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Gewichtskontrolle bei Reitturnieren: eine schwere Aufgabe für Veranstalter
19.07.2019 / News

Übergewichtige Reiter auf Turnieren sind in vielen Ländern ein Problem – das gar nicht so einfach zu lösen ist.
Übergewichtige Reiter auf Turnieren sind in vielen Ländern ein Problem – das gar nicht so einfach zu lösen ist. / Symbolfoto: Archiv Martin Haller

Übergewichtige Reiter sind ein Problem – auch in Großbritannien, wo immer mehr Turnierveranstalter Richtlinien für ein passendes Reitergewicht eingeführt haben und dieses auch kontrollieren. Doch das ist gar nicht so einfach, wie ein aktuelles Beispiel zeigt.

 

Zu schwere Reiter können ein Problem für die Pferdegesundheit sein – das sagt einem nicht nur der Hausverstand, sondern seit kurzem auch eine Studie britischer Wissenschaftler, die im März dieses Jahres veröffentlicht wurde und in der eine ,negative Korrelation’ zwischen dem Reitergewicht und dem Wohlbefinden des Pferdes bestätigt wurde: Zu schwere Reiter können nicht nur die Leistung, sondern auch das Wohlbefinden eines Pferdes negativ beeinflussen und sogar zu vorübergehender Lahmheit führen (siehe unseren ausführlichen Artikel dazu).

In Großbritannien steht das Thema seit Jahren im Focus von Medien und Öffentlichkeit – was dazu geführt hat, dass mehrere Turnierveranstalter seit einigen Jahren Gewichtsbeschränkungen für teilnehmende Reiterinnen und Reiter eingeführt haben. Einer der allerersten waren die Organisatoren der Great Yorkshire Show, die einen entsprechenden Passus in ihre Turnierbestimmungen aufgenommen haben. Demnach durften Pferde am Turnier nur geritten werden, wenn der Reiter bzw. die Reiterin maximal 20 % des Pferdegewichts auf die Waage bringt, und dieser Passus galt auch für die Abreite- und Vorbereitungsplätze. Die 20 %-Marke basierte auf einer Auswertung diverser Forschungsarbeiten und Studien, die sich diesem Thema widmeten – und wurde wohl primär wegen seiner einfachen, praktikablen Anwendung und Kontrolle gewählt. (Anmerkung: In Wahrheit ist die Angelegenheit natürlich komplizerter: Ein fixes Gewichts-Limit wie die genannten 20 % ist auch unter Experten umstritten, zumal dieses im konkreten Fall sogar eher hoch angesetzt ist – in der oben angeführten Studie traten gesundheitliche Probleme bzw. Schmerzsignale beim Pferd bereits dann auf, wenn die Reiter zwischen 15 und 18 % des Pferdegewichts auf die Waage brachten.)

Doch selbst ein so großzügig bemessenes Gewichtslimit – das noch dazu schon seit 2016 angewendet und kontrolliert wird – ist in der Praxis nicht einfach durchzusetzen und wird immer noch von etlichen ReiterInnen ignoriert, wie eine aktuelle Bestandsaufnahme des Magazins ,Horse&Hound’ zeigt: Bei der diesjährigen Veranstaltung von 9.–11. Juli habe es am letzten Tag nämlich gleich neun ReiterInnen erwischt, die aufgrund ihres zu hohen Gewichts von den zuständigen Funktionären aufgefordert werden mussten, von ihren Pferden abzusteigen. Das sei überaus „enttäuschend“ gewesen, so Amanda Stoddart-West vom Veranstalter-Komitee.

„Wir sagen das wirklich klipp und klar in den Turnierbestimmungen und schicken zusätzlich auch noch ein Info-Blatt aus, in dem wir betonen, dass dies eine wichtige Regel ist. Wir sagen allen Teilnehmern, Ausstellern und Beschickern, dass sie sicherstellen müssen, dass alle Reiter ein angemessenes Gewicht haben müssen – und dass wir immer noch mit dem Problem kämpfen, ist in der Tat ein wenig frustrierend“, so Stoddart-West gegenüber ,Horse&Hound’. Es habe „ein oder zwei Personen gegeben, die wir im Auge behalten haben“, aber am letzten Turniertag, an dem die Reitpony-Klassen durchgeführt wurden, habe es echte Probleme gegeben, und zwar hauptsächlich deshalb, weil einige Erwachsene die Ponys ihrer Kinder geritten sind.

„Eine Frau ist tatsächlich ins Turnierbüro gegangen und hat gesagt: ,Ihr seid die Fett-Polizei, nicht wahr?’ Was soll man dazu noch sagen?“ so Amanda Stoddart-West. „Sie war eigentlich der Meinung, dass es richtig ist, was wir tun – berichtete uns aber, dass sobald die Leute uns oder den Tierarzt sehen, sich gegenseitig mit SMS warnen und schreiben: ,Die Fett-Polizei kommt!’ Dabei hat das mit Fett gar nichts zu tun. Wir möchten, dass jeder reitet – aber auf dem richtigen, passenden Pferd oder Pony, und das hat mit dem Gewicht an sich nicht viel zu tun. Sie sollten mittlerweile wissen, dass sie damit bei uns nicht durchkommen – aber warum versuchen sie es dann immer noch?“

Einige, die absteigen mussten, haben zu diskutieren begonnen und versucht, sich zu verteidigen – andere haben fälschlicherweise behauptet, dass die Great Yorkshire Show das einzige Turnier sei, das auf dem Gewicht der Teilnehmer derart herumreitet. Dennoch wolle man auf der strengen Gewichtskontrolle beharren, so Stoddart-West: „Wir lassen uns nicht abschrecken – wir werden weitermachen. Ich hoffe, dass die Menschen irgendwann umdenken werden – aber Veränderung ist ein langer Prozess.“

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