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Effektive Weidepartner: Pferde und Rinder halten Wurmbelastung gering
02.12.2019 / News

Ein tolles Team: Rinder und Pferde ergänzen sich bei Weidepflege und Parasitenbekämpfung sehr effektiv!
Ein tolles Team: Rinder und Pferde ergänzen sich bei Weidepflege und Parasitenbekämpfung sehr effektiv! / Symbolfoto: Archiv Martin Haller

Eine französische Studie hat bestätigt, dass gemeinsames Weiden von Pferden mit Rindern hilfreich bei der Wurmkontrolle ist und zu einer deutlichen Verringerung der Parasitenbelastung beitragen kann.

 

Die alten Landstallmeister und Verwalter großer Gestüte haben es gewusst: Eine erfolgreiche Pferdezucht ist ohne eine Rinderherde nicht möglich, weil sich speziell diese beiden Arten haltungstechnisch hervorragend ergänzen und hinsichtlich Weidepflege und Parasitenbekämpfung zahlreiche Vorteile bringen. Dieses alte Wissen ist in heutiger Zeit vielfach in Vergessenheit geraten – und muss sich oft über den Umweg der Wissenschaft wieder in den Köpfen von Landwirten und Pferdezüchter etablieren

Die von französischen Forschern durchgeführte Studie, die vor kurzem in der Zeitschrift ,animal’ veröffentlicht wurde, ist ein gutes Beispiel dafür.
Die Wissenschaftler untersuchten die Bewirtschaftung und Bekämpfung von Würmern in Pferdezuchtbetrieben in zwei Regionen Frankreichs (Normandie und nördliches Zentralmassiv), von denen einige eine gemischte Beweidung von Pferden mit Rindern praktizierten. Die Untersuchung sollte darüber Auskunft geben, wie verbreitet das Wissen von Pferdezüchtern um den Nutzen solcher Gemeinschaftsweiden ist, ob die Betriebe mit gemischten Weiden andere Entwurmungs-Konzepte verfolgten und ob sich die Wurmbelastung – ermittelt durch Zählung der Wurm-Eier in Kotproben – bei Pferden auf gemischten Weiden tatsächlich verringert hat.

Wie die Wissenschaftler einleitend feststellten, wird zwar das gemeinsame Weiden von Pferden mit Rindern immer wieder als nützliches Weidemanagement-Tool bei der Parasiten-Bekämpfung empfohlen, doch wurden bislang nur wenige Untersuchungen durchgeführt, um den tatsächlichen Nutzen abzuschätzen bzw. nachzuweisen.

Mit wenigen Ausnahmen von geringerer Bedeutung sind Magen-Darm-Parasiten von Pferden und Rindern wirtsspezifisch. Somit entwickeln sich infektiöse Stadien von Pferdewürmern, die von Rindern aufgenommen werden, nicht zu Erwachsenen (und umgekehrt). Pferde und Rinder beherbergen nicht nur verschiedene Arten von Magen-Darm-Parasiten, sondern haben auch unterschiedliche Weidegewohnheiten. Pferde neigen dazu, sehr bodennah zu grasen und Bereiche zu meiden, die zuvor mit Fäkalien kontaminiert waren, was zu einem Weidebild führt, das sich einerseits durch relativ homogene Grasflächen (,lawns’) und andererseits den höher wachsenden sogenannten Geilstellen (,roughs’) auszeichnet. Da Rinder nicht so dicht am Boden grasen können, nutzen sie insbesondere auch diese Bereiche, die von Pferden gemieden werden – und tragen so auch dazu bei, die Geilstellen zu begrenzen.

Insgesamt 44 Betriebe wurden in die französische Studie aufgenommen. Dazu gehörten Gestüte für die Zucht und Aufzucht von Reitpferden in der Normandie (im allgemeinen auf Sportpferde spezialisiert, mit intensiv bewirtschaftetem Grünland) und im nördlichen Zentralmassiv (auf Freizeitpferde spezialisiert, mit weniger intensiv bewirtschaftetem Grünland). Einige waren ausschließlich auf Pferde spezialisiert – andere hielten sowohl Pferde als auch Rinder.

Mittels Umfragen und persönlichen Interviews zeichneten die Wissenschaftler die wesentlichen Merkmale und technischen Details der einzelnen Betriebe auf – so etwa die Besatzrate, den Weideanteil, der nur zum Weiden oder für die Heugewinnung verwendet wurde, ebenso wie die vom jeweiligen Betrieb praktizierte Parasitenkontrolle und seine Integration ins gesamte Weidemanagement.

Am Ende ergab sich aus sämtlichen Daten und Angaben ein interessantes Gesamtbild:

– Trotz der bekannten Probleme der Resistenz gegen bestimmte Entwurmungsmittel vertrauten viele Betriebe immer noch auf Fenbendazol (obwohl dieses Präparat nachweislich eine hohe Resistenzrate aufweist und bei Versuchen nur noch bescheidene Wirkung gezeigt hat, Anm.).

– Die althergebrachte Intervall-Entwurmung zu bestimmten Terminen wurde von nahezu allen Betrieben praktiziert – und nur 8 von 23 Betriebe, die Pferde und Rinder hielten, wussten auch, dass die gemeinsame Nutzung derselben Weide als Teil ihrer Strategie zur Parasiten-Kontrolle eingesetzt werden konnte. Gemischtes Weiden von Pferden mit Rindern war daher auch die Ausnahme.

– Die Wurmbelastung bei Pferden aus dem Zentralmassiv verringerte sich signifikant, wenn Pferde und Rinder gemeinsam auf der Weide standen. Junge Pferde, die zuletzt mit Moxidectin behandelt wurden, die gemeinsam mit Rindern weideten, hatten 50% weniger Wurmeier im Kot als jene, die ausschließlich Weidegang mit Artgenossen erhalten hatten.

Das Resümmee der Wissenschaftler: „Dies ist der erste Beweis für die Vorteile von Mischweiden mit Rindern als Alternative zur Bekämpfung von Wurm-Infektionen bei Pferden.“ Sie kommen zu dem Schluss, dass die gemeinsame Beweidung von Pferden und Rindern „eine vielversprechende Alternative“ bei der Parasitenkontrolle darstellt – noch dazu eine, die den Pferdezüchtern „weitgehend unbekannt ist."

Die Untersuchung „Horses grazing with cattle have reduced strongyle egg count due to the dilution effect and increased reliance on macrocyclic lactones in mixed farms" von L. Forteau, B. Dumont, G. Sallé und G. Bigot ist am 4. Nov. 2019 in der Zeitschrift ,animal' erschienen und kann in englischer Kurzfassung hier nachgelesen werden.

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