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WBFSH-Ranking 2019: Österreichs Warmblutzucht schlägt sich respektabel
17.10.2019 / News

Bartlgut
Bartlgut's Duccio hat unter Reiterin Ulrike Prunthaller mit seinen 1.611 Weltranglisten-Punkten maßgeblich zur guten Platzierung Österreichs beigetragen. / Foto: Team myrtill

In der soeben veröffentlichten Jahreswertung der international erfolgreichsten Warmblutzucht-Organisationen liegt die AWÖ in der Sparte Dressur auf dem beachtlichen 19. Rang – die züchterische Leistung dahinter ist aber wohl noch höher einzuschätzen.

 

Österreichs Warmblutzucht ist traditionell dressurorientiert – was vielerlei Gründe hat und insbesondere auch dadurch begünstigt wurde, dass in der Phase der Neuorientierung und Modernisierung der heimischen Warmblutzucht Ende der 60er und Anfang der 70er Jahre des vorigen Jahrhunderts die dressurbetonten Vererber (insbesondere aus Hannover) ein deutliches Übergewicht hatten. Der dressurmäßige Schwerpunkt der heimischen Warmblutzucht hat sich bis heute erhalten – so ist nach wie vor die Dressur diejenige reitsportliche Sparte mit dem höchsten Anteil an A-Pferden (2018 waren dies 21,4 %).

Dass die Spitzengruppe dieser Pferde auch international reüssieren kann, ist Insidern zwar wohlbekannt – größere öffentliche Beachtung findet dieser Umstand aber nur selten, und das ist durchaus zu bedauern, beweist er doch den hohen züchterischen Standard, den die heimische Warmblutzucht trotz ihrer bescheidenen Größe aufweist. Im internationalen Vergleich ist Österreich quantitativ betrachtet ein Zwerg – mit rund 700 Belegungen und etwa 500 Fohlen jährlich ist man von Zuchtgebieten wie Hannover mit über 9.000 Belegungen und nahezu 7.000 Fohlen meilenweit entfernt.

Dass man sich jedoch qualitativ nicht verstecken muss – jedenfalls nicht in der Sparte Dressur, zeigt das nun veröffentlichte Jahres-Ranking der WBFSH (World Breeding Federation for Sport Horses), der Dachorganisation der internationalen Warmblutzucht-Verbände, in der auch die heimische AWÖ vertreten ist. Die Jahreswertung 2019 führen erwartungsgemäß die Großen an: In der Sparte Dressur und Springen ist es jeweils der niederländische Warmblut-Zuchtverband KWPN (Koninklijk Warmbloed Paardenstamboek Nederland), der das Ranking anführt – in der Sparte Dressur gefolgt vom Hannoveraner Verband sowie vom Westfälischen Pferdestammbuch, im Springen vom Westfälischen Pferdestammbuch sowie dem Stutbuch Zangersheide. In der Vielseitigkeit konnte sich der irische Sportpferdezuchtverband ISH (Irish Sport Horse Studbook) auf Platz 1 setzen – mit dem Hannoveraner Verband und dem Niederländischen KWPN auf den weiteren Plätzen.

Während Österreich im Springen und in der Vielseitigkeit keine wirkliche Rolle spielt und nur im hinteren Feld landet, ist der 19. Platz in der Dressur-Rangliste mit 4.292 Punkten überaus beachtlich, die von insgesamt drei Pferden erobert werden konnten: Bartlgut's Duccio v. Dimaggio (1.611 Punkte), For President v. Fontane (1.369 Punkte) sowie Sandrose v. Diamond (1.312 Punkte).

Berücksichtigt wurden die vom jeweiligen Pferd errungenen Punkte lt. FEI Longines Weltrangliste im Zeitraum vom 1. Oktober 2018 bis zum 30. September 2019, wobei pro Zuchtgebiet die sechs bestplatzierten Pferde berücksichtigt werden – eine Regelung, in der naturgemäß größere Zuchtgebiete mit einer höheren Pferdeanzahl im Vorteil sind. Umso höher aber ist in Wahrheit die Leistung des kleinen Zuchtgebiets Österreich in der Sparte Dressur einzuschätzen, das hier immerhin drei Pferde mit respektablen Punktezahlen aufbieten konnte.

Eine Relation zwischen den sportlichen Erfolgen und der Größe eines Zuchtgebiets herzustellen – etwa zur Anzahl der Fohlen oder der registrierten Zuchtstuten – wäre in gewisser Hinsicht fairer – und wurde tatsächlich auch einmal ,durchgerechnet', nämlich im Jahr 2011 durch die Fachzeitschrift ,Sport Horse Breeding'. Damals wurde die Zahl der Pferde eines Stammbuchs, die unter den besten 300 Dressurvererbern lagen, in Verhältnis zu den dressurbetont gezogenen Fohlen dieses Zuchtgebiets gesetzt – und in dieser neuen ,alternativen' Rangliste schaffte es das kleine Österreich sogar auf den neunten (!) Rang, gleich hinter Hannover und Westfalen, aber noch vor deutlich größeren Zuchtgebieten wie Baden-Württemberg. Sogar den Trakehner Verband konnte man hinter sich lassen – und würde man diese alternative Berechnungsmethode auch heuer anwenden, wäre Österreich zweifellos ebenfalls auf der Überholspur. In jedem Fall aber kann man von der heimischen Warmblutzucht sagen: klein, aber oho ...


WBFSH Weltrangliste der Zuchtgebiete 2019
Dressur (36 gewertete Nationen)

1. Niederländischer Warmblut-Zuchtverband (KWPN) – 14.319 Punkte
2. Hannoveraner Verband e. V. (HANN) – 14.216 Punkte
3. Westfälisches Pferdestammbuch e.V. (WESTF) – 13.510 Punkte
19.  Arbeitsgemeinschaft für Warmblutzucht in Österreich (AWÖ) – 4.292 Punkte

Springen (51 gewertete Nationen)
1. Niederländischer Warmblut-Zuchtverband (KWPN) – 9.664 Punkte
2. Westfälisches Pferdestammbuch e.V. (WESTF) – 7.942 Punkte
3. Stutbuch Zangersheide (ZANG) – 7.828 Punkte
46. Arbeitsgemeinschaft für Warmblutzucht in Österreich (AWÖ) – 50 Punkte

Vielseitigkeit (56 gewertete Nationen)
1.  Irischer Sportpferdezuchtverband (ISH) – 1.409 Punkte
2.  Hannoveraner Verband e.V. (HANN) – 1.221 Punkte
3. Niederländischer Warmblut-Zuchtverband (KWPN) – 1.216  Punkte
35. Arbeitsgemeinschaft für Warmblutzucht in Österreich (AWÖ) – 67 Punkte

Die vollständigen WBFSH-Jahres-Ranglisten findet man hier.

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