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Pferde sind gute Landschaftspfleger
27.05.2019 / News

Die Anwesenheit von Konik-Pferden wirkte sich positiv auf die Artenvielfalt in einem waldreichen polnischen Naturschutzgebiet aus.
Die Anwesenheit von Konik-Pferden wirkte sich positiv auf die Artenvielfalt in einem waldreichen polnischen Naturschutzgebiet aus. / Foto: GerardM/Wikimedia Commons

… das ist das Ergebnis einer aktuellen Studie, welche die biologischen Auswirkungen von Konik-Herden auf alte Waldbestände im Nordosten Polens untersucht hat. Die Anwesenheit der Pferde hat sich dabei positiv auf die Biodiversität der unteren Waldschichten ausgewirkt.

 

Die Studie wurde vom Wissenschaftler Sergii Boiko und seinen Kollegen durchgeführt und konzentrierte sich auf zwei Waldkomplexe im Nordosten Polens: Der erste Komplex war Teil jenes Naturschutzgebiets, das zur Popielno-Forschungsstation der Polnischen Akademie der Wissenschaften gehört und in dem frei lebende Koniks gehalten werden. Den zweiten Komplex bildete ein altes, bewirtschaftetes Waldgebiet in Maskulinskie, in dem keine Pferde leben. Beide Waldgebiete umfassten sowohl Laub- als auch Nadelbaumbestände und waren jeweils über 100 Jahre alt, auch Rot- und Rehwild war in beiden Gebieten anzutreffen. Der einzige substantielle Unterschied lag in den Konik-Beständen von Popielno – und so wollten die Wissenschaftler herausfinden, welche Auswirkungen die umherwandernden Herden und Gruppen auf den Zustand und die Artenvielfalt in den unterschiedlichen Schichten des Waldes in diesem Gebiet hatten.

Das Ergebnis war eindeutig: Wie die Wissenschaftler in ihrem Resümee hervorhoben, war der Einfluss der Konik-Pferde auf die untersuchte Waldumgebung „insgesamt positiv“: In vergleichbaren Lebensräumen wirkte sich die Anwesenheit der Pferde – im Vergleich zu den bewirtschafteten Wäldern ohne Pferde – nicht auf die Artenvielfalt der sogenannten Bodenschicht sowie der niederen Krautschicht (unterhalb von 0,5 m) aus. In der höheren Krautschicht sowie der Strauchschicht (oberhalb von 0,5 m) wurde jedoch ein signifikanter Einfluss auf die Artenvielfalt dieses Lebensraums festgestellt: Die Anwesenheit der Konik-Pferde führte zu einer deutlich erhöhten Biodiversität in diesem Waldkomplex – wenngleich die durchschnittliche Höhe der Unterholz- bzw. Strauchschichten um rund 30 % geringer als im Waldgebiet ohne Pferde.

Mit anderen Worten: Die Pferde verwendeten diese Schichten Waldes zwar als Nahrungsquelle, was ein generell geringeres Höhenwachstum zur Folge hatte – doch dies führte zu keiner Dezimierung der Arten, sondern im Gegenteil zu größerer Vielfalt und einer erhöhten Biodiversität. Für die Wissenschaftler ist dies nicht überraschend, sondern bereits in zahlreichen anderen Studien nachgewiesen: Pferde verbringen zwar den größten Teil ihres Lebens auf Weiden und Wiesen, sind aber auch in der Lage, waldnahe Gebiete und Baumbestände für ihre Zwecke zu nutzen. Den Konik-Pferden dient der Wald nicht nur als Futterstelle, sondern auch als Schutz gegen störende Insekten oder Hitze – und sind dabei auch noch gute Landschaftspfleger, so die Wissenschaftler: „Frei lebende Pferde tragen dazu bei, weitläufige Wiesen- und Weideflächen oder Dünengebiete zu erhalten und begünstigen so auch naturnahe offene Lebensgemeinschaften, wie dies auch große pflanzenfressende Säugetiere in der Vergangenheit getan haben. Polnische Urpferde wurden nicht nur eingesetzt, um die Ausdehnung bestimmter Baumarten zu begrenzen, sondern auch, um die biologische Vielfalt von Grasflächen und Mooren aufrecht zu erhalten. Die Beweidung von waldnahen Wiesen unter extensiven Bedingungen begünstigt die Vielfalt der Unterholzstruktur – und der von Pferden hinterlassene Mist trägt zur Diversifizierung der Krautschicht bei“, so die Forscher – und das führt zu einer Erhöhung der Anzahl der Pflanzenarten, wie dies auch schon frühere Studien gezeigt haben.

Die Untersuchung „Polish Pony Changes Lower Layer Biodiversity in Old Growth Scots Pine Stands“ von Sergii Boiko, Ernest Bielinis, Zbigniew Sierota, Anna Zawadzka, Alicja Słupska, Maciej Nasiadko und Jakub Borkowski ist am 14. Mai 2019  in der Zeitschrift ,Forests’ erschienen und kann in englischer Originalfassung hier nachgelesen werden.

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