Große Anteilnahme nach Tod von US-Vielseitigkeitsreiterin 12.10.2019 / News
Tragisch: Nicolle Villers-Amatt hinterlässt ihren Ehemann Neil und die zweijährige Tochter Zara. / Foto: privat/GoFundMe
Die internationale Eventing-Community wird durch einen weiteren Todesfall erschüttert: Die 40-jährige Nicolle Villers-Amatt kam bei einem Trainingssturz im Morven Park in den USA ums Leben – es ist bereits der sechste tödliche Unfall in diesem Jahr.
Es ist wahrlich ein weiteres schwarzes Jahr für den Vielseitigkeitssport – und eine traurige Wiederholung der grausamen Serie des Jahres 2016, als innerhalb weniger Monate fünf VielseitigkeitsreiterInnen zu Tode kamen. Auch heuer weist diese bedrückende Statistik bereits fünf Todesfälle aus: Im Juli waren die 31-jährige Britin Clare Bedford und die erst 13 Jahre alte US-Eventerin Ashley Stoute bei Stürzen ums Leben gekommen, am 11. August hatte es die 32 Jahre alte US-Reiterin Jennifer Wilkins Chapin und die 15-jährige Britin Iona Sclater getroffen – sehr zur Bestürzung der gesamten internationalen Vielseitigkeits-Gemeinde (siehe auch unseren Artikel dazu). Am 7. September schließlich war es die 22-jährige Französin Thais Meheust, die mit ihrem Pferd Chaman Dumontceau in der Geländeprüfung im Rahmen der französischen Meisterschaften für junge Pferde in Le Pin au Haras (Normandie) so schwer zu Sturz kam, dass sie nicht mehr gerettet werden konnte.
Nun hat das Schicksal auch noch ein sechstes Todesopfer gefordert – es ist eine weitere Reiterin aus den USA: Die 40 Jahre alte Nicolle Villers-Amatt starb am Dienstag (8. Oktober 2019) nach einem Sturz beim Geländetraining im Morven Park in Leesburg im Bundesstaat Virginia (USA). Ersten Berichten zufolge soll Villers-Amatt an einem festen Hindernis mit Baumstamm (log fence) verunglückt sein, die näheren Umstände des Sturzes sind jedoch bislang nicht bekannt.
„Die Betreiber und Mitarbeiter von Morven Park sind über den Unglücksfall, der sich heute ereignet hat, zutiefst bestürzt", erklärte Sheryl Williams, Geschäftsführerin von Morven Park, in einer ersten Stellungnahme. „Wir möchten hiermit – gemeinsam mit jedem in der Pferdesport-Gemeinde – der Familie und den Freunden der betroffenen Reiterin unser tief empfundenes Mitgefühl ausdrücken.“
Die aus Hamilton stammende Nicolle Villers-Amatt war seit den 1990er Jahren begeisterte Vielseitigkeitsreiterin. Sie bestritt Turniere bis in die höheren Klassen und ritt auch das später berühmte Pferd Theodore O’Connor am Beginn seiner Karriere. Neben ihrer aktiven Wettkampf-Laufbahn betrieb sie auch „Five Point Performance Horses", einen Trainings- und Ausbildungsstall, in dem junge Vielseitigkeits- und Jagdpferde trainiert und gefördert wurden.
Auf Facebook schrieb ihr Ehemann Neil Amatt: „Nicolle ist bei dem Sport gestorben, den sie so sehr liebte. Es war schnell und schmerzlos und sie war nicht allein – ich danke Katie MacSwain, dass sie in diesem Moment bei ihr war. Sie war die beste Mutter und Ehefrau, die man sich wünschen konnte.“
In der US-Vielseitigkeitsszene ist die Erschütterung über den tragischen Tod der beliebten Reiterin riesig – und auch die Anteilnahme für die Hinterbliebenen. Eine von den engen Freunden Katie und Andrew MacSwain initiierte GoFundMe-Kampagne zur Unterstützung von Neil und seiner zwei Jahre alten Tochter Zara hat in kurzer Zeit mehr als 35.000 US-Dollar erbracht. Im begleitenden Text dazu heißt es: „Nicolle hatte ein großes Herz und eine herausragende Persönlichkeit. Sie war eine liebevolle Mutter, Ehefrau, Freundin, Krankenschwester und eine versierte Reiterin. Sie stellte das Wohl anderer an erste Stelle. Nicolle kam am 8. Oktober 2019 bei einem katastrophalen Reitunfall auf tragische Weise ums Leben. Sie hinterlässt ihren geliebten Ehemann Neil und ihre 2-jährige Tochter Zara. Zum Gedenken an Nicolle und zur Unterstützung ihrer Familie wurde diese Go Fund Me-Seite ins Leben gerufen. Alle Einnahmen gehen direkt an Neil und Zara, um ihnen bei der Bewältigung der finanziellen Lasten nach Nicolles Tod zu helfen und sie in den kommenden Monaten zu unterstützen. Bitte ziehen sie es in Erwägung, ihnen mit einer Spende zu helfen, um ihnen in diesen herausfordernden Zeiten beizustehen. Haben Sie vielen Dank dafür!"
