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"Sonst stirbt der Sport!" Josef Hofinger zur Veranstalter-Krise im Reitsport

27.12.2019 / News

Josef Hofinger (links im Bild): „Wir stehen vor einer existentiellen Krise – die erst ganz am Anfang ist und tiefer geht, als es die Zahlen momentan erahnen lassen."
Josef Hofinger (links im Bild): „Wir stehen vor einer existentiellen Krise – die erst ganz am Anfang ist und tiefer geht, als es die Zahlen momentan erahnen lassen." / Foto: RC Hofinger

Josef Hofinger ist ein Urgestein der heimischen Reiterei – und einer der wichtigsten und aktivsten Turnierveranstalter Österreichs. Er kann die aktuelle Kritik vieler Kollegen nachvollziehen – die Gebührenlast sei mittlerweile unerträglich und eine existielle Krise für den Turniersport.

 

ProPferd: Österreichs Turnierzahlen werden 2020 auf einen neuen Tiefpunkt sinken, viele Veranstalter haben Turniere reduziert oder ganz abgesagt und üben auch harsche Kritik an der Gebührenpolitik des OEPS. Haben sie recht?

Josef Hofinger: Voll und ganz. Das Problem besteht ja schon seit Jahren, worauf manche – darunter auch ich – immer wieder hingewiesen haben. Unsere Warnungen wurden aber in den Wind geschlagen bzw. völlig ignoriert. Anstatt auf berechtigte Kritik einzugehen und notwendige Reformen durchzuführen, wurden die Kritiker ausgegrenzt und mundtot gemacht. Jetzt bekommt der OEPS das Ergebnis präsentiert. Wir stehen vor einer existentiellen Krise – die erst ganz am Anfang ist und tiefer geht, als es die Zahlen momentan erahnen lassen.

ProPferd: Was ist alles falsch gelaufen im österreichischen Turniersport?

Hofinger: Leider sehr viel. Es geht ja nicht nur um die internationalen Turniere, sondern vor allem auch um die kleinen Turniere, die C- und B-Turniere, bei denen sich der Hauptteil des Nachwuchssports abspielt, wo junge Pferde und junge Reiter, aber auch Profis mit jungen Reitern unterwegs sind. Und gerade bei diesen Turnieren ist es mittlerweile ein Wahnsinn, was da an Gebühren zu zahlen ist.

ProPferd: Können Sie das an einem Beispiel konkret machen – von welchen Zahlen reden wir da?

Hofinger: Ich kann das gerne an einem meiner Turniere veranschaulichen, 5.–7. April 2019, bei dem Turnier waren 827 Pferde genannt – was für Österreich zweifellos unüblich viel ist und worum mich auch viele beneiden. Das Nenn- und Startgeld waren ca. 11.000,– Euro, die beim Verband über das ZNS einbezahlt wurden. Davon zieht sich der Verband 5,– Euro pro genanntem Pferd ab, das waren 4.135,– Euro, dann 60,– Euro für die Veröffentlichung der Ausschreibung, und dann noch eine Vorauszahlung zur Ergebniserfassungsgebühr von 1.240,– Euro. Bei diesem Turnier kommen also von den 11.000,– Euro, die von den Reitern bei der Nennung einbezahlt wurden, nur 5.564,– Euro beim Veranstalter an – das andere bleibt beim Verband. Nach Ende des Turniers kommt dann die Abschlussrechnung des OEPS, in der die genaue Anzahl der Starts – das waren insgesamt 1.844 an diesem Wochenende, also Dressur und Springen zusammen – abgerechnet wird. Ein großer Brocken dieser Endabrechnung ist die Gebühr für die sogenannten Z-Kopfnummern, also ausländische Pferde. Davon hatten wir 523 auf diesem Turnier – und für jedes sind 10,– Euro Gebühr pro genanntem Pferd zu bezahlen, davon bekommt 3,– Euro der OÖ Pferdesportverband, die restlichen 7,– Euro der OEPS. Der Veranstalter bekommt davon gar nichts, obwohl er die ganze Arbeit mit diesen Reitern bzw. Pferden hat. Wie auch immer – aus der Endabrechnung ergab sich eine Nachzahlung von insgesamt 6.895,– Euro bei diesem Turnier, zusätzlich zu den ca. 5.500,– Euro, die der Verband bereits bei der Nennung einbehalten hat. In Summe hat also der RC Hofinger nur für dieses eine Turnier 12.330,– Euro an den OEPS gezahlt – und das ist schon ein stolzer Betrag. Da ist, wohlgemerkt, noch nichts abgerechnet mit sämtlichen Offiziellen und Funktionären, mit den Richtern, den Parcoursbauern, Rettung, Hufschmied, Tierarzt usw. Das kommt alles noch an Kosten dazu. Wenn dem Reitclub Hofinger am Ende eines Turniers soviel übrig bleiben würde, wären wir sehr glücklich – das tut es aber nur in den seltensten Fällen. Sehr oft passiert es, dass gar nichts übrig bleibt. Mit einem Wort: Wir fahren immer ein wahnsinnig hohes Risiko – denn wenn der Fall eintritt, dass drei Tage richtig schlechtes Wetter ist, dann gehen die Starts natürlich deutlich zurück – und wir stehen am Ende mit einem langen Gesicht und im schlimmsten Fall mit einem Minus da. Der Verband aber ist immer auf der sicheren Seite, trägt null Risiko und kassiert kräftig.

