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Geht’s noch? Null Toleranz zur Silvesterknallerei!
22.12.2019 / News

Viele Tiere überleben den Jahreswechsel nicht oder sterben zu einem späteren Zeitpunkt, weil herumliegende Reste von Knallkörpern und Raketen in das Futter der Tiere gelangen und tödliche Koliken hervorrufen.
Viele Tiere überleben den Jahreswechsel nicht oder sterben zu einem späteren Zeitpunkt, weil herumliegende Reste von Knallkörpern und Raketen in das Futter der Tiere gelangen und tödliche Koliken hervorrufen. / Symbolfoto: Archiv Martin Haller

Es ist höchste Zeit, die sinnlose Schießerei und Knallerei zum Jahreswechsel – die eine Qual für zahllose Menschen und Tiere darstellt und die Umwelt verpestet – endlich zu verbieten. Ein Rechenexperiment von Sabine Dell’mour als Appell an die Vernunft.

 

In Österreich leben etwa 1,5 Mio. Haustiere (Statistik Austria, 2014/15). Die statistisch erfassten landwirtschaftlichen Nutztiere ergeben gerundete 125 Mio. Stück Geflügel, fast drei Mio. Schweine und zwei Mio. Rinder, eine halbe Mio. Schafe und fast 100.000 Ziegen (NTÖ, Nachhaltige Tierhaltung Österreich, 2018) sowie 130.000 Pferde (ZAP 2018). Insgesamt ergibt das die stattliche Anzahl von über 130 Mio. Haus- bzw. Nutztieren in Österreich.

Zu ihnen gesellen sich noch die ungezählten Millionen von Vögeln und anderen Wildtieren, die in keiner Statistik erfasst sind und die vom jährlichen Silvesterwahnsinn ebenfalls im höchsten Maße verstört und traumatisiert werden. Viele ziehen sich ihrer panischen Flucht Verletzungen zu, viele überleben den Jahreswechsel nicht oder sterben zu einem späteren Zeitpunkt, weil herumliegende Reste von Knallkörpern und Raketen in das Futter der Tiere gelangen und tödliche Koliken hervorrufen. Die Landwirtschaftskammer OÖ hat heuer bereits einen Aufruf zum Verzicht auf Feuerwerk gestartet – wegen der durch Pyrotechnik verursachten Verschmutzung des Tierfutters.

Aber auch viele Menschen sind von der Silvesterknallerei negativ betroffen: Laut Jahrbuch für Gesundheitsstatistik 2014 werden 1,7 Mio. Personen in Privathaushalten, weil dauerhaft eingeschränkt, gepflegt. Österreichs 278 Krankenanstalten haben 64.825 stationäre Betten. Es kann davon ausgegangen werden, dass diese auch zum Jahreswechsel belegt sind. Weitere 136.000 Personen beanspruchen mobile Betreuungsdienste. 72.700 Personen leben in stationären Einrichtungen, 6.669 teilstationär, 11.380 in alternativen betreuten Wohnformen und 81.342 Personen im Case-und Caremanagement.

Überschlagsmäßig können somit mindestens 2,2 Mio. Menschen bei der sinnentleerten Knallerei nicht mitmachen, weil sie dazu aus gesundheitlichen Gründen gar nicht in der Lage sind – und man darf mit guten Gründen annehmen, dass der allergrößte Teil dieser Menschen irritiert und verängstigt ist, wenn alljährlich der „Silvesterangriff“ um Mitternacht auf sie niedergeht.

Angenommen jedes der 1,5 Mio. Haustiere würde in einem Haushalt leben und pro Haushalt würden zwei Personen gerechnet werden, dann verzichten etwa 3 Mio. Haustierhalter aus Liebe zu ihrem Tier selbstverständlich auf die quälerische Silvestertradition. Das macht bereits 5,2 Millionen „Knallerei-Gegner“.

Auf den 161.155 land- und forstwirtschaftlichen Betriebe (Statistika 2016) leben angenommene drei Personen pro Betrieb. Das sind weitere ca. 0,5 Mio. Menschen, denen schon von Berufs wegen Tierliebe und Umweltschutz in die Wiege gelegt sind. Wir halten somit schon bei 5,7 Millionen.

Die Gesamtzahl der Reiterinnen, Reiter, Fahrerinnen und Fahrer wird auf 400.000 geschätzt. (ZAP 2018) Für diese 400.000 Menschen ist ein ruhiger Jahreswechsel zum Schutz ihrer Pferde selbstverständlich Ehrensache. 130.000 Jäger (130.000 ausgestellte Jagdkarten; OÖ Landesjagdverband) sind in ihrer Funktion als Heger verpflichtet, jegliche Irritation des Wildes zu verhindern. Wir sind somit bereits bei ca. 6,2 Millionen.

Der Umweltdachverband vereint 36 Mitgliederorganisationen. Umwelt und Tierschutz stehen an oberster Stelle. Keine geringeren als der Umweltschutzverband mit 80.000 Mitgliedern und die Naturfreunde mit 153.000 Mitgliedern gehören dem Dachverband an. Insgesamt sind etwa 1,4 Mio. Natur-Liebhaber in diesen Organisationen Mitglied. Auch der Alpenverein mit seinen mehr als 500.000 Mitgliedern steht für einen achtsamen und schonenden Umgang mit Natur und Tierwelt.  Das sind in Summe rund 2 Millionen.

