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Regeländerung geplant: FEI will keine Mulis mehr im Pferdesport
17.07.2019 / News

Die britische Dressurreiterin Christie Mclean schrieb mir ihrem Muli Wallace Geschichte – doch die könnte bald vorüber sein, wenn es nach den Plänen der FEI geht ...
Die britische Dressurreiterin Christie Mclean schrieb mir ihrem Muli Wallace Geschichte – doch die könnte bald vorüber sein, wenn es nach den Plänen der FEI geht ... / Foto: Christie Mclean

Bei der bevorstehenden FEI-Generalversammlung soll über eine neue Definition des Begriffs ,Pferd' abgestimmt werden, nach der Mulis ab 2020 von der Teilnahme an FEI-Bewerben ausgeschlossen wären.

 

Den Vorschlag für die Neudefinition des Begriffs ,Pferd' hat der italienische Pferdesportverband FISE (Federazione Italiana Sport Equestri) eingebracht, um „klarzustellen, dass Mulis nicht als Pferde gelten und daher auch nicht an FEI-Bewerben teilnehmen können".

Tatsächlich ist eine solche Teilnahme bislang möglich – denn in den Allgemeinen Bestimmungen (General Regulations) der FEI ist der Terminus ,Pferd' so definiert: „Pferd: bezieht sich auch auf ein Pony oder ein anderes Mitglied der Gattung Equus, sofern der Kontext nichts anderes vorsieht. Ein Pferd soll von einer Stute geboren werden." Eine Maultier – also eine Kreuzung aus Pferdestute und Eselhengst – entspricht demnach dieser Definition.

Doch dies will der italienische Pferdesportverband nicht länger hinnehmen. Als Begründung für seinen Änderungs-Antrag schreibt der Verband: „Die aktuelle Definition von „Pferd“ bietet die Möglichkeit, auch mit einem Maultier an FEI-Bewerben teilzunehmen. Die Generalversammlung müsse sich bewusst sein, dass Pferde und Maultiere – also zwei genetisch verschiedene Tiere (Pferd und Maultier, eine Hybride aus Pferdestute und Eselhengst) – vermischt in pferdesportlichen Wettkämpfen gegeneinander antreten können. Diese Situation (also das Antreten zweier verschiedener Tiere mit unterschiedlichen genetischen Merkmalen) scheint für beide Seiten, also für Pferde und Maultiere, nicht richtig zu sein – insbesondere in Anbetracht ihrer physiologischen, biomechanischen und ethologischen Merkmale, und sie könnte sogar die historische Wahrnehmung des Pferdesports beeinträchtigen."

Die FEI unterstützt den Antrag der FISE – und schlägt folgende Neudefinition in den ,General Regulations' vor: „Pferd: bezieht sich auch auf ein Pony oder ein anderes Mitglied der Gattung Equus, sofern der Kontext nichts anderes vorsieht. Ein Pferd soll aus der Verbindung einer Stute und eines Pferdehengstes geboren werden und als Hauspferd (equus caballus) klassifiziert sein." Damit wäre die Teilnahme von Mulis künftig unmöglich.

Diese Neudefinition hat die FEI vor kurzem in ihren ,Vorschlägen für Regeländerungen 2020 – Allgemeine Bestimmungen' auf seiner Website veröffentlicht – gemeinsam mit zahlreichen weiteren Anträgen. Bis Ende August können die FEI-Mitgliedsverbände ihre Meinung dazu abgeben. Über die endgültige Fassung wird im Rahmen der kommenden FEI-Generalversammlung in Moskau (16.–19. November 2019) abgestimmt.

Ob die FEI im Falle einer Zustimmung viel Applaus erhalten wird, sei dahingestellt – bei britischen Pferdefreunden überwiegt jedenfalls Kopfschütteln, nachdem das Magazin ,Horse&Hound' über die geplante Regeländerung berichtet hatte. Eine Posterin meinte via Facebook: „Jeder Reiter sollte an einem Reitwettbewerb teilnehmen dürfen. Wenn jemand einem Zebra Pirouetten beibringen kann, ist das doch schön für ihn! Ich verstehe nicht, warum ein Maultier ausgeschlossen werden sollte, für mich ist das snobistisch. Wenn es sich korrekt bewegt und so ausgebildet wurde wie die anderen Pferde, ist es nur fair, es teilnehmen zu lassen." Und eine andere meinte: „Die FEI denkt wieder einmal nicht nach und konzentriert sich auf die falschen Dinge. Sie sollte sich eher darum kümmern, die Grausamkeiten und Quälereien im Distanzreiten zu beseitigen, als neu zu definieren, was ein Pferd ist!" Und ein weiterer Poster meinte: „Absolut lächerlich. Wenn ein Maultier gut genug ausgebildet ist, um an einem offiziellen FEI-Bewerb teilzunehmen, dann Hut ab vor dem Reiter – er sollte mit offenen Armen aufgenommen werden!"

Tatsächlich sind gerade britische Pferdesportfreunde sensibel für dieses Thema, nachdem im Vorjahr der Fall der Dressurreiterin Christie Mclean und ihres Mulis Wallace landesweit für Schlagzeilen gesorgt hatte (siehe auch unseren ausführlichen Artikel dazu): Der Reiterin war von ,British Dressage' (BD) ursprünglich die Turnierpferde-Registrierung verweigert worden, was für viel mediales Aufsehen und landesweite Proteste gesorgt hatte. ,British Dressage' lenkte schließlich ein und übernahm die geltende FEI-Definition, die es Muli Wallace schließlich auch ermöglichte, an einem offiziellen Dressurbewerb teilzunehmen. BD-Geschäftsführer Jason Brautigam meinte in einer Aussendung damals: „Wir freuen uns sehr, Wallace und seine Artgenossen bei British Dressage begrüßen zu können. Dies ist Teil unseres Engagements für Inklusion und Vielfalt in der Dressur und macht unseren Sport offener und für alle zugänglicher.“

Mit solch wunderbaren Vorsätzen und berührenden Geschichten wie jener von Wallace könnte es schon nächstes Jahr vorbei sein, wenn es nach dem Willen der FEI geht. Das letzte Wort haben freilich die Delegierten der bevorstehenden Generalversammlung – man wird sehen, welche Meinung sie dazu haben ...

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