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Einstellpferd vernachlässigt: Steirischer Reitstallbesitzer wegen Tierquälerei verurteilt
22.11.2019 / News

Aufgrund eines gebrochenen Backenzahns konnte die Stute nicht mehr fressen und magerte dramatisch ab.
Aufgrund eines gebrochenen Backenzahns konnte die Stute nicht mehr fressen und magerte dramatisch ab. / Symbolfoto: Archiv/Österr. Pferdeschutzverband

Weil er eines seiner Einstellpferde medizinisch nicht versorgen ließ, wurde ein steirischer Reitstallbesitzer zu einer Bewährungsstrafe von 4 Monaten sowie einer Geldbuße von 6.000,– Euro verurteilt.


Dass man als Reitstallbesitzer für die Einstellpferde, die einem anvertraut wurden, auch in rechtlicher Hinsicht verantwortlich ist, sollte man eigentlich wissen. Doch manche müssen diese Lektion scheinbar erst auf ,die harte Tour’ lernen, wie ein 52-jähriger Stallbesitzer und Reitvereins-Obmann aus der Steiermark, der diese Woche am Straflandesgericht Graz auf der Anklagebank saß. Es ging um einen besonders schlimmen Fall von Tierquälerei und Vernachlässigung – der bei der Verhandlung sogar Richter und Staatsanwalt in Wallung brachte.

Denn eine im Reitstall des Angeklagten eingestellte Stute musste über Wochen hinweg ein wahres Martyrium durchleiden – sie hatte einen gebrochenen Backenzahn, das umliegende Gewebe im Maul war entzündet und teilweise sogar abgestorben. Das Tier muss entsetzliche Schmerzen gelitten haben, konnte kaum noch fressen und magerte dramatisch ab. „Der Zustand der Stute war erschreckend“, so die Aussage der zuständigen Amtstierärztin, die das Pferd begutachtet hatte. Selbst der Richter sprach angesichts der Fotos, die dem Gericht als Beweismittel vorgelegt wurden, von einer „Riesensauerei“, wie die ,Kronen Zeitung’ berichtet.

Dennoch behauptete der Angeklagte, von den gesundheitlichen Problemen nichts bemerkt zu haben – und verteidigte sich damit, dass er die Futtermenge „eh erhöht“ habe. Dass die Stute durch den kaputten Zahn nicht mehr fressen konnte, sei ihm nicht bewusst gewesen. Im Übrigen wisse er gar nicht, wem das Pferd gehört habe – darum hätte sich seine Frau gekümmert. (Nach Angaben von Szene-Insidern, die mit den Hintergründen des Falles vertraut sind, handelt es sich bei der Stute um ein Pferd, das mit einem Betrugsfall in Verbindung steht, die Besitzverhältnisse sind daher ungeklärt – weshalb sich auch keine „Eigentümerin" für das Pferd verantwortlich fühlte und Nachschau hielt, Anm.)

Richter Helmut Wlasak ließ die Ausreden des Stallbesitzers jedenfalls nicht gelten: Er wäre als Halter des Pferdes auch für die notwendige medizinische Betreuung verantwortlich gewesen – und diese sei grob vernachlässigt worden. Das Gericht verurteilte den Reitstallbesitzer wegen Tierquälerei zu einer Haftstrafe von 4 Monaten auf Bewährung und einer Geldstrafe von 6.000,– Euro. Dem Angeklagten schrieb er außerdem ins Stammbuch: „Sie haben Glück, dass Sie keine Vorstrafen haben, sonst hätte ich Sie eingesperrt.“ Der Angeklagte nahm die Strafe an und bat um Ratenzahlung.

Bemerkenswertes Detail am Rande: Auch gegen die Ehefrau des Reitstallbesitzers wird derzeit ermittelt – sie ist jene Person, die im Verdacht steht, Pferde und Reitzubehör zu stark überhöhten Preisen verkauft zu haben. Konkret soll sie zwischen September 2018 und Mai 2019 an insgesamt fünf Personen Pferde als einsatzfähige, taugliche Reittiere verkauft haben, die jedoch aufgrund ihres Alters oder ihres Gesundheitszustandes keinen Marktwert mehr besaßen – mit anderen Worten: alte und kranke Pferde. Über Anordnung der Staatsanwaltschaft Graz wurde die Verdächtige am Freitag (4. Okt. 2019) wegen des Verdachts des schweren Betrugs sowie der Tierquälerei festgenommen und in die Justizanstalt Graz Jakomini eingeliefert. Insgesamt soll ein Schaden in der Höhe von mehreren zehntausend Euro entstanden sein.

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