Hier geht's zur GoFundMe-Kampagne für Neil und Zara!
KommentareBevor Sie selbst Beiträge posten können, müssen Sie sich anmelden...Weitere Artikel zu diesem Thema:09.09.2019 - Frankreich unter Schock: 22-jährige Vielseitigkeitsreiterin tödlich verunglückt
Frankreich unter Schock: 22-jährige Vielseitigkeitsreiterin tödlich verunglückt 09.09.2019 / News
Mit Thais Meheust verliert Frankreich eine seiner großen Vielseitigkeits-Hoffnungen. / Foto: FEI/Lukasz Kowalski Der wohl größte Erfolg ihrer eindrucksvollen sportlichen Karriere war der EM-Sieg bei den Young Ridern 2018 in Fontainebleau (v.l.: Victor Levecque, Thais Meheus, Romain Sans und Victor Burtin). / Foto: FEI/Lukasz Kowalski
Frankreich trauert um eine seiner besten und vielversprechendsten Vielseitigkeitsreiterinnen: Die 22-jährige Thais Meheust stürzte bei den französischen Meisterschaften am Wochenende schwer und konnte nicht mehr gerettet werden.
Es ist eine Tragödie, an der ganz Frankreich Anteil nimmt: Am Wochenende ist, wie der französische Reitsport-Verband FEE (Fédération Francaise d’Equitation) meldete, eine der bekanntesten Vielseitigkeitsreiterinnen des Landes – die erst 22 Jahre alte Thais Meheust – in der Geländeprüfung im Rahmen der französischen Meisterschaften für junge Pferde in Le Pin au Haras (Normandie) verunglückt. Thais Meheust kam am Samstag (7. Sep. 2019) mit ihrem Pferd Chaman Dumontceau in der Altersklasse der 7-jährigen Pferde bei Hindernis 2 schwer zu Sturz und konnte nicht mehr gerettet werden. Die näheren Umstände des Unglücks sind bislang nicht bekannt und noch Gegenstand eingehender Untersuchungen.
Die 22-jährige Eventerin zählte zu den größten Nachwuchshoffnungen der französischen Vielseitigkeit, war mehrfach Teilnehmerin und auch Medaillengewinnerin bei Europameisterschaften in unterschiedlichsten Klassen (Pony, Junioren, Young Rider) – im Vorjahr holte sie bei ihrer insgesamt achten EM-Teilnahme ihre fünfte Medaille, nämlich 2018 bei der Young Rider-Europameisterschaft in Fontainebleau (8.–15. Juli 2018). 2019 hatte sie den Sprung in den nationalen A-Kader geschafft und an ersten Team-Sichtungen teilgenommen.
In Frankreich löste die Nachricht vom Ableben der jungen, sympathischen Reiterin tiefe Bestürzung und Betroffenheit aus – wohl nur vergleichbar mit dem gewaltigen Schock, den im September 2010 der tödliche Sturz von Sebastian Steiner in Österreich verursacht hat. Sämtliche großen Tageszeitungen Frankreichs – Le Monde, Le Figaro, L’Equipe etc. – berichteten über den tragischen Unglücksfall und sprachen der Familie und den Angehörigen ihr Mitgefühl aus. Auch die französische Sportministerin Roxana Maracineanu bekundete über Twitter ihre Anteilnahme: „Die junge und vielversprechende Reiterin Thais Meheust ist heute morgen das Opfer eines tödlichen Sturzes im Rahmen der nationalen Vielseitigkeits-Meisterschaften in Haras du Pin geworden. Meine Gedanken sind bei ihrer Familie, ihren Freunden und der gesamten Reitsport-Gemeinde.“
Bewegende Worte fand auch der Veranstalter der nationalen Meisterschaften ,Le Grand Complet’, der auf seiner Facebook-Seite die traurige Nachricht publik machte: „Unser Sport ist so gemacht. Er gibt uns ständig viel Emotionen – doch die, die wir heute fühlen, hätten wir lieber nicht kennengelernt. Das Gefühl, eine große Kämpferin und professionelle Kollegin verloren zu haben – aber auch eine junge, fröhliche, begeisterte, leidenschaftliche, positive Frau. Mit ihrer treuen Quamilha war sie in dieser Saison erstmals in die französische A-Nationalmannschaft berufen worden. Obwohl sie das Event nicht beenden konnte, hatte sie letzten August zum Sieg des Tricolor-Teams im FEI Nations Cup beigetragen. Mit einem Lächeln bis zu den Ohren genoss sie diesen Mannschaftssieg inmitten einer verschworenen Truppe von Freunden aus allen Generationen, die für diese Disziplin so typisch ist. Sie hatte den Wunsch, ihre Karriere als Reiterin mit völliger Hingabe und ganzer Leidenschaft zu leben. Leider war der Sport, den wir alle lieben, plötzlich furchtbar grausam. Das gesamte Ustica-Team und seine Freiwilligen sind mit ganzem Herzen und all seinen Gedanken bei ihr, ihrer Familie und allen, die sie kannten. Wir werden uns noch lange an Dich und deine grenzenlose Lebensfreude erinnern ... Reite in Frieden, Thaïs"
Der Beitrag erhielt seither fast 4.000 Likes und wurde über 2.700 Mal geteilt – was die enorme Anteilnahme der französischen Pferde-Community an diesem tragischen Unglück erahnen lässt.
