News 

Rubrik
Zur Übersichtzurück weiter

Hitzefrei schon bei 30 Grad? Wieder Diskussion um Wiens Fiakerpferde
28.06.2019 / News

Die Hitzebelastung der Fiaker sei wesentlich größer, als es die Messung der Station ,Innere Stadt
Die Hitzebelastung der Fiaker sei wesentlich größer, als es die Messung der Station ,Innere Stadt' anzeigt, die im Schatten liege, so der VGT. / Foto: VGT

Tierschützer kritisieren die „lascheste Hitzefrei-Regelung im ganzen Land" und fordern ein konsequentes Fahrverbot für Wiens Kutschenpferde ab 30 Grad, wie dies u. a. auch in Berlin gehandhabt wird.

 

Der heißeste Juni aller Zeiten geht zu Ende – und erstmals gab es diese Woche auch hitzefrei für Wiens Fiakerpferde, nämlich am Mittwoch Nachmittag (26. Juni), als das Thermometer an der Messstation Innere Stadt auf 35,4 Grad Celsius kletterte und damit die gesetzlich vorgesehene Grenze für Hitzeferien erreicht wurde. Dass es erst um 14.50 Uhr soweit war und die Kutschenpferde in der Bundeshauptstadt bis dahin fünf Stunden in brütender Hitze ihren Dienst verrichten mussten, sorgt bei Tierschützern für Empörung und Unverständnis. Kritisiert wird auch, dass die im Gesetz vorgesehene Messstation ,Wien - Innere Stadt', nach der sich das 35-Grad-Limit richtet, keine realistischen Werte liefere, da sie sich bei der TU Wien im Schatten befindet, während die Pferde in der City oft der prallen Sonne ausgesetzt seien, wo die Temperaturwerte nachweislich deutlich höher ausfallen.

VGT: Die Wiener Fiaker lassen es darauf ankommen
Der ,Verein gegen Tierfabriken’ VGT sieht deshalb in Wien dringenden Handlungsbedarf seitens der Stadtpolitik – und verweist auf die vergleichsweise pferdefreundlichen Regelungen in Salzburg und in Innsbruck: Bereits am Dienstag konnten Innsbrucks Fiakerpferde, für die ein Temperaturlimit von 32 Grad gilt, zuhause bleiben – und in Salzburg erhielten die Kutschenpferde am Mittwoch ebenfalls den ganzen Tag dienstfrei. Nur in Wien würden die Fiaker buchstäblich „bis zur letzten Sekunde fahren" und es „darauf ankommen lassen“, wie der zuständige Kampagnenleiter Georg Prinz gegenüber Heute.at meinte. Auch in Berlin hätten die Kutschenpferde bereits bei 30 Grad hitzefrei.

An heißen Tagen gar nicht erst ausfahren?
Eine solche Regelung wünscht sich Georg Prinz auch für Wien – und zeigt sich von der viel zu laschen Regelung und der Untätigkeit der Wiener Stadtregierung betroffen: „Dieses Hitzefrei kommt leider viel zu spät, zu allem Überfluss mussten die armen Pferde jetzt auch bei der größten Hitze den einstündigen Heimweg antreten – hier braucht es eine klare Nachschärfung, dass die Pferde wie in Salzburg und Innsbruck auch in Wien an solchen Tagen gar nicht erst ausfahren müssen. Wien ist nicht nur das internationale Schlusslicht im Vergleich der Hauptstädte, sondern auch die österreichische Stadt mit der laschesten Hitzefrei-Regelung im ganzen Land!"

Verschärfung auch in Salzburg gefordert
Ins gleiche Horn stößt auch der Salzburger Bürgerliste-Gemeinderat Bernhard Carl: Wenngleich sich die Salzburger Fiaker bislang als sehr pferdefreundlich erwiesen und ihren Pferden an besonders heißen Tagen stets hitzefrei gaben, plädiert Carl für eine klare gesetzliche Regelung, die bislang fehlt: „Sobald 30 Grad erreicht sind, müssen die Fiakerpferde grundsätzlich hitzefrei bekommen. Alles andere ist den Tieren einfach nicht zumutbar. Diese Temperatur muss selbstverständlich am Residenzplatz gemessen werden und nicht auf der grünen Wiese bei der Messstelle Freisaal", so Carl gegenüber Meinbezirk.at. Es müsse eine generelle Lösung zum Schutz der Tier geben – freiwillige Fahrverzichte seien als Basis dafür zu wenig.

Fiaker-Sprecherin: Hitzefrei ab 30 Grad nicht machbar
Für die Sprecherin der Wiener Fiakerbetriebe, Ursula Chytracek, wäre eine Temperaturgrenze von 30 Grad wirtschaftlich nicht verkraftbar: 2018 hätten die Fiaker mit einer solchen strengeren Regelung an 43 Tagen den Betrieb bei Erreichen der 30-Grad-Marke einstellen müssen, dieses Jahr wären es schon 10 Tage gewesen. Die 35-Grad-Marke wurde 2018 hingegen nur zweimal geknackt, so Chytracek gegenüber Stern.de – und meinte weiter: „Wenn ein Pferd, oder egal welches Tier, sein Zuhause hat, seine Pflege, und sein Futter und seinen Tierarzt - wozu genau brauche ich einen Tierschützer?"

Viele Gegner, aber auch wichtige Verbündete für Wiens Fiaker
Verfolgt und sogar schikaniert fühlen sich die Wiener Fiaker aber nicht nur von Tierschützern, sondern auch vom Ersten Wiener Bezirk, der ihnen im Moment das Leben besonders schwermache, ihnen Kunststoffbeschläge vorschreiben und wertvolle Standplätze am Michaelerplatz streichen möchte. Gegner gibt es also genug für Wiens Fiaker – immerhin aber auch einen wichtigen Verbündeten, nämlich Wiens Tourismus-Sprecher Walter Strasser, der weiter zu ihnen steht: Laut einer Analyse der Tourismus-Experten sei das imperiale Erbe der Stadt für Besucher das wichtigste Element der „Marke" Wien. Und die Fiaker seien ein elementarer Teil davon, so Straßer.

Kommentare

Bevor Sie selbst Beiträge posten können, müssen Sie sich anmelden...
Zur Übersichtzurück weiter

 
 
ProPferd.at - Österreichs unabhängiges Pferde-Portal − Privatsphäre-Einstellungen