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Studie: Präbiotika können bei Pferden mehr schaden als sie nützen
07.10.2019 / News

Bei Präbiotika als Futterzusatz ist Vorsicht geboten, denn sie können auch unerwünschte Nebeneffekte haben, so eine aktuelle Studie.
Bei Präbiotika als Futterzusatz ist Vorsicht geboten, denn sie können auch unerwünschte Nebeneffekte haben, so eine aktuelle Studie. / Symbolfoto: Archiv/Fotolia

… zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Studie der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, in der die Wirkung von Topinambur-Mehl als Futterergänzung bei Pferden untersucht wurde.

 

Präbiotika sind in den letzten Jahren auch in der Pferdeszene bekannt geworden – insbesondere im Zusammenhang mit der Darmsanierung bei Pferden. Präbiotika sind Ballaststoffe, die im Dünndarm nicht aufgespalten und verdaut werden können und somit intakt in den Dickdarm gelangen, wo sie das Wachstum von darmeigenen Bakterien unterstützen, die Darmgesundheit fördern und Störungen des Stoffwechsels bzw. des Immunsystems entgegenwirken sollen.  

Doch Präbiotika helfen offenkundig nur begrenzt dabei, die Darmflora von Pferden zu stabilisieren – präziser gesagt hat ihre Wirkung auch eine Schattenseite, wie Forscher der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU) und der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover (TiHo) herausgefunden haben: Handelsübliche Präparate werden nämlich bei Pferden bereits im Magen teilweise abgebaut und können so zu Übersäuerung und sogar zu einer Entzündung der Magenschleimhaut führen. Die Wissenschaftler schlagen deshalb vor, präbiotische Nahrungsergänzungsmittel so aufzubereiten, dass sie erst im Dickdarm wirken können.

Die Ergebnisse im Detail

Präbiotika werden häufig dem Futter von Pferden zugesetzt, um deren Gesundheit zu fördern. Dabei handelt es sich um unverdauliche Ballaststoffe, die das Wachstum und die Aktivität bestimmter, gesundheitsförderlicher Bakterien im Dickdarm anregen können. „Pferde haben ein relativ kleines, artenarmes Kernmikrobiom und sind deshalb sehr anfällig für Störungen der Verdauung", so Prof. Dr. Annette Zeyner, Professorin für Tierernährung an der Martin-Luther-Universität. Ob der Einsatz von Präbiotika aber in der Realität immer zu den gewünschten Effekten führt, sei bislang nicht ausreichend erforscht, so die Wissenschaftlerin weiter. In Kooperation mit Prof. Dr. Gerhard Breves von der TiHo ist ihre Arbeitsgruppe dieser Frage nachgegangen.

Für die Studie untersuchte das Forschungsteam die Wirkung von Topinambur-Mehl auf Pferde. Dabei handelt es sich um ein typisches Präbiotikum für Pferde. Eine Gruppe von sechs Tieren erhielt zusätzlich zum normalen Futter das Mehl, das hohe Mengen bestimmter Kohlenhydrate, so genannte Frukto-Oligosaccharide (FOS) und Inulin, enthält. Eine weitere Gruppe von sechs Pferden erhielt stattdessen ein Placebo zum normalen Futter. Anschließend analysierten die Forscher den Bakterienhaushalt im Verdauungstrakt der Tiere aus beiden Gruppen. Dabei stellte sich heraus, dass die Präbiotika bereits im Magen durch die dort natürlich lebenden Mikroorganismen fermentiert wurden - also bereits deutlich zu früh wirken. „Bei der Fermentation bilden sich organische Säuren, die - anders als im Dickdarm – im Magen die Schleimhaut der Pferde schädigen können", sagt Maren Glatter, wissenschaftliche Mitarbeiterin in der Arbeitsgruppe von Zeyner und Erst-Autorin der Studie.

Zwar nahm auch die bakterielle Vielfalt im gesamten Verdauungstrakt zu, was vermutlich auch die gewünschte Schutzwirkung hat. „Wenn man die Präbiotika aber in ihrer bisherigen Form verwendet, schaden sie eher, als dass sie nützen", fasst Zeyner zusammen. Die Stoffe müssten stattdessen so behandelt werden, dass sie in einer Dosis im Dickdarm ankommen, die positiv auf die dort lebenden Darmbakterien wirkt, ohne diese zu einer übersteigerten Tätigkeit anzuregen.

Die Studie „Modification of the equine gastrointestinal microbiota by Jerusalem artichoke meal supplementation" von M. Glatter, K. Borewicz, B. van den Bogert, M. Wensch-Dorendorf, M. Bochnia, J. M. Greef, M. Bachmann, H. Smidt, G. Breves und A. Zeyner ist am 8. August 2019 in der Fachzeitschrift "PLOS ONE" veröffentlicht worden und kann in englischer Originalfassung hier nachgelesen werden.

Quelle: Pressemitteilung Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg

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