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Vier tödliche Stürze: Tragische Todesserie erschüttert Vielseitigkeit
14.08.2019 / News

Nach vier tödlichen Stürzen innerhalb weniger Wochen stellt sich die Frage: Hat die Vielseitigkeit aus den Unglücksfällen der Vergangenheit die richtigen Lehren gezogen?
Nach vier tödlichen Stürzen innerhalb weniger Wochen stellt sich die Frage: Hat die Vielseitigkeit aus den Unglücksfällen der Vergangenheit die richtigen Lehren gezogen? / Symbolfoto: Julia Rau

Innerhalb weniger Wochen ist es im internationalen Vielseitigkeitssport zu vier Todesfällen gekommen. Die beiden letzten Todesopfer waren am 11. August zu beklagen – darunter auch ein 15 Jahre altes Mädchen aus Großbritannien. Die Pferdesport-Community ist geschockt.

 

Sonntag, der 11. August 2019, war ein wahrlich schwarzer Tag für den Vielseitigkeitssport – denn gleich zwei Menschen haben an diesem Tag bei der Ausübung ihres geliebten Sports ihr Leben verloren.

Die 32 Jahre alte, aus Massachusetts stammende Jennifer Wilkins Chapin starb beim ,Festival of Eventing’ der Green Mountain Horse Association in South Woodstock (Bundesstaat Vermont) an den Folgen eines Rotationssturzes. Der Unfall hatte sich ereignet, als sich Jennifer Chapin für ihre Klasse aufwärmte. Das von ihr gerittene Pferd – der 12 Jahre alte Vollblut-Wallach Joinem – soll nach ersten Meldungen unverletzt geblieben sein. Die Reiterin war noch zum Dartmouth Hitchcock Medical Center gebracht worden, konnte aber nicht gerettet werden.

Nahezu zeitgleich ereignete sich im britischen Abington Pigotts – einer kleinen Gemeinde in der Grafschaft Cambridgeshire – ein weiterer tödlicher Unfall, der in der britischen Pferde-Community für Schock und Entsetzen gesorgt hat. Die 15-jährige Iona Sclater kam auf der Anlage ihrer Familie unter noch nicht bekannten Umständen zu Sturz und verstarb noch an der Unfallstelle. Sie galt als eine der vielversprechendsten Nachwuchs-Hoffnungen in Großbritanniens Vielseitigkeits-Szene. Der Reitsportverband ,British Eventing’ veröffentlichte eine Erklärung, in der man sich „zutiefst bestürzt“ über die Todesnachricht zeigte und die junge Reiterin als „strahlenden Stern“ der britischen Vielseitigkeit bezeichnete. Iona Sclater war auf der Long-List für die Pony-Europameisterschaften 2017 und 2019 und „eine außergewöhnlich talentierte und engagierte junge Vielseitigkeitsreiterin“, wie es in der Mitteilung heißt. Innerhalb von fünf Jahren bei ,British Eventing’ sammelte sie nicht weniger als 33 Top-Ten-Resultate und vertrat die Ost-Region bei den U-18-Mannschafts-Meisterschaften insgesamt vier Mal, von 2016 bis 2019. „Unsere Gedanken sind bei Ionas Freunden und ihrer Familie - ihrem Vater, Charles, Mutter, Hetty und den Schwestern Lara und Alicia - in dieser sehr schwierigen Zeit", so ,British Eventing' abschließend.

Zwei Todesfälle im Juli

Bereits im Juli hatten sich in Großbritannien und in USA zwei nicht minder tragische Unglückfälle zweier Vielseitigkeitsreiterinnen ereignet: Die 31-jährige Clare Bedford aus Rugby (Grafschaft Warwickshire/GB) kam am 13. Juli während einer Geländeprüfung im Solihull Riding Club mit ihrem Pferd Olympic Jesper so schwer zu Sturz, dass sie trotz umgehend durchgeführter Wiederbelebungsmaßnahmen und notärztlicher Betreuung noch an der Unfallstelle verstarb. Die näheren Umstände des Sturzes sind bislang nicht bekannt, ihr Pferd soll ersten Informationen zufolge unverletzt geblieben sein.

Für große Bestürzung hatte kurz zuvor – nämlich am 11. Juli – der Todesfall der jungen US-Eventerin Ashley Stoute gesorgt. Die erst 13 Jahre alte Reiterin starb im ,Standing Ovation Equestrian Center' in Halfmoon Township (Bundesstaat Pennsylvania) an den Folgen eines Rotationssturzes während eines Geländetrainings. Ihr Pferd – der 7-jährige Westfalen-Wallach Avant Garde – erlitt bei dem Vorfall einen Genickbruch und musste eingeschläfert werden. Ashley Stoute wurde mit dem Krankenwagen noch ins Mount Nittany Medical Center gebracht, wo man ihr jedoch nicht mehr helfen konnte – sie wurde wenig später für tot erklärt.

Ashley Stoute galt als große Hoffnung in der US-Vielseitigkeit, die seit ihrem sechsten Lebensjahr das Reiten wettkampfmäßig betrieben hatte. Im Jahr 2017 – mit gerade 11 Jahren – gewann Stoute in Tryon (North Carolina) die U-14-Meisterschaften im Rahmen der Nationalen Vielseitigkeits-Championate. Sie lag in der nationalen VS-Rangliste der US-Junioren an zweiter Stelle und war fest entschlossen, bis zum Ende des Sommers die Spitze zu übernehmen. Das Schicksal hat nun anders entschieden ...

Erinnerungen an die Todesserie von 2016

Die vier tödlich verlaufenen Stürze innerhalb von wenigen Wochen rufen Erinnerungen an die Unglücksserie des Jahres 2016 wach, als sich innerhalb weniger Monate gleich fünf tödliche Stürze in der Vielseitigkeit ereigneten. Am 6. März 2016 war die 17-jährige Olivia Inglis bei den Scone Horse Trials in Australien tödlich verunglückt, am 30. April war die 19-jährige Caitlyn Fischer bei einem Sturz in den Sydney Horse Trials ums Leben gekommen. Zwei Wochen später – am 14. Mai – traf es die 33-jährige Philippa Humphreys, die bei einem Sturz während des Jersey Fresh International Events (CCI3*) tödliche Verletzungen erlitt. Am 10. September ereignete sich die nächste Tragödie, als der erst 21-jährige russische Eventer Nikita Sotskov bei den Ratomka Horse Trials im weißrussischen Minsk tödlich verunglückte. Der letzte Unglücksfall des Jahres 2016 traf den Argentinier Santiago Zone, der am 1. Oktober bei einem nationalen Vielseitigkeitsturnier am Campo de Mayo in Bueneos Aires/ARG ums Leben kam. Alle fünf Unfälle waren sogenannte Rotationsstürze, bei denen sich das Pferd überschlagen hat und auf die Reiter gestürzt ist.

Angesichts der aktuellen Unglücksfälle muss sich die Vielseitigkeit ernsthaft die Frage stellen, ob man aus all diesen tragischen Todesstürzen wirklich gelernt hat – und vor allem auch die richtigen Schlussfolgerungen gezogen hat ...?

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