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Größere Pellets verlängern Fressdauer und erhöhen Speichelproduktion bei Pferden
05.11.2019 / News

Größere Pellets könnten sich positiv auf Verdauung und Gesundheit von Pferden auswirken, das legt eine neue Studie deutscher Ernährungswissenschaftler nahe.
Größere Pellets könnten sich positiv auf Verdauung und Gesundheit von Pferden auswirken, das legt eine neue Studie deutscher Ernährungswissenschaftler nahe. / Symbolfoto: Pixabay

… dies ist das Ergebnis einer spannenden Studie deutscher Wissenschaftler: Größere und härtere Pellets werden länger gekaut und daher langsamer aufgenommen, sie stimulieren die Speichelproduktion und könnten so Magengeschwüren vorbeugen.

 

Kraftfutter in Form von Pellets hat oft den Nachteil, dass es die Pferde schneller fressen, als dies für ihre Gesundheit eigentlich wünschenswert wäre. Doch schon ein kleine Veränderung könnte dies ändern – das jedenfalls haben deutsche Wissenschaftler rund um Dr. Mandy Bochnia vom Institut für Agrar- und Ernährungswissenschaften der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg im Rahmen eines Forschungsprojekts herausgefunden: Eine neue, größere und zudem härtere Pellets-Variante wäre für eine gesunde Verdauung besser – ganz besonders für Leistungspferde. Die größeren Pellets würden zu einer Verlängerung der Fresszeiten und einer Stimulation des Speichelflusses führen, was eine langsamere Futteraufnahme und einen besseren Schutz vor Magengeschwüren gewährleisten würde, so die Forscher.

Im Rahmen einer Studie haben Dr. Bochnia und ihre KollegInnen die Kautätigkeit von sechs Warmblutstuten analysiert, die – neben ihrer tagesüblichen Heuration – zwei verschieden geformte Kraftfutter-Pellets in unterschiedlichen Mengen (1 kg, 1,5 kg und 2 kg) vorgesetzt bekamen. Beide Varianten wurden aus der gleichen Futtermasse hergestellt – enthielten also exakt die gleichen Inhaltsstoffe. Pellets-Variante 1 wurde in eine marktübliche Standard-Grundform gepresst, mit einer durchschnittlichen Stärke von 5 mm und einer Länge von ca. 20 mm. Pellets-Variante 2 hatte bei einer quadratischen Grundform eine Stärke von 15 mm und eine Länge von 55 mm – war also nahezu dreimal so groß wie Variante 1.

Das spannende Ergebnis: Die Pferde verbrachten insgesamt deutlich mehr Zeit damit, die Ration mit den größeren Pellets zu fressen als jene, die aus den kleinen Standard-Pellets bestand. Lediglich bei der Aufnahme der geringsten Futtermenge (1 kg) war die Fresszeit bei kleinen Pellets etwas länger, was jedoch darauf zurückzuführen war, dass die Pferde am Ende der Futteraufnahme noch lange Zeit mit dem Auslecken des Futtertrogs beschäftigt waren – was die Mahlzeit gleichsam künstlich verlängerte. Doch die beiden größeren Rationen – also 1,5 kg und 2 kg – nahmen die Pferde schneller und mit weniger Kautätigkeit auf, wenn sie aus kleineren Pellets bestanden. Die größeren Pellets hatten hingegen eine längere Fresszeit zur Folge – die Pellets wurden länger und intensiver gekaut, ehe der Futterbrei geschluckt wurde – und dies führte zu einer deutlich größeren Speichelproduktion, was einen gesundheitlich günstigen, Magensäure-pufferenden Effekt hat.

„Eine hohe Speichelproduktion ist vorteilhaft, um die Magensäure zu neutralisieren", so Dr. Bochnia gegenüber dem Portal TheHorse.com. „Das ist insbesondere für Sportpferde von Bedeutung, die tagsüber oft große Mengen an Kraftfutter erhalten, da so das Risiko für Magengeschwüre verringert werden kann. Deshalb kann man besonders für diese Pferde empfehlen, die größeren Pellets zu füttern. “

Die Forscher hielten zudem fest, dass sich die größeren Pellets auch in ihrer Härte von den Standardpellets unterschieden, so Dr. Bochnia. „Der Produktionsprozess während des Pelletierens führte zu einem sehr harten Pellet bei diesem speziellen Produkt – sechsmal härter als die kleineren Pellets.“ Es waren wahrscheinlich beide Merkmale – das größere Volumen und die größere Härte – die diesem neuen Design die beobachteten Vorteile verliehen haben.

Auch eine andere Beobachtung sorgte bei den Wissenschaftlern für Interesse – nämlich die sogenannte „Speichelsuppe“, die die Pferde am Ende ihres Futters beim Verzehr der größeren Pellets herstellten. Sie produzierten so viel Speichel während des Fressens, dass das meiste davon in den Futtertrog zurückfiel, was zu einer Art Suppe führte, die die Forscher als „Speichelmeer“  (,saliva sea’) bezeichneten. Sobald sie die Pellets gefressen hatten, tranken die Pferde diese Suppe aus dem Eimer – und davon profitierte die Verdauung.

Die Härte und das zusätzliche Kauen könnten zudem auch der Zahngesundheit der Pferde zugute kommen, ergänzte Dr. Bochnia. „Wir können spekulieren, dass Härte und  Abmessungen der größeren Pellets eine Zunahme der Kaubewegung in allen drei Dimensionen bewirken (was ich durch persönliche Beobachtung bemerkt habe), so dass die gesamte Oberfläche der Mahlzähne stärker abgenutzt wird, was die Entwicklung von scharfen Höckern und ungleichmäßigem Zahnverschleiß insgesamt verringern könnte. Pferde sind grundsätzlich an stark abrasive, also abschleifende Ernährungsweisen angepasst, sollten daher in der Lage sein, mit härteren Futtermitteln umzugehen – und brauchen diese tatsächlich, um ihre Zähne kontinuierlich abzureiben.“

Dr. Bochnia wies außerdem darauf hin, dass die Pelletszusammensetzung und -härte je nach Herstellungsprozess des Futters variieren können.

Während derartige größere Pellets im Handel derzeit kaum erhältlich sind, könnten zusätzliche Forschungen letztendlich zu ihrer kommerziellen Produktion führen, so die Forscher.

Die Studie „Chewing patterns in horses during the intake of variable quantities of two pelleted compound feeds differing in their physical characteristics only" von Bochnia M., Goetz F., Wensch-Dorendorf M., Koelln M. und Zeyner A. ist im August 2019 in der Zeitschrift ,Research in Veterinary Science' erschienen und kann in vollständiger englischer Originalfassung hier nachgelesen werden.

Dieses kurze Video zeigt den enormen Unterschied hinsichtlich Kautätigkeit und Speichelproduktion, der zwischen den großen 15 mm-Pellets (im ersten Teil des Videos zu sehen) sowie den kleinen 5 mm Pellets besteht – wirklich sehr eindrucksvoll ...

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