Bei Außerachtlassung möglicher Mehrfachnennungen darf man somit rund 8,2 Millionen Menschen in Österreich annehmen darf, denen Tier- und Umweltschutz zutiefst am Herzen liegen bzw. die aus gesundheitlichen, ethischen oder moralischen Gründen keinen Silvesterkrieg führen wollen oder führen können. 8,2 Mio. Menschen, die einen friedlichen Jahreswechsel feiern möchten!

Es leben insgesamt ca. 8.8 Mio. Menschen in Österreich (Statistik Austria, Stand 2018). Es sind also ein paar Hunderttausend Personen, die jedes Jahr zu Silvester mehr als 10 Mio. Euro in die Luft pulvern und damit mehr als 8,2 Millionen Landsleute und Abermillionen von Haus-, Nutz- und Wildtieren verschrecken und terrorisieren. Sie sind es auch, die zum Jahreswechsel mit ihren Feuerwerken mehr Feinstaub produzieren, als es der Straßenverkehr eines ganzen Jahres vermag. (Help.ORF.at, 2017)

Wie also kann es sein, dass Politik und Gesellschaft in Zeiten der allerorts thematisierten Klimakrise diesen Wahnsinn nicht zu verhindern wissen? Wie kann es sein, dass 8,2 Mio. Tier- und Naturliebhaber es hinnehmen, dass eine Handvoll Unbelehrbarer Jahr für Jahr im wahrsten Sinn des Wortes „durchknallen“ und ihren Terror ausleben! Geht’s noch?

Zivilcourage ist gefragt! Die überwältigende Mehrheit der österreichischen Bevölkerung hat immer weniger Verständnis für die hirnlose Schießerei und Knallerei zum Jahreswechsel – und muss dies der Politik noch viel deutlicher und wirkungsvoller mitteilen! Die „Fridays for Future“-Bewegung hat vorgemacht, wie das geht. Es ist höchste Zeit, einen Schlussstrich zu ziehen – zum Schutz von Mensch, Tier und Umwelt! Null Toleranz zur Silvesterknallerei!

Sabine Dell’mour ist Präsidentin des Verbands der Österreichischen ReitpädagogInnen.

Kommentare

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2) PatriziaA: Die Rechnung geht nicht auf, alleine aufgrund der Berechnungsmethode. Andererseits aber auch, da ich viele Landwirt, Jäger, Reiterkollegen etc... kenne, die dennoch fröhlich an Silvester Raketen abschießen. Die Kernaussage des Artikels ist trotz der fehlerhaften Berechnung richtig- die Knallerei ist sinnlos und ein vermeidbarer Stress für Mensch und Tier. Hierbei hätte man auch an die vielen (kleinen) Kinder denken können, welche auch oft Angst vor den Feuerwerken haben.
Montag, 23. Dezember 2019
1) andre_l: Man kann bei den Gründen für und gegen Syvesterfeuerwerk unterschiedlicher Ansicht sein. Einer sachlichen Diskussion aber kaum zuträglich sind Artikel, die bei dem Versuch, Zahlen aus seriösen Studien zur Untermauerung der eigenen Argumentation heranzuziehen, vor allem einen eklatanten Mangel mathematischer Grundkenntnisse demonstrieren. Selbst wenn man - zugunsten der Autorin - annimmt, daß Eigenschaften wie z.B. Tierhalter und Mitglied in einem Umweltverband (denn welcher Tierfreund mag schon die Natur?) oder Jäger und Hundehalter (denn welcher Jäger hat schon einen Hund?) stochastisch unabhängig sind und nicht häufiger gemeinsam auftreten, kommt man mit einfacher Statistik - wenn man denn richtig rechnen kann - zu komplett anderen Ergebnissen. Die Zahl der Personen, die zu keiner genannten Gruppen gehört, und vornehmlich nur genau dann Sylvesterfeuerwerk mag, ist *nicht* die Bevölkerung Österreichs abzüglich der Summe der Zählungen von Personen mit jeweiligen einzelnen Eigenschaften. Zu rechnen ist vielmehr: Das Produkt von (1-Anteilswert der Eigenschaft) über alle Eigenschaften. Stichwort: Multiplikationsregel für unabhängige Ereignisse. Die vollständige Berechnung finden Sie unter https://pastebin.com/yJSy3mGe , und hier schon das Ergebnis: Es sind wären nicht nur 600.000, sondern knapp 3,2 Millionen oder 38,4% Sylvesteranhänger . Und auch das, wie gesagt, nur unter den sehr gewagten Vorannahmen. Da hilft auch kein Disclaimer Bei Außerachtlassung möglicher Mehrfachnennungen , wenn das Ergebnis am Ende einfach nur noch grober Unsinn ist.
Einzig noch gewagter in diesem Artikel ist aus meiner Sicht der Vergleich mit Fridays for Future . Der große Unterschied ist, daß man dort mit Fakten und wissenschaftlichen Ergebnissen argumentiert, statt das Gegenteil zu betreiben. Der Zweck heiligt eben nicht die Mittel, und die Autorin erweist ihrem - wenn auch respektablen - Anliegen so aus meiner Sicht einen schlechten Dienst.
Montag, 23. Dezember 2019
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