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FN kommt Turnierveranstaltern entgegen und senkt Gebühren deutlich
17.12.2019 / News

Deutsche Turnierveranstalter sind im internationalen Vergleich besonders stark mit Verbandsgebühren belastet – vor allem int. Springturniere sind dadurch unter Druck geraten.
Deutsche Turnierveranstalter sind im internationalen Vergleich besonders stark mit Verbandsgebühren belastet – vor allem int. Springturniere sind dadurch unter Druck geraten. / Symbolfoto: Julia Rau

Die Deutsche Reiterliche Vereinigung (FN) hat nach langen Gesprächen eine finanzielle Entlastung der Turnierveranstalter beschlossen, die mit 1. Jänner 2020 in Kraft treten wird. Zentrales Element ist eine Reduktion der FN-Gebühr für das Veranstalten von Turnieren um rund 50 %.

 

Nicht nur die österreichischen Turnierveranstalter ächzen unter dem Gebührendruck des Verbandes, sondern auch die deutschen – die im internationalen Vergleich als besonders stark von Verbandsgebühren belastet gelten und daher gegenüber der ausländischen Konkurrenz immer mehr unter Druck geraten.

Noch hat sich die Unzufriedenheit der Veranstalter nicht negativ bei der Zahl der jährlichen Turnier-Events bemerkbar gemacht – diese sind in den letzten Jahren erstaunlich konstant, wie man im jüngsten FN-Jahresbericht nachlesen kann.

Turniere in Deutschland
2014: 3.536
2015: 3.568
2016: 3.539
2017: 3.619
2018: 3.575

Deutlich anders sieht es hingegen bei den internationalen Turnieren aus, wo es insbesondere in der Sparte Springen einen deutlichen Rückgang in den letzten Jahren gab – von 172 im Jahr 2015 auf 136 im Jahr 2018, also ein Minus von gut 20 %:

Int. Springturniere in Deutschland
2014: 154
2015: 172
2016: 167
2017: 155
2018: 136

Vom Aus betroffen waren auch manche renommierten Veranstaltungen wie etwa die German Classics in Hannover, die 2014 ihre Pforten schließen mussten, oder die Baltic Horse Show in Kiel, die 2016 ihre letzte Vorstellung gab. Die angespannte wirtschaftliche Situation speziell der internationalen Spring-Events brachte vor kurzem Dr. Kaspar Funke vom Unternehmen ESCON in einem prägnanten Statement (hier nachzulesen) auf den Punkt: Wenn sich nicht rasch etwas ändere, dann „finden in Deutschland in zwei oder drei Jahren keine größeren Turniere mehr statt“, so Dr. Funke – eine zweifellos pointierte Formulierung, mit der er aber offenbar vielen Veranstalterkollegen aus der Seele sprach.

Inhaltlich ist die Botschaft jedenfalls angekommen: Dem angestauten Unmut der Veranstalter wird die FN nun auch Rechnung tragen und hat eine deutliche Entlastung mit 1.1.2020 zugesagt. Diese besteht im Wesentlichen aus einer Reduzierung der Gebühr, die für das Veranstalten von Turnieren zu entrichten ist, die insgesamt um mehr als die Hälfte reduziert wird – die tatsächliche Entlastung wird für jedes Event unterschiedlich ausfallen, wie die FN erklärt: „Nach jedem Turnier erhält der Veranstalter eine Rechnung von der FN mit verschiedenen Posten. Gesenkt werden die bisherige FN-Grundgebühr (der sogenannte Organisationsbeitrag und die internationale Grundgebühr bei internationalen Turnieren). Der Leistungssport-Förderbeitrag (auch bekannt als Olympia-Groschen) wird abgeschafft. Dies macht eine Reduzierung um insgesamt 55 Prozent aus. Die zu entrichtende Züchterprämie wird um 36 Prozent gesenkt. Die absolute Entlastung fällt für jedes Turnier unterschiedlich aus, da die Höhe der Gebühren in Relation zum Preisgeld ermittelt wird. Dieses ist beispielsweise bei internationalen Turnieren deutlich höher als bei kleinen ländlichen Turnieren. In der Summe bedeutet die Entlastung eine Halbierung der FN-Gebühren – nicht jedoch der gesamten Rechnung. Denn die In-Rechnung-Stellung von 50 Prozent der Einnahmen aus Nachnennungen bleibt unverändert. Hierbei handelt es sich nämlich nicht um eine Veranstalter-Gebühr, sondern um eine Gebühr für Teilnehmer, die zu jeweils 50 Prozent an Veranstalter und FN zu entrichten ist.“

Doch diese an sich lobenswerte Entlastung der Turnierveranstalter hat auch eine Schattenseite – denn um sie zu finanzieren, müssen Deutschlands Pferdezüchter Abstriche bei den Züchteprämien und die Lizenzreiter höhere Beiträge bei Turnierstarts hinnehmen. Die FN dazu: „Allein infolge der Halbierung der FN-Grundgebühr müssen rund 1,4 Millionen Euro refinanziert werden. Dies erfolgt auf verschiedenen Wegen: Zum einen durch eine Reduzierung der Züchterprämie um 36 Prozent. Die Registrierungsgebühr für international startende Reiter und Pferde ist von €15 auf € 22,50 pro Jahr erhöht worden. Zudem wird ein Turniersport-Förderbeitrag in Höhe von € 0,52 (inkl. MwSt.) pro Startplatzreservierung für alle Turniere ab dem 28. Februar eingeführt. Dieses Prinzip kennen Aktive seit vielen Jahren von der LK-Abgabe. Der Beitrag der Aktiven ist dafür gedacht, dass sie auch weiterhin an guten Turnieren in Deutschland teilnehmen können.“

Man hat also eine Art ,Lastenausgleich’ durchgeführt und versucht, die Kosten des Turniersports in Deutschlands möglichst gleichmäßig auf alle Schultern zu verteilen, ohne einer Gruppe eine übermäßige Last aufzubürden, so die FN. Zu der von vielen Veranstaltern ebenfalls geforderten Abschaffung der Nachnenngebühr habe man sich aber nicht durchringen können, so die FN – die Kritik daran sei jedoch angekommen: „Im Zuge einer Modernisierung des Nennsystems bis 2024 wird auch über eine Veränderung der Nachnenngebühren und eine Verkürzung der Nennungsschlüsse diskutiert.“

Es bleibt abzuwarten, wie sich das neue Gebühren-System bewähren wird – und ob es wirklich zu einer Entspannung der Situation beitragen kann. Denn sollten sich durch die Einführung des Turniersport-Förderbeitrags die Turnierstarts reduzieren, wäre wohl unterm Strich wenig gewonnen – es hätten sich nur die Lasten verschoben, ohne dass die Last an sich geringer geworden wäre. Wie heißt es so schön: Schauen wir mal – dann sehen wir eh …

Zur vollständigen FN-Pressemeldung geht’s hier!

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