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MDR deckt auf: Hormon-Gewinnung aus Pferdeblut auch in Deutschland
18.12.2019 / News

Das MDR-Magazin ,Fakt
Das MDR-Magazin ,Fakt' deckte auf, dass am Haflingergestüt Meura trächtigen Stuten Blut für die Hormongewinnung abgenommen wird. / Foto: MDR/Magazin ,Fakt'

Das Magazin ,Fakt’ des MDR hat recherchiert, dass die umstrittene Gewinnung des Hormons PMSG nicht nur auf südamerikanischen Pferdefarmen beschränkt ist: Auch im Haflingergestüt Meura in Thüringen wird trächtigen Stuten Blut abgenommen, um daraus das in der Schweinezucht eingesetzte Hormon zu gewinnen.

 

Es ist eine Entdeckung, die wohl noch für gehörige Aufregung sorgen wird: Wie das MDR-Magazin ,Fakt’ in seiner gestrigen Sendung (17. Dez. 2019) berichtete, wird auch in Thüringen trächtigen Stuten Blut abgezapft, um daraus das Hormon PMSG (Pregnant Mare's Serum Gonadotropin) zu gewinnen. Das Hormon wird in großen Mengen in der europäischen Fleischindustrie, insbesondere in der Schweinezucht, eingesetzt, um die Trächtigkeit zu steuern und die Fruchtbarkeit zu erhöhen. Diese Form der Hormongewinnung gilt als höchst umstritten, nachdem die Tierschutzorganisation ,Animal Welfare Foundation’ 2015 grauenvolle Zustände im Umgang mit den trächtigen Stuten in Südamerika aufgedeckt hatte. Mehrere internationale Pharma-Unternehmen hatten nach Bekanntwerden der Missstände den Import des Hormons aus Südamerika gestoppt. Auch die Dessauer Firma IDT verkaufte ihre PMSG-Sparte an ein spanisches Unternehmen.

Wie ,Fakt’ aber nun aufdeckt, ist die Gewinnung von PMSG nicht auf südamerikanische Länder beschränkt: Auch auf dem Haflingergestüt Meura in Thüringen wird trächtigen Stuten Blut abgenommen, um daraus das wertvolle Hormon zu gewinnen – und das noch dazu ohne jegliche behördliche Genehmigung: ein Skandal, wie York Dithfurt, Tierschützer und Mitglied der ,Animal Welfare Foundation’ findet: „Die bundesweit gültigen Leitlinien zum Schutz von Pferden bei der Blutentnahme sagen klipp und klar, einer Stute, die tragend ist, darf kein Blut abgenommen werden.“ Eine Blutentnahme zur Gewinnung von PMSG verstoße somit gegen das Tierschutzgesetz und andere Regelungen.

Die Inhaberin des Gestüts Meura – Anke Sendig – gab auf Nachfrage auch offen zu, keinerlei Genehmigung für die Blutabnahme zu haben, denn es sei dafür „keine erforderlich, weil es ein Herstellprozess ist, der keiner Genehmigungspflicht unterliegt“, so Sendig. Das bestätigte im Übrigen auch das zuständige Veterinäramt: „Der Gesetzgeber hat dies nicht vorgesehen. Dementsprechend ist es weder erforderlich noch möglich eine Genehmigung zu erteilen."

Fachleute und auch der agrarpolitische Sprecher der Grünen, Friedrich Ostendorff, sind darüber entsetzt: Es könne nicht sein, „dass ein Kreisveterinäramt eigenmächtig sagt: Das ist nicht genehmigungspflichtig", so der Bundestagsabgeordnete. Auf Anfrage von ,Fakt’ meinte auch das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft, dass aus seiner Sicht eine behördliche Genehmigung sehr wohl erteilt werden müsse – entsprechende Prüfungen, um diese Frage aber rechtsgültig abzuklären, seien am Laufen, so das Ministerium. Offenkundig handelt es sich hier um eine rechtliche Grauzone, wie auch York Dithfurt meint – nun aber gelte es, diese schnellstmöglich zu beseitigen und für klare rechtliche Direktiven zu sorgen.

Hier geht’s zum Beitrag des Magazins ,Fakt’ – der wohl noch für einigen Gesprächsstoff in der Öffentlichkeit auch in der Politik sorgen wird …

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