleiterin.

Weitere Infos über das „Weihenstephaner Bewertungssystem" findet man hier!

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