ProPferd: … was offenbar viele Veranstalter so verärgert, dass sie lieber gar kein Turnier machen als eines, bei dem das Risiko eines Verlusts sehr groß ist …

Hofinger: Das ist die logische Konsequenz, und das erleben wir gerade. Ich kann das mit einem Beispiel aus eigener Erfahrung illustrieren: Bei mir sind vor kurzem einige Vielseitigkeitsreiter vorstellig geworden, ob ich nicht 2020 ein Vielseitigkeitsturnier veranstalten möchte, weil es da immer weniger Events in Österreich gibt. Ich hätte das sehr gerne gemacht, weil mir das einfach gefällt und weil ich sehe, dass dieser schöne Sport hierzulande den Bach runtergeht, weil einfach keine Veranstalter mehr da sind. Und wenn die nirgendwo reiten können, dann interessiert das die Leute auch nicht mehr, völlig klar. Die Voraussetzungen wären bei uns geradezu ideal, wir haben eine perfekte Infrastruktur an Reit- und Austragungsplätzen, und auch eine Geländestrecke wäre am eigenen Grund möglich – eigentlich super. Ich habe mich dann mit ein paar Leuten zusammengesetzt und gefragt, welche Starterzahlen denn bei einem solchen Turnier zu erwarten wären. Das wären im ersten Jahr etwa 180 bis 190 Pferden gewesen – sicher mit Steigerungspotenzial in den darauffolgenden Jahren. Ich habe dann ausgerechnet, dass ich an Verbandsgebühren in jedem Fall 5.000,– bis 6.000,– Euro zu tragen hätte – und dass wir selbst bei günstigen Begleitumständen froh sein müssen, wenn wir überhaupt im Plus sind. Ganz abgesehen davon, dass der organisatorische, zeitliche und arbeitstechnische Aufwand für ein solches Turnier natürlich erheblich wäre. Und da frage ich mich schon: Für was oder für wen mach ich das eigentlich? Damit ich mich vom OEPS schikanieren lasse?

ProPferd: Diese Fragen stellen sich offenbar immer mehr Turnierveranstalter in Österreich …

Hofinger: Ist doch ganz klar! Ich habe auch schon drei Jahre hintereinander Fahrturniere veranstaltet – bin aber letztlich auch daran gescheitert, dass für den Verein am Ende des Tages irgendetwas übrigbleibt. Und bei der Vielseitigkeit wäre es genauso gewesen – darum habe ich dann schließlich gesagt: Liebe Leute, es geht einfach nicht, wir lassen das! Es sei denn, es würde der unwahrscheinliche Fall eintreten, dass der OEPS irgendwann auf seine Gebühren oder einen großen Teil davon verzichtet, dann können wir darüber reden. Aber sonst sehe ich das nicht mehr ein, dass wir sowas machen. Und das sehen mittlerweile immer mehr Veranstalter so. Sie wollen und können das Risiko einfach nicht mehr tragen. Das Innviertel war ja einmal eine Hochburg des Reitsports in Österreich. In Altheim gab es drei Reitvereine in einer Stadt – alle drei haben wunderschöne Turniere veranstaltet, alle drei haben mittlerweile aufgehört, es mag keiner mehr. Dann St. Marienkirchen, Andorf, Schärding, das viel weniger veranstaltet, Auerbach und wie sie alle heißen – es ist alles eingeschlafen. Ich habe mir auch überlegt, den traditionellen Innviertel-Cup wieder ins Leben zu rufen, aber das geht gar nicht mehr.

ProPferd: weil die Veranstalter nicht mehr da sind …

Hofinger: