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Kolik-Behandlung beim Pferd kann bis zu 11.000 Euro kosten
03.09.2019 / News

Eine Kolik ist der häufigste Notfall in der Pferdemedizin – und für Pferdebesitzer nicht nur eine erhebliche psychische, sondern auch finanzielle Belastung, wie die aktuelle Studie zeigt.
Eine Kolik ist der häufigste Notfall in der Pferdemedizin – und für Pferdebesitzer nicht nur eine erhebliche psychische, sondern auch finanzielle Belastung, wie die aktuelle Studie zeigt. / Symbolfoto: Archiv/Redwings Horse Sanctuary

Eine britische Studie hat die Kosten für Kolik-Behandlungen beim Pferd unter die Lupe genommen und auch die dafür angebotenen OP- bzw. Kranken-Versicherungen für Pferde analysiert – mit spannenden Ergebnissen.

 

Kolik ist der häufigste Notfall in der Pferdemedizin – der für Pferde lebensbedrohend sein kann und für die Besitzer nicht nur psychisch, sondern auch finanziell mit erheblichen Belastungen verbunden ist. Die Wissenschaftlerinnen Isobel Barker und Sarah Freemann von der Universität Nottingham haben sich im Rahmen einer Forschungsarbeit dem finanziellen Aspekt von Kolikbehandlungen gewidmet und nicht nur die durch eine Kolik verursachten Kosten untersucht, sondern auch die Frage, inwieweit diese durch entsprechende OP- bzw. Krankenversicherungen abgedeckt waren.

Für die Studie wurden Daten von insgesamt neun britischen Pferdekliniken gesammelt und in vier Kategorien eingeteilt:

1. in der Klinik aufgenommene und innerhalb von 24 Stunden eingeschläferte Pferde (ohne OP)
2. Pferde, die während oder unmittelbar nach der Kolik-OP eingeschläfert werden mussten
3. medizinisch behandelte Pferde (ohne OP), die mehr als 24 Stunden überlebten
4. Pferde mit Kolik-OP, die mehr als 24 Stunden überlebten

Außerdem wurden von Daten von fünf britischen Pferdeversicherungen erhoben und anhand eines standardisierten Fallbeispiels analysiert.

Seitens der neun Pferdekliniken erhielt man nähere Informationen und Daten zu insgesamt 108 Kolik-Fällen.

– Die Behandlungskosten für Pferde der Kategorie 1, die also eingewiesen und anschließend eingeschläfert werden mussten, lagen im Durchschnitt bei 960 Euro, wobei die niedrigsten Kosten 505,– Euro und die höchsten 1.625,– Euro betrugen.

– Behandlungsfälle der Kategorie 2 (also Pferde, die bei oder kurz nach der Kolik-OP eingeschläfert werden mussten) verursachten durchschnittliche Kosten von 3.828,– Euro, bei einer Bandbreite von 1.735,– Euro im günstigsten Fall sowie enormen 11.315,– Euro im ungünstigsten Fall.

– Bei Pferden der Kategorie 3 (medizinische Behandlung ohne Kolik-OP) schlugen durchschnittlich 1.649,– Euro Behandlungskosten zu Buche, die Bandbreite lag hier zwischen 609,– und maximal 4.197,– Euro.

– Bei Behandlungsfällen der Kategorie 4 (Pferde mit Kolik-OP, die länger als 24 Stunden überlebten) waren die durchschnittlichen Kosten zu verzeichnen – diese lagen bei beträchtlichen 7.069,– Euro (Bandbreite zwischen 3.491,– und 9.995,– Euro).

Besondere Beachtung verdient jedoch die Tatsache, dass die durchschnittlichen Kosten für die chirurgische Behandlung die Deckung der meisten Versicherungen übersteigen würde. Bei drei Versicherungsgesellschaften betrug die maximale Abdeckung von Behandlungskosten 5.500,– Euro, bei einer 6.300,– Euro (wovon aber nur 5.000,– Euro für tierärztliche Behandlungen anrechenbar waren). Lediglich eine Versicherungsgesellschaft bot eine Deckung von maximal 8.200,– Euro an. Die monatlichen Versicherungsprämien lagen zwischen ca. 30,– und 52,– Euro.

Mit anderen Worten: In vielen Fällen decken OP- oder Krankenversicherungen für Pferde nur einen Teil der Behandlungskosten ab. Bei den insgesamt 27 Fällen der Kategorie 4 lagen nicht weniger als 21 (das sind 77,8 %) über dem Versicherungs-Limit von 5.500,– Euro. Die Studienautorinnen wörtlich: „Zwischen dem Versicherungsschutz und den Kosten für die chirurgische Behandlung besteht häufig eine erhebliche Lücke, die Eigentümer versicherter Pferde bei ihren Entscheidungen bedenken sollten.“

Erschwerend kommt hinzu, dass die in ihrer Studie erhobenen Kosten weder jene für die Erstuntersuchung des überweisenden Tierarztes, noch die Aufwendungen für die tierärztliche Versorgung nach der Entlassung des Pferdes enthielten – d. h. die vom Besitzer zu tragenden Gesamtkosten sind jedenfalls noch höher als die in der Studie erhobenen Zahlen.

Aus der Analyse der Versicherungsbedingungen leiteten die Studienautorinnen auch noch eine andere Kritik ab: Diese seien durchwegs sehr komplex und schwer fasslich – ein häufiges Problem bei derartigen Verträgen. Eine Verbesserung der Lesbarkeit wäre wünschenswert – zumal der Umfang des Versicherungsschutzes bei allen Unternehmen stark variiert und es auch eine Vielzahl möglicher Ausschlüsse gibt. Versicherungsnehmer müssen ihre Policen sorgfältig studieren, um zu verstehen, wie und wann ein Anspruch geltend gemacht werden muss – und welche Risiken exakt abgedeckt sind.

Die Studie ,Assessment of costs and insurance policies for referral treatment of equine colic" von Isobel Barker und Sarah L Freeman ist in der Zeitschrift ,Vet Record' erschienen und kann in englischer Originalfassung hier nachgelesen werden.

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