Noch am 23. Mai dieses Jahres hatte der Internationale Reitsportverband FEI über den jungen Eventing-Star aus Frankreich berichtet und Thais Meheust u. a. nach ihren persönlichen Stärken gefragt. Ohne Umschweife kam sie dabei auf ihr besonderes Verhältnis zu ihren Pferden zu sprechen: „Ich liebe meine Pferde über alles. Sie sind meine besten Freunde, und ich glaube, dass in der Vielseitigkeit die Verbindung zu deinen Pferden das absolut Wichtigste ist. Wir verlangen von ihnen verrückte Sachen – aber sie machen alles für uns, weil sie uns vertrauen. Meine besondere Stärke sind meine Pferde, sie sind fantastisch und geben immer ihr Bestes."
Der Tod von Thais Meheust ist bereits der fünfte Todesfall in der Vielseitigkeit in diesem Jahr (siehe dazu auch diesen Bericht).
14.08.2019 - Vier tödliche Stürze: Tragische Todesserie erschüttert Vielseitigkeit
Vier tödliche Stürze: Tragische Todesserie erschüttert Vielseitigkeit 14.08.2019 / News
Nach vier tödlichen Stürzen innerhalb weniger Wochen stellt sich die Frage: Hat die Vielseitigkeit aus den Unglücksfällen der Vergangenheit die richtigen Lehren gezogen? / Symbolfoto: Julia Rau
Innerhalb weniger Wochen ist es im internationalen Vielseitigkeitssport zu vier Todesfällen gekommen. Die beiden letzten Todesopfer waren am 11. August zu beklagen – darunter auch ein 15 Jahre altes Mädchen aus Großbritannien. Die Pferdesport-Community ist geschockt.
Sonntag, der 11. August 2019, war ein wahrlich schwarzer Tag für den Vielseitigkeitssport – denn gleich zwei Menschen haben an diesem Tag bei der Ausübung ihres geliebten Sports ihr Leben verloren.
Die 32 Jahre alte, aus Massachusetts stammende Jennifer Wilkins Chapin starb beim ,Festival of Eventing’ der Green Mountain Horse Association in South Woodstock (Bundesstaat Vermont) an den Folgen eines Rotationssturzes. Der Unfall hatte sich ereignet, als sich Jennifer Chapin für ihre Klasse aufwärmte. Das von ihr gerittene Pferd – der 12 Jahre alte Vollblut-Wallach Joinem – soll nach ersten Meldungen unverletzt geblieben sein. Die Reiterin war noch zum Dartmouth Hitchcock Medical Center gebracht worden, konnte aber nicht gerettet werden.
