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Resistente Bakterien in Pferdeställen werden durch Boxenhaltung begünstigt
18.06.2019 / News

In ihren Boxen sind Pferde durch ihre Einstreu auch vermehrt Kolibakterien ausgesetzt, so die Wissenschaftler.
In ihren Boxen sind Pferde durch ihre Einstreu auch vermehrt Kolibakterien ausgesetzt, so die Wissenschaftler. / Symbolfoto: Archiv Martin Haller

Polnische Wissenschaftler konnten in den untersuchten Pferdeställen insgesamt 200 unterschiedliche Stämme von Escherichia coli nachweisen – viele davon waren zumindest gegen ein handelsübliches Antibiotikum resistent, manche auch gegen mehrere, wobei die Haltungsform eine wichtige Rolle spielte.


Das Ziel der Studie war es, das generelle Auftreten sowie das genaue Profil von Antibiotika-Resistenzen bei Kolibakterien (Escherichia coli) zu analysieren, die aus der Umgebung von Pferdebetrieben isoliert wurden. Über einen Zeitraum von zwei Jahren hinweg fanden die Wissenschaftler in drei polnischen Reitsportanlagen – zwei mit überwiegender Boxenhaltung, eine mit Offen- bzw. Weidehaltung – aus Abstrichen von Luft, Mist und Nüstern insgesamt 200 verschiedene Stämme von Escherichia coli.

Etwa die Hälfte aller in diesen drei Betrieben gefundenen E. coli-Stämme waren resistent gegen mindestens ein mikrobielles Mittel – hauptsächlich Ampicillin, Ticarcillin, Aztreonam, Ceftazidim, Cefalotin und Tetracyclin, so Studien-Autorin Kazarzyna Wolny-Koładka von der Abteilung für Mikrobiologie der Universität für Landwirtschaft in Krakau. Im schlimmsten Fall war ein Bakerienstamm gegen zehn antimikrobielle Wirkstoffe gleichzeitig resistent. Keiner der Stämme war jedoch resistent gegen Cefotaxim, Cefazolin, Ciprofloxacin, Netilmicin oder Piperacillin/Tazobactam.  

Besonders auffallend war der Umstand, dass die multiresistente Bakterien ausschließlich in den beiden Pferdeställen mit überwiegender Boxenhaltung nachgewiesen wurden – man entdeckte in diesen beiden Ställen jeweils zwei multiresistente Stämme, in einem Betrieb zusätzlich auch noch einen sogenannten „weitgehend medikamentenresistenten Stamm“. Die in Boxenhaltung lebenden Pferde wiesen zudem generell die meisten Kolibakterien-Stämme in ihrer Nasenschleimhaut auf.

Für die Wissenschaftler war dies nicht überraschend, wie Kazarzyna Wolny-Koladka bestätigt: „Aufgrund der Tatsache, dass die Pferde durch ihre Einstreu auch Kontakt mit ihren eigenen Exkrementen haben, sind sie in ihren Boxen auch vermehrt den Kolibakterien ausgesetzt“, so die Wissenschaftlerin gegen dem Portal TheHorse.com. Escherichia coli lebt hauptsächlich in frischem Kot, der aber durch Staubaufwirbelungen in die Luft gelangen kann. Aus exakt diesem Grund sind Kolibakterien – zumal, wenn sie resistent sind – nicht nur ein Problem für die Pferdegesundheit, sondern stellen auch ein Krankheitsrisiko für Menschen dar: Auch sie können im Umfeld der Pferde die Bakterien aufnehmen und an andere Personen weitergeben.

Selbstverständlich führt der Kontakt mit Kolibakterien – auch wenn sie resistent sind – nicht in jedem Fall zu einer Erkrankung, wie auch Wolny Koladka anmerkt: „Krankheitssymptome treten nur dann auf, wenn beispielsweise die Immunität von Pferden (oder anderen Tieren oder auch Menschen) unter dem Einfluss von schlechten Lebensbedingungen, Mangelernährung, Begleiterkankungen oder viralen Infektionen leidet", sagte Wolny-Koładka.

Dennoch sollten Reiter Maßnahmen ergreifen, um die Wahrscheinlichkeit zu verringern, dass ihre Pferde oder sie selbst diese Bakterien aufnehmen. Im Idealfall sollten Pferde in frischer Luft auf offenen Weiden gehalten werden – oder zumindest möglichst viel Zeit dort verbringen, weil hier die Lebens- bzw. Umweltbedingungen schlecht für E.coli-Stämme sind, so die Wissenschaftlerin weiter.

Außerdem empfahl sie Pferdebesitzern, „die Grundprinzipien von Gesundheit, Sicherheit und Hygiene immer im Auge zu behalten und insbesondere auf häufige Desinfektion zu achten, stets Hände, Ausrüstung, Gurte und Tränken zu reinigen, verunreinigte Einstreu zu erneuern und die Pferde auch regelmäßig zu waschen und zu bürsten. Ohnehin sollte es eine Selbstverständlichkeit sein, dass die Menschen stets das Wohlbefinden und die Gesundheit ihrer Pferde beachten und sie – wenn dies erforderlich ist – auch entsprechend medizinisch durch ihren Tierarzt versorgen lassen, einschließlich Antibiotika“, wie Wolny-Koładka anmerkt.

Die Studie „Antimicrobial resistance and the presence of extended-spectrum beta-lactamase genes in Escherichia coli isolated from the environment of horse riding centers,”von Wolny-Koładka K1, Lenart-Boroń A2. wurde in der Zeitschrift  ,Environmental Science and Pollution Research International’ veröffentlicht und kann in englischer Kurzfassung hier nachgelesen werden.

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