News 

Rubrik
Zur Übersichtzurück weiter

Sechs Zirkusponys durch giftige Bergahorn-Samen gestorben
02.10.2019 / News

Auch das Pony Rocky aus dem Circus Jonny Casselly konnte nicht gerettet werden.
Auch das Pony Rocky aus dem Circus Jonny Casselly konnte nicht gerettet werden. / Foto: Circus Jonny Casselly

Sechs Ponys des Circus Jonny Casselly sind an atypischer Weidemyopathie verstorben, nachdem sie Samen des Bergahorns gefressen hatten.

 

Die traurige Nachricht vom Tod der sechs Ponys King, Rocky, Prinz, Moritz, Phönix, Tarzan und Max teilte der Circus Jonny Casselly auf seiner Facebook-Seite mit. Demnach seien die Ponys verstorben, nachdem sie wenige Gramm der Bergahorn-Samen gefressen hätten: „Wir haben unsere Ponys sofort in die Tierklinik nach Duisburg gebracht. Dort haben sich die Ärzte und Pfleger rührend und fürsorglich um unsere Tiere gekümmert. Jedoch konnte man das rasante fortschreitende Sterben durch den giftigen Samen und die dadurch hervorgerufene Muskelerkrankung nicht mehr aufhalten.“ Und weiter: „Wir sind sehr traurig und fassungslos.“

Der tragische Tod der sechs Ponys ist zweifellos einer der schlimmsten Fälle von Weidemyopathie, die es in den letzten Jahren in Deutschland gegeben hat. Die bei Pferdehaltern gefürchtete Erkrankung tritt gehäuft im Frühjahr und im Herbst auf – als besonders kritisch gilt eine Konstellation, in der herbstliche Stürme die auf den Bäumen befindlichen Samen herunterreißen und großflächig auf Wiesen und Weiden verteilen. Dies kann – vor allem nach einem trockenen Sommer und kargem Weidebewuchs – dazu führen, dass grasende Pferde viele dieser verstreuten Samen zu sich nehmen und das Risiko einer Vergiftung steigt.

Das gleichzeitige Auftreten genau dieser beiden Umstände – karge Weiden infolge trockener Sommer und herbstliche Stürme – dürfte wohl auch den Ponys des Circus Jonny Casselly zum Verhängnis geworden sein. Tierärzte bezeichnen solche Perioden offen als „Risikozeit“, in der Pferdehalter besonders vorsichtig sein sollten. Nehmen Pferde in solchen Zeiten besonders viele Samen des Bergahorns auf, ist die Gefahr einer Vergiftung durch den Wirkstoff Hypoglycin A (HGA) und eine Erkrankung an der gefürchteten Atypischen Weidemyopathie besonders groß.

Das Vergiftungs-Risiko ist vor allem deshalb schwer kalkulierbar, weil die Samen des Bergahorns höchst unterschiedliche Konzentrationen des Giftstoffs HGA enthalten können – nämlich zwischen 1,7 und 319 Mikrogramm pro Samen, wie deutsche Wissenschaftler 2015 nachweisen konnten. Speziell im Herbst, wenn die ersten Samen zu Boden fallen, ist der Prozentsatz an stark belasteten Samen besonders hoch – Pferde sind dann besonders gefährdet, schon in kurzer Zeit eine womöglich tödliche Menge aufzunehmen. Der Rat der Forscher:  „Es ist daher dringend zu empfehlen, Pferde am besten nicht auf Weiden grasen zu lassen, auf denen sich Bergahorne befinden."

Tipps für Pferdebesitzer
Um die Gefahr einer Vergiftung durch HGA möglichst auszuschließen, raten Experten zu einer Reihe von Vorsichtsmaßnahmen, z.B.

– Beschränken Sie den Zugang zu Samen, indem Sie Weideflächen durch flexible Absperrungen nur zeitlich begrenzt zur Nutzung freigegeben.

– Stellen Sie sicher, daß die Pferde Zugang zu einer hochwertigen, nicht mit Samen belasteten Weide haben.

– Holen Sie in absoluen Risikozeiten ihre Pferde sicherheitshalber von der Weide.

– Sorgen Sie für ergänzendes Futter auf der Weide, um das Risiko zu minimieren, daß die Pferde unabsichtlich zuviele Samen aufnehmen.

– Lassen Sie nasses Heu nicht auf dem Boden herumliegen, hier kann es verrotten und es können besonders viele Samen im Heu verborgen sein.

– Besprechen Sie die Gefahren – und wie man typische Symptome von AM frühzeitig erkennen kann – mit ihrem Haustierarzt.

– Beachten Sie, daß auch eine Weide ohne Ahornbäume Samen enthalten kann, die vom Wind oder von Überflutungen auf ihre Weide getragen wurden.

– Schneiden Sie Bäume, die gerade voller Samen sind, nicht zurück, da die herabfallenden Samen zu einer massiven Mehrbelastung ihrer Weiden und zu einem noch größeren Risiko für ihre Pferde führen können.

Kommentare

Bevor Sie selbst Beiträge posten können, müssen Sie sich anmelden...
Zur Übersichtzurück weiter

 
 
ProPferd.at - Österreichs unabhängiges Pferde-Portal − Privatsphäre-Einstellungen