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Eichenprozessionsspinner wieder aktiv – Bekämpfung wird intensiviert
23.05.2019 / News

Raupen des Eichenprozessionsspinners: Die feinen Brennhaare enthalten den Giftstoff Thaumetopoein und können Hautausschläge und Atemwegsprobleme verursachen.
Raupen des Eichenprozessionsspinners: Die feinen Brennhaare enthalten den Giftstoff Thaumetopoein und können Hautausschläge und Atemwegsprobleme verursachen. / Foto: Wikpedia/Kleuske

In vielen Regionen Österreichs und Deutschlands ist wieder der gefürchtete Eichenprozessionsspinner anzutreffen – in Baden-Württemberg musste nach zwei Vorfällen sogar eine Schule gesperrt werden. Auch in Wien geht man gegen die gefährlichen Raupen vor.

 

Sie sind wieder unterwegs und in weiten Teilen Österreichs und Deutschlands anzutreffen – die Raupen des Eichenprozessionsspinners, deren Brennhaare beim Menschen, aber auch bei Pferden schwere allergische Reaktionen, Juckreiz und Atembeschwerden verursachen können. Zahlreiche Kommunen sind von der Raupenplage betroffen und haben entsprechende Warnungen an Erholungssuchende, Spaziergänger und auch Ausreiter veröffentlicht.

Wie unangenehm und gefährlich ein Kontakt mit den Brennhärchen der Raupen sein kann, mussten Schüler an einer Schule in Bretten (Bundesland Baden-Württemberg) schmerzlich erfahren: Gleich zwei Mal – am letzten Freitag (17. Mai) sowie diesen Montag (20. Mai) – waren sie in Kontakt mit den giftigen Härchen gekommen. Bei einem ersten Vorfall mussten 29 Schulkinder wegen Hautreizungen ins Krankenhaus, beim zweiten Vorfall am Montag verloren vier Schüler sogar das Bewusstsein und mussten von der Rettung versorgt werden. Der Betrieb in der Schillerschule und der Max-Planck-Realschule musste am Dienstag eingestellt werden, um die betroffenen Gebäude professionell und gründlich zu reinigen. Am Mittwoch konnte – wie die ,Brettener Nachrichten' berichten – der Schulbetrieb schließlich wieder aufgenommen werden. In beiden Fällen werden die Haare der Raupe des Eichenprozessionsspinners verantwortlich gemacht, die durch heftige Winde in das Gebäude gelangt sind und die allergischen Reaktionen ausgelöst haben.

In immer mehr deutschen und österreichischen Gemeinden werden die Raupen des Eichenprozessionsspinners zum Problem – gegen das man immer intensiver vorgehen muss. Wie der ORF berichtet, geht die Stadt Wien derzeit mit Sprühkanonen und einem biologischen Pflanzenschutzmittel gegen die Raupen vor, nachdem im Vorjahr sogar Parkanlagen – etwa in Schönbrunn – teilweise gesperrt werden mussten. Das Mittel wird derzeit auf die rund 4.000 Eichen im Wiener Stadtgebiet gesprüht und soll die Plage nachhaltig eindämmen: Die Raupen nehmen das Biozid mit der Nahrungsaufnahme auf und sterben dann innerhalb kürzester Zeit ab, so Christian Eigner von den Wiener Stadtgärten gegenüber dem ORF.

Eine einzige Raupe kann bis zu 6.000 Brennhärchen ausbilden, die wenige Millimeter lang sind und durch Wind vertragen werden. Der Kontakt mit ihnen ist nicht nur für Menschen, sondern auch für andere Tiere – insbesondere Hunde und auch Pferde – überaus gefährlich, wie nicht zuletzt ein Fall aus Nordrhein-Westfalen im Vorjahr gezeigt hat: Dabei wurden drei Pferde durch die Gifthärchen schwer verletzt, zwei Tiere erlitten Verätzungen bei Maul und Nüstern, ein drittes kam im Augenbereich mit den Nesselhaaren in Kontakt und erlitt aufgrund der heftigen Schmerzen eine Stresskolik (siehe auch unseren Artikel dazu).

Pferdebesitzer sollten besonders darauf achten, daß auf Pferdeweiden keine von den Larven befallenen Eichenbäume stehen. Wenn dies der Fall ist, sind entsprechend weiträumige Absperrungen anzubringen. An windigen Tagen empfiehlt es sich, die Pferde im Stall zu lassen, um den Kontakt mit den winzigen Brennhärchen zu unterbinden – und bei Ausritten sollte man Wege meiden, an denen befallene Eichen stehen. Auch die Heugewinnung auf Wiesen, in deren Umgebung sich befallene Bäumen befinden, sollte unterlassen werden, da die Giftwirkung der Brennhaare mehrere Jahre anhält. Verunreinigtes Heu ist zu entsorgen.

Menschen sollten herabgefallene Raupen oder Raupenhüllen auf keinen Fall berühren – besondere Vorsicht ist bei Kindern geboten, die oft aus Neugier nach den haarigen Wesen greifen. Nester des Eichenprozessionsspinners sollte man niemals selbst entfernen, sondern immer Fachpersonal beauftragen und auch die örtlichen Behörden über den Fund verständigen.

Empfehlenswerte Vorsichtsmaßnahmen sind:
    •    Grundsätzlich die Befallsareale meiden
    •    Raupen und Gespinste nicht berühren
    •    Sofortiger Kleiderwechsel und Duschbad mit Haarreinigung nach Kontakt mit Raupenhaaren
    •    Kontaminierte Kleidung bei mindestens 60 Grad waschen
    •    Empfindliche Hautbereiche (z.B. Nacken, Hals, Unterarme) durch Kleidung schützen
    •    Auf Holzernte- oder Pflegemaßnahmen verzichten, solange Raupennester des Eichenprozessionsspinners erkennbar sind
    •    Bei Beschwerden einen Arzt / eine Ärztin aufsuchen und auf den Kontakt hinweisen.

Der Naturschutzbund Deutschland e.V. (NABU) hat im Jahr 2013 ein umfangreiches Dossier zum Eichenprozessionsspinner herausgegeben (inkl. Verbreitung, Bekämpfung, Vorsichtsmaßnahmen etc.), das hier zum kostenlosen Download zur Verfügung steht.

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