Nahezu zeitgleich ereignete sich im britischen Abington Pigotts – einer kleinen Gemeinde in der Grafschaft Cambridgeshire – ein weiterer tödlicher Unfall, der in der britischen Pferde-Community für Schock und Entsetzen gesorgt hat. Die 15-jährige Iona Sclater kam auf der Anlage ihrer Familie unter noch nicht bekannten Umständen zu Sturz und verstarb noch an der Unfallstelle. Sie galt als eine der vielversprechendsten Nachwuchs-Hoffnungen in Großbritanniens Vielseitigkeits-Szene. Der Reitsportverband ,British Eventing’ veröffentlichte eine Erklärung, in der man sich „zutiefst bestürzt“ über die Todesnachricht zeigte und die junge Reiterin als „strahlenden Stern“ der britischen Vielseitigkeit bezeichnete. Iona Sclater war auf der Long-List für die Pony-Europameisterschaften 2017 und 2019 und „eine außergewöhnlich talentierte und engagierte junge Vielseitigkeitsreiterin“, wie es in der Mitteilung heißt. Innerhalb von fünf Jahren bei ,British Eventing’ sammelte sie nicht weniger als 33 Top-Ten-Resultate und vertrat die Ost-Region bei den U-18-Mannschafts-Meisterschaften insgesamt vier Mal, von 2016 bis 2019. „Unsere Gedanken sind bei Ionas Freunden und ihrer Familie - ihrem Vater, Charles, Mutter, Hetty und den Schwestern Lara und Alicia - in dieser sehr schwierigen Zeit", so ,British Eventing' abschließend.
Zwei Todesfälle im Juli
Bereits im Juli hatten sich in Großbritannien und in USA zwei nicht minder tragische Unglückfälle zweier Vielseitigkeitsreiterinnen ereignet: Die 31-jährige Clare Bedford aus Rugby (Grafschaft Warwickshire/GB) kam am 13. Juli während einer Geländeprüfung im Solihull Riding Club mit ihrem Pferd Olympic Jesper so schwer zu Sturz, dass sie trotz umgehend durchgeführter Wiederbelebungsmaßnahmen und notärztlicher Betreuung noch an der Unfallstelle verstarb. Die näheren Umstände des Sturzes sind bislang nicht bekannt, ihr Pferd soll ersten Informationen zufolge unverletzt geblieben sein.
Für große Bestürzung hatte kurz zuvor – nämlich am 11. Juli – der Todesfall der jungen US-Eventerin Ashley Stoute gesorgt. Die erst 13 Jahre alte Reiterin starb im ,Standing Ovation Equestrian Center' in Halfmoon Township (Bundesstaat Pennsylvania) an den Folgen eines Rotationssturzes während eines Geländetrainings. Ihr Pferd – der 7-jährige Westfalen-Wallach Avant Garde – erlitt bei dem Vorfall einen Genickbruch und musste eingeschläfert werden. Ashley Stoute wurde mit dem Krankenwagen noch ins Mount Nittany Medical Center gebracht, wo man ihr jedoch nicht mehr helfen konnte – sie wurde wenig später für tot erklärt.
Ashley Stoute galt als große Hoffnung in der US-Vielseitigkeit, die seit ihrem sechsten Lebensjahr das Reiten wettkampfmäßig betrieben hatte. Im Jahr 2017 – mit gerade 11 Jahren – gewann Stoute in Tryon (North Carolina) die U-14-Meisterschaften im Rahmen der Nationalen Vielseitigkeits-Championate. Sie lag in der nationalen VS-Rangliste der US-Junioren an zweiter Stelle und war fest entschlossen, bis zum Ende des Sommers die Spitze zu übernehmen. Das Schicksal hat nun anders entschieden ...
Erinnerungen an die Todesserie von 2016
Die vier tödlich verlaufenen Stürze innerhalb von wenigen Wochen rufen Erinnerungen an die Unglücksserie des Jahres 2016 wach, als sich innerhalb weniger Monate gleich fünf tödliche Stürze in der Vielseitigkeit ereigneten. Am 6. März 2016 war die 17-jährige Olivia Inglis bei den Scone Horse Trials in Australien tödlich verunglückt, am 30. April war die 19-jährige Caitlyn Fischer bei einem Sturz in den Sydney Horse Trials ums Leben gekommen. Zwei Wochen später – am 14. Mai – traf es die 33-jährige Philippa Humphreys, die bei einem Sturz während des Jersey Fresh International Events (CCI3*) tödliche Verletzungen erlitt. Am 10. September ereignete sich die nächste Tragödie, als der erst 21-jährige russische Eventer Nikita Sotskov bei den Ratomka Horse Trials im weißrussischen Minsk tödlich verunglückte. Der letzte Unglücksfall des Jahres 2016 traf den Argentinier Santiago Zone, der am 1. Oktober bei einem nationalen Vielseitigkeitsturnier am Campo de Mayo in Bueneos Aires/ARG ums Leben kam. Alle fünf Unfälle waren sogenannte Rotationsstürze, bei denen sich das Pferd überschlagen hat und auf die Reiter gestürzt ist.
Angesichts der aktuellen Unglücksfälle muss sich die Vielseitigkeit ernsthaft die Frage stellen, ob man aus all diesen tragischen Todesstürzen wirklich gelernt hat – und vor allem auch die richtigen Schlussfolgerungen gezogen hat ...?
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