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Großdemo am 11. Juni: Wiener Fiaker proben Aufstand
04.06.2019 / News

Der wichtige Standort am Wiener Michaelerplatz ist in Gefahr – doch die Fiaker wollen ihn nicht kampflos aufgeben.
Der wichtige Standort am Wiener Michaelerplatz ist in Gefahr – doch die Fiaker wollen ihn nicht kampflos aufgeben. / Symbolfoto: Fotolia/Lukas Bast

Am 11. Juni wollen die Wiener Fiaker vor dem Wiener Rathaus gegen weitere Verschlechterungen ihrer Arbeitsbedingungen demonstrieren – kritisiert werden der drohende Wegfall wichtiger Standplätze am Michaelerplatz sowie die Verpflichtung zu Gummihufbeschlägen.


Bis zu 150 Pferde könnten sich an der Protestaktion am 11. Juni beteiligen – das haben gestern (3. Juni) Vertreter des Fiakergewerbes im Rahmen einer Pressekonferenz in Simmering bestätigt. Zu Wort meldeten sich dabei Ursula Chytracek, die Sprecherin der Fiakerbetriebe in der Wirtschaftskammer, Christian Gerzabek von der Initiative ,Pro Fiakerkultur’ sowie die Tierärztin Isabella Copar, die zahlreiche Fiaker veterinärmedizinisch betreut. Die Demonstration würde um 7.00 Uhr früh beginnen und könnte bis zum Abend dauern, so die Initiatoren.

Auslöser des aktuellen Protests sind im Wesentlichen weitere drohende Verschlechterungen ihrer Arbeitsbedingungen, die derzeit im Raum stehen: nämlich der mögliche Wegfall von wichtigen Standplätzen am Michaelerplatz sowie die drohende Verpflichtung zu Gummihufbeschlägen. Gegen beide Maßnahmen regt sich unter den Wiener Fiakern heftiger Widerstand: Der angedachte Wegfall bzw. die Verlegung der Standplätze im Zuge der Neugestaltung des Michaelerplatzes würde die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen der Wiener Fiaker – die ohnehin ums Überleben kämpfen – nachhaltig verschlechtern und sei völlig unakzeptabel, so die Fiaker-Sprecher. Obwohl es noch keine definitive Entscheidung dazu gibt, komme für die Fiaker die Verlegung der Standplätze in die schmalen Seitengassen des Michaelerplatzes nicht in Frage. Sie brachten stattdessen eine mögliche Alternative ins Spiel – nämlich die ,Wiederbelebung’ des früheren Standplatzes am Heldenplatz. Dieser sei jedenfalls besser als der aktuelle Standort beim Burgtor, der weder aus der Sicht des Tierschutzes noch in wirtschaftlicher Hinsicht zufriedenstellend sei. Und man äußerte bei der Pressekonferenz auch den Wunsch, den Standort Stephansplatz, der im Zuge des Umbaus von 24 auf 12 Standplätze verkleinert worden war, zumindest wieder um sechs Plätze aufzustocken: Zu touristischen Stoßzeiten sei die Zahl der Fuhrwerke nämlich zu gering, die Pferde hätten kaum Zeit, sich zu erholen, hieß es.

Auch die mögliche verpflichtende Einführung von Gummi- bzw. Kunststoffbeschlägen – die für den heurigen Sommer angekündigt worden war – wird von den Vertretern der Wiener Fiaker scharf kritisiert. Betrieben wird die Einführung insbesondere vom Bezirksvorsteher des 1. Bezirks, Markus Figl, der ins Treffen führte, dass die Vierbeiner jährlich Straßenschäden von rund 750.000,– Euro verursachen würden – eine untragbare Belastung. Diese Zahl wurde in der gestrigen Pressekonferenz als völlig unrealistisch zurückgewiesen: Es sei schwer vorstellbar, dass 50 Fuhrwerke „die ganze Stadt ruinieren“ – ebensowenig könne man nachvollziehen, wie Bezirksvorsteher Figl auf diese Zahl komme. Mit Nachdruck betonten die Fiaker-Sprecher, dass bislang die diversen Versuche und Studien zu Gummi- bzw. Kunststoffbeschlägen noch keine zufriedenstellenden Ergebnisse gebracht hätten und daher die Grundlagen für eine verpflichtende Einführung fehlen. Tierärztin Isabella Copa wies insbesondere auch darauf hin, dass Sehnen und Gelenke der Tiere durch den rutschfreien Kunststoffbelag teils stark belastet würden und daher aus ihrer Sicht nicht empfohlen werden könnten.

Bereits im Jänner dieses Jahres hatten Zwischenergebnisse einer Studie der Veterinärmedizinischen Universität Wien, die an die Öffentlichkeit gelangt waren, zu einer heftigen Kontroverse geführt: Während eine an der Studie beteiligte Autorin die vier getesteten Hufmodell als „prinzipiell gut geeignet“ bezeichnete, sprach der Wiener Fiaker Wolfgang Fasching von „katastrophalen“ Ergebnissen – es seien Pferde durch die neuen Hufbeschläge lahm geworden und wochenlang ausgefallen, alle an der Studie teilnehmenden Unternehmen hätte diese zum Wohl ihrer Pferde vorzeitig abgebrochen, so Fasching gegenüber der Tageszeitung ,Heute’.

Die Teilnehmer der gestrigen Pressekonferenz schlossen sich den massiven Vorbehalten an – und verlangten die Einrichtung einer Arbeitsgruppe mit Dienststellen der Stadt, Vertretern von Unternehmen, Tierärzten und auch Hufschmieden, um auf fachlicher Ebene eingebunden zu sein und mitdiskutieren zu können. Die Politik müsse endlich Farbe bekennen und sich entscheiden, so Gerzabek: „Will man Fiaker aus der Stadt weghaben oder bekennt man sich dazu.“ Für sie ist die Aktion vor dem Rathaus vor allem eines – ein „endgültiger Hilfeschrei“.

UPDATE: Kurz nach Bekanntwerden des Fiaker-Protests hat sich Wiens Bürgermeister Michael Ludwig mit einem Brief an die Fiakerunternehmen gewendet, in dem er um Übermittlung eines Forderungskatalogs der Fiakerbetriebe ersucht. Er sei am 11. Juni leider nicht vor Ort, sei jedoch für Gespräche und Verhandlungen offen. Fiaker-Sprecherin Ursula Chytracek teilte daraufhin mit, dass man die Demonstration am 11. Juni einstweilen „aussetzen" werde. Sollten die Anliegen der Wiener Fiaker aber weiter ignoriert werden, könnte diese zu einem späteren Zeitpunkt durchgeführt werden, so Chytracek.

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