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Pferdegestützte Therapie: Gut für die Patienten, aber wie geht es den Pferden dabei?
06.07.2019 / News

Die französischen Forscher analysierten die Verhaltensreaktionen sowie die Herzschlag-Variabilität der Therapiepferde.
Die französischen Forscher analysierten die Verhaltensreaktionen sowie die Herzschlag-Variabilität der Therapiepferde. / Symbolfoto: Wikimedia-Commons/karakal

Französische Wissenschaftler haben untersucht, ob der Einsatz von Pferden im Rahmen der pferdegestützten Therapie deren Wohlbefinden beeinflusst.

 

Pferde werden auf vielfältige Weise für therapeutische Zwecke eingesetzt, wo sie im Rahmen der sogenannten ,pferdegestützten Therapie’ (EAT = equine-assisted therapy) einen positiven Effekt auf Gesundheit und Wohlbefinden der behandelnden PatientInnen ausüben, wie mittlerweile zahlreiche Studien nachweisen konnten. Die Fortschritte, die mit pferdegestützter Therapie bei zahlreichen mentalen oder physischen Beeinträchtigungen bzw. Krankheitsbildern erzielt werden können, sind bisweilen erstaunlich – und oft auch durch keine anderen medizinischen Behandlungen erreichbar.

Während die positiven Folgen von EAT auf die PatientInnen mittlerweile gut untersucht und dokumentiert sind, gibt es deutlich weniger wissenschaftliche Evidenz hinsichtlich der Auswirkungen auf die in der Therapie eingesetzten Pferde: Wie geht es den Vierbeinern bei den pferdegestützten Behandlungen und inwiefern beeinträchtigten sie deren Wohlbefinden bzw. emotionalen Status – dieser Frage sind Wissenschaftler am Forschungsinstitut für Semiochemie und angewandte Ethologie in Frankreich nachgegangen und haben ihre Resultate vor kurzem in der Zeitschrift ,animals’ veröffentlicht.

An der Studie waren insgesamt 51 Patienten mit verschiedenen Erkrankungen beteiligt, die auf neun Pferden behandelt wurden, die bereits seit einiger Zeit in der Therapie eingesetzt wurden (mindestens seit sechs Monaten, wobei das erfahrenste Pferd bereits seit neun Jahren als Therapiepferd verwendet wurde). Insgesamt ergaben sich daraus 58 Patient-Pferd-Paare, die von den Wissenschaftlern detailliert untersucht werden konnten.

Gemessen bzw. beobachtet wurden dabei das Verhalten sowie Daten zur Herzfrequenz-Variabilität – diese Parameter wurden während einer Ruhephase, einer Vorbereitungsphase, in der die Patienten das Pferd bürsteten und sattelten, und der eigentlichen Arbeitsphase überwacht. In der Arbeitsphase wurden die Patienten entweder an der Hand oder beim Reiten therapiert, wobei die endgültige Entscheidung vom jeweiligen Therapeuten getroffen wurde. Die Forscher verglichen anschließend die Verhaltens- und Herzfrequenz-Reaktionen der Pferde zwischen den verschiedenen Therapieperioden und Patientengruppen.

Die Ergebnisse legen nahe, dass die in der Studie verwendeten Therapieprogramme für die Pferde weder ein negatives noch ein positives Ereignis darstellten. Es zeigte sich aber, dass die Therapie mit Patienten, die sowohl physische als auch psychische Anforderungen stellten, für die Pferde schwieriger und anspruchsvoller war als die mit Patienten, die nur psychische Anforderungen stellten.

Die Ergebnisse zeigten, dass EAT bei Pferden einige Verhaltens- und physiologische Veränderungen hervorrufen kann – doch diese blieben innerhalb der normalen Parameter und konnten nicht mit einer stressbedingten Reaktion in Verbindung gebracht werden, so die AutorInnen.

Das Resümee der Wissenschaftler: „Diese Befunde sind von großer Bedeutung, da sie zeigen, dass auch dann, wenn ein Ereignis nicht als negativ empfunden wird oder bei Pferden keine negativen Reaktionen hervorruft, nicht unbedingt eine positive Assoziation mit dem Ereignis oder eine positive Reaktion zu erwarten ist.“

Weitere Forschungsarbeiten zur pferdegestützten Therapie sollten sich, so die Forscher abschließend, darauf konzentrieren, „Pferden eine positive Stimulation und Verstärkung zu bieten, um herauszufinden, ob eine positive Assoziation mit EAT hergestellt werden kann.“

Die Studie „The Impact of Equine-Assisted Therapy on Equine Behavioral and Physiological Responses“ von Tiago Mendonça, Cécile Bienboire-Frosini, Fanny Menuge, Julien Leclercq, Céline Lafont-Lecuelle, Sana Arroub und Patrick Pageat ist am 1. Juli 2019 in der Zeitschrift ,animals’ erschienen und kann in englischer Originalfassung hier nachgelesen werden.

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