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37 tote Pferde in elf Monaten: Santa Anita Park unter Druck
04.11.2019 / News

Im Santa Anita Park in Kalifornien kamen innerhalb von elf Monaten nicht weniger als 37 Pferde ums Leben ...
Im Santa Anita Park in Kalifornien kamen innerhalb von elf Monaten nicht weniger als 37 Pferde ums Leben ... / Foto: Wikipedia/Jlvsclrk

Nach dem Tod des Rennpferdes Mongolian Dream beim Breeders Cup Classic 2019 wächst nicht nur der Druck auf den Betreiber des Santa Anita Parks in Kalifornien, sondern auf den Pferderennsport insgesamt.

 

Es hätte ein Fest des Rennsports werden sollen – doch am Ende wurde es nur eine weitere bittere Stunde für den krisengeschüttelten US-Turf: Das Breeders’ Cup Meeting von 1.–2. November 2019 auf dem Santa Anita Racetrack, das als Weltmeisterschaft des Galopprennsports gilt, wurde vom Tod des Pferdes Mongolian Groom überschattet, der sich beim Hauptrennen – den mit 6 Millionen Dollar dotierten Breeders Cup Classics am Samstag – eine schwere Verletzung am linken Hinterbein zugezogen hatte und das Rennen abbrechen musste. Bei den darauffolgenden Untersuchung stellte sich die Verletzung als so schwerwiegend heraus, dass man zur Entscheidung kam, Mongolian Groom einzuschläfern.

Die Rennbahn in Kalifornien, die von der Stronach-Group betrieben wird, steht unter verschärfter Beobachtung, seit im Dezember des Vorjahres eine fatale Serie von Todesfällen begann, die innerhalb von vier Monaten nicht weniger als 22 Pferdeleben forderte. Nach einer Unterbrechung des Rennbetriebs und der Einführung deutlich verschärfter Sicherheits- und Medikations-Bestimmungen wurden Ende März die Rennen wieder aufgenommen – doch auch in den darauffolgenden Monaten kam es zu zahlreichen weiteren tödlichen Zwischenfällen (siehe auch unseren Bericht dazu). Der Tod von Mongolian Groom am 2. November war der bereits 37. Todesfall im Santa Anita Park innerhalb von nur elf Monaten.

Der Veranstalter des Breeder’ Cup zeigte sich in einem ersten Statement betroffen: „Der Tod von Mongolian Groom ist ein Verlust für die gesamte Rennsportgemeinde. Die Sicherheit unserer Pferde und Jockeys hat beim Breeders 'Cup oberste Priorität. Wir haben im Vorfeld der Weltmeisterschaft eng mit Santa Anita zusammengearbeitet, um die Sicherheit für die Pferde zu verbessern. Santa Anita hat zahlreiche, für die Branche beispielhafte Reformen durchgeführt, um die bestehenden Gesundheits- und Sicherheitsmaßnahmen zu verbessern und ein sicheres Rennumfeld zu gewährleisten. Beim Breeders 'Cup werden stets die aktuellsten Medikamentenpraktiken und -einschränkungen, Testprotokolle, Programme zur Pferdesicherheit und -überwachung, Veterinäruntersuchungen, Protokolle zum Verletzungsmanagement und Tests der Rennbahnen eingehalten. Diese Maßnahmen gewährleisten, dass unsere Athleten unter möglichst sicheren und transparenten Bedingungen an den Start gehen.“ Weiters heißt es, dass man den bekannten Tierarzt Dr. Larry Bramlage mit der Durchführung einer unabhängigen Untersuchung beauftragt, deren Ergebnisse nach Abschluss veröffentlicht werden. „Wir werden weiterhin alle Interessengruppen auf dem Laufenden halten, sobald Ergebnisse verfügbar sind. Wir verpflichten uns, mit unseren Partnern in der Branche zusammenzuarbeiten, um die Sicherheitsreformen weiter voranzutreiben, bei denen wir stets das Wohl unserer Athleten in den Mittelpunkt stellen.“

Tierschützern und Tierrechtsaktivisten ist das alles längst nicht genug. Bereits während des Rennmeetings im Santa Anita Park gab es Proteste vor dem Eingangsbereich, bei denen an die toten Pferde der letzten Monate erinnert und ein Ende des gesamten Pferderennsports verlangt wurde. Es waren zahlenmäßig überschaubare Proteste – doch über die Medien erhielten sie landesweite Aufmerksamkeit.

Auch die Organisation PETA meldete sich öffentlichkeitswirksam zu Wort, gab eine Pressemitteilung und ein bedrückendes Video des Vorfalls heraus – und fordert ein radikales Umdenken im US-Turf und eine externe Untersuchung des Vorfalls: „Das Leben von Mongolian Groom endete mit einem Peitschenhieb und einem gebrochenen Bein. (…) Die Bezirksstaatsanwältin von Los Angeles, Jackie Lacey, muss eine unabhängige strafrechtliche Untersuchung der Umstände durchführen, die zum Tod von Mongolian Groom geführt haben, und sie muss ihre Erkenntnisse über die anderen Todesfälle veröffentlichen. (…) Tierarzt Larry Bramlage, der seinen Lebensunterhalt in der Branche verdient, muss zurücktreten. Er ist nur das freundliche Gesicht nach außen für die missbräuchlichen Praktiken des Rennsports.

Mongolian Groom wurde gepeitscht, als er in die letzte Kurve kam. Selbst wenn er Schmerzen hatte und langsamer werden wollte, hätte er dies nicht tun können. Das Peitschen von Pferden während des Rennens muss ab sofort verboten werden. Wir können nicht auf langwierige Regeländerungen warten, wenn Pferde sterben.“

Und weiter: „Wenn die Rennindustrie und die staatlichen Behörden wirklich das Leben von Pferden retten wollen, müssen sie Trainer und Tierärzte verunglückter Pferde suspendieren, umfassende Untersuchungen anordnen, sicherere synthetische Rennbeläge und CT-Scan-Geräte auf allen Bahnen installieren und alle Medikationen in den letzten zwei Wochen vor einem Rennen verbieten, einschließlich Lasix und Phenylbutazon. Alle landesweiten Rennen müssen ausgesetzt werden, bis diese Maßnahmen umgesetzt sind. Jedes Hinauszögern wird zu mehr Todesfällen und zur Selbstzerstörung des Pferderennsports führen.

Kommentare

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1) balubalu: Solange Geld mit Pferden verdient wird, nur weil diese schnell laufen, hoch springen oder verschiedenste Kunststücke in der Dressur aufführen wird es immer wieder Menschen geben, denen der eigenen Profit weit mehr bedeutet als das Wohlergehen des Tieres
Es ist nur leider einen Schande, dass die Verbände dieser Welt mehr oder weniger untätig zusehen, welch Leid hier über diese edlen Tiere gebracht wird. Und solange die Strafen sich auf kurzfristige Sperren und ein paar Dollars beschränken, die aus der Portokasse bezahlt werden können, wird sich hier auch Nichts ändern.
Montag, 4. November 2019
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