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Reitergewicht sollte ca. 15 % des Pferdegewichts nicht übersteigen
18.10.2019 / News

Eine Belastung von 15 % ihres Körpergewichts sei für Pferde „realistisch und akzeptabel", so das Urteil der TVT.
Eine Belastung von 15 % ihres Körpergewichts sei für Pferde „realistisch und akzeptabel", so das Urteil der TVT. / Symbolfoto: Archiv Martin Haller

… das empfiehlt die Tierärztliche Vereinigung für Tierschutz (TVT)  in ihrem aktuellen Merkblatt „Reitergewicht: Beurteilung der Gewichtsbelastung von Pferden unter Tierschutzgesichtspunkten“. Die tatsächliche Tragkraft hängt aber auch von anderen Faktoren ab – so etwa von der Breite der Lende und dem Röhrbein-Umfang.

 

Es ist eine in Reiterkreisen vieldiskutierte Frage: Wieviel Gewicht sind meinem Pferd zumutbar, ohne dass sein Wohlbefinden oder seine Gesundheit darunter leiden? Diese Frage beschäftigt seit mehreren Jahren auch Wissenschaftler in vielen Ländern, die mit unterschiedlichen Herangehensweisen und Methoden Licht in dieses umstrittene Thema bringen möchten. In einem aktuellen Merkblatt vom September 2019 hat der Arbeitskreis Pferde der Tierärztlichen Vereinigung für Tierschutz (TVT) den aktuellen Stand der Forschung analysiert und auf leicht verständliche Weise zusammengefasst.

In ihrer Gesamtbeurteilung kommen die Autorinnen Dörthe Schrader und Willa Bohnet zu einem schlüssigen Urteil: Selbstverständlich sei die Frage nach der Belastbarkeit von Pferden in jedem Fall individuell zu treffen, da eine Vielzahl von Faktoren die Tragkraft eines Pferdes beeinflusst: Neben Körpergewicht und Größe auch Alter, Trainingszustand und Bemuskelung kommen auch noch Einflüsse wie das Reitvermögen des Reiters, Bodenbeschaffenheit, Witterung etc. hinzu. Ganz allgemein lasse sich auch sagen, dass kräftige und gedrungene Pferdetypen (die jedoch nicht mit übergewichtigen Pferden verwechselt werden dürfen!) relativ mehr Gewicht tragen können als edle, zierliche Pferdetypen. Daher seien viele Ponyrassen diesbezüglich im Vorteil und könnten auch größere Lasten im Verhältnis zu ihrem Körpergewicht bewältigen.

Dennoch gebe es nach Auswertung der bislang vorliegenden Studien durchaus Richtwerte hinsichtlich des Reitergewichts, die eine sinnvolle Orientierung für aktive Pferdesportler darstellen. So haben wissenschaftliche Untersuchungen eindeutig gezeigt, „dass Pferde eine Gewichtsbelastung von 10 % ihres eigenen Körpergewichtes unabhängig von ihrer Konstitution und ihrem Trainingszustand problemlos verkraften.“ Die Forderung nach einer maximalen Gewichtsbelastung von 10 % des Pferdegewichts sei jedoch unrealistisch, so die TVT.

Aus den bisherigen Forschungen lasse sich aber auch eine weitere Schlussfolgerung ziehen – nämlich jene, dass eine Gewichtsbelastung von ca. 15 % ihres eigenen Körpergewichts für Pferde ebenfalls noch problemlos verkraftbar ist, ohne Schäden davonzutragen (diese 15 % umfassen wohlgemerkt das gesamte Gewicht, welches das Pferd zu tragen hat – also nicht nur das Körpergewicht des Reiters, sondern auch die komplette Ausrüstung (Sattel, Sattelunterlagen, Packtaschen etc.). Doch die TVT ergänzt: „Dabei kommen kräftige Pferde mit einer breiten Lendenregion und einem hohen Röhrbeinumfang mit dieser Gewichtsbelastung besser zurecht, als eher schmale, zierliche Pferde.“

Insgesamt könne man aber – unter Berücksichtigung weiterer Faktoren wie Trainingszustand, Art der Leistung und Pferdetyp – eine Gewichtsbelastung von ca. 15 % der Körpermasse eines Pferdes als „realistisch und akzeptabel“ einstufen und daher auch unter Tierschutzgesichtspunkten vertreten.

Darüber wird es jedoch zusehends kritischer, wie die TVT ebenfalls festhält: „Bei einer Gewichtsbelastung von 20 % ihres eigenen Körpergewichtes kommt es bereits zu merklichen Veränderungen vor allem in der Muskulatur der betroffenen Pferde in Form von Verspannungen und Verhärtungen. Eine so hohe Gewichtsbelastung kann daher nur unter optimalen Bedingungen toleriert werden, wenn die Pferde, wie beispielsweise Islandpferde, einen entsprechend belastbaren Körperbau aufweisen, in einem sehr guten Trainingszustand sind und die geforderte Leistung eher moderat ist.
Gewichtsbelastungen von 25 % oder gar 30 % der Körpermasse eines Pferdes gehen zunehmend mit Schäden an der Muskulatur einher und können auf lange Sicht dauerhafte Schäden am Rücken und dem gesamten Bewegungsapparat verursachen. Sie sind somit nach derzeitigem Wissensstand als tierschutzwidrig anzusehen.“

Für übergewichtige Pferde müsse die Gewichtsbelastung sogar entsprechend niedriger gewählt werden, da der Bewegungsapparat der betroffenen Pferde durch das eigene Übergewicht bereits dauerhaft überlastet wird. Aber auch untergewichtigen und/oder schlecht bemuskelten Pferden ist weniger Gewichtsbelastung zuzumuten, so die TVT.

Das TVT-Merkblatt Nr. 185 „Reitergewicht: Beurteilung der Gewichtsbelastung von Pferden unter Tierschutzgesichtspunkten“ steht hier zum freien Download zur Verfügung.

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