Das West-Nil-Virus breitet sich in Mitteleuropa weiter aus: In Deutschland sind bislang 11 Fälle bei Pferden sowie 44 bei Vögeln nachgewiesen worden, auch in Österreich wurden zwei neue Infektionsfälle bei Pferden gemeldet. Da mit weiteren Infektionen bei Pferden zu rechnen ist, wird empfohlen, Pferde in betroffenen Gebieten impfen zu lassen.
Das West-Nil-Virus (WNV) ist weiter im Vormarsch – das zeigen die Meldungen der letzten Tage nur allzu deutlich: Wie die Behörde für Gesundheit und Verbraucherschutz meldete, wurde diese Woche das Virus erstmals bei einem Vogel in Hamburg festgestellt – bislang waren ausschließlich Vögel und Pferde in den östlichen Bundesländern betroffen gewesen. Und das Friedrich-Loeffler-Institut gab heute (27. Sep. 2019) bekannt, dass erstmals auch ein Mensch mit dem West-Nil-Virus in Deutschland infiziert wurde: „Die Person war an einer Gehirnentzündung erkrankt, wurde im Klinikums St. Georg in Leipzig behandelt und ist mittlerweile wieder genesen. Sie stammt aus einer Region, in der das FLI bereits WNV-Fälle bei Pferden und Vögeln bestätigt hat. Infektionen mit West-Nil-Virus bei Menschen sind meldepflichtig und dem Robert Koch-Institut mitzuteilen.“
Bei Pferden und Vögeln sind Infektionen mit WNV anzeigepflichtig, so das Institut weiter. Bisher wurden vom Nationalen Referenzlabor für WNV am Friedrich-Loeffler-Institut 11 Fälle bei Pferden und 44 bei Vögeln in Deutschland nachgewiesen. Da weiterhin mit Infektionen bei Pferden zu rechnen ist, wiederholt die Ständige Impfkommission Veterinärmedizin (StIKO Vet) am FLI ihre Empfehlung, Pferde in betroffenen Gebieten zu impfen.
Mit dem West-Nil-Virus infizierte Pferde entwickeln zwar in der überwiegenden Zahl der Fälle keinerlei Krankheitssymptome – bei einigen Tieren können jedoch deutliche Ausfallerscheinungen auftreten, die in bis zu 20 Prozent der Fälle mit lebenslangen neurologischen Schäden verbunden sein können. In etwa 22 bis 44 Prozent der Fälle endet der Verlauf tödlich. Nach Ausbruch der Erkrankung ist lediglich eine symptomatische Behandlung der Tiere möglich. In Deutschland besteht die Möglichkeit zur Impfung der Pferde durch drei in der EU zugelassene Impfstoffe. Diese schützen zwar nicht vor der Infektion, können aber schwerere klinische Verlaufsformen der Infektion weitestgehend verhindern.
Die Infektion mit dem WNV wird durch Stechmücken übertragen und zeigt daher saisonale Verläufe. Hauptwirt für das Virus sind Vögel unterschiedlichster Arten. Die meisten Vogelarten erkranken klinisch nicht, allerdings entwickeln einige Vogelarten wie Sperlingsvögel und einige Greifvogel- und Eulenarten massive klinische Erkrankungen, die tödlich verlaufen können. Auch Säugetierarten können als Fehlwirt infiziert werden.
Situation in Österreich
Im Jahr 2008 wurde in Österreich erstmals das West-Nil-Virus bei Greifvögeln nachgewiesen – seither wird am AGES-Institut für veterinärmedizinische Untersuchungen in Mödling auch ein WNV-Überwachungsprogramm im Auftrag des Gesundheitsministeriums geführt (ab 2011 auch bei Pferden).
Im August 2016 wurde erstmals bei einem Pferd im Osten von Österreich WNV bestätigt – das betroffene Tier zeigte klinische Symptome, sprach gut auf die Behandlung an der Veterinärmedizinischen Universität Wien an und konnte geheilt werden.
Im Oktober 2016 mußte ein Pferd aus Niederösterreich wegen progressiven neurologischen Symptomen an der Veterinärmedizinischen Universität Wien eingeschläfert werden. Das Tier zeigte das Bild einer viralen Meningoenzephalitis (Gehirnhautentzündung), die Diagnose „WNV-Infektion“ konnte jedoch erst im Jänner 2017 bestätigt werden. Hierbei handelt es sich um den ersten dokumentierten Fall einer WNV-bedingten Enzephalitis bei einem österreichischen Pferd.
Im Spätsommer/Frühherbst 2017 konnten drei weitere klinisch relevante Fälle von equinen WNV-Infektionen in Niederösterreich nachgewiesen werden. Ein Pferd musste aufgrund der klinischen Symptomatik euthanasiert werden, bei diesem Tier lag eindeutig eine WNV-assoziierte Meningoenzephalitis vor. Die zwei weiteren Pferde haben die Krankheit überstanden, eine stattgefundene WNV-Infektion konnte serologisch jedoch bestätigt werden. Lt. AGES handelte es sich bei den equinen WNV-Fällen in Österreich bislang ausschließlich um WNV Linie 2.
Im Jahr 2018 gab es insgesamt drei WNV-Krankheitsfälle bei Pferden – im September 2019 wurde bei zwei Pferden aus Wien und Niederösterreich eine Infektion mit dem West Nil Virus nachgewiesen. Es werden wohl nicht die letzten gewesen sein – weshalb auch hierzulande für Pferdehalter in betroffenen Gebieten eine Impfung ihrer Tiere durchaus ratsam ist. Die Grundimmunisierung besteht je nach Impfstoff aus zwei Impfungen im Abstand von 3 bis 6 Wochen. Wiederholungsimpfungen sind in jährlichen Abständen durchzuführen. Auch in Österreich sind alle Formen von klinischen WNV-Erkrankungen bei Pferden anzeigepflichtig, d.h. sie sind den zuständigen Behörden zu melden.
Weitere Infos zum West-Nil-Virus in Deutschland findet man hier – zur Situation in Österreich bietet diese Info-Seite des Bundesministeriums für Arbeit, Soziales, Gesundheit und Konsumentenschutz sowie jene der Österreichischen Agentur für Gsundheit und Ernährungssicherheit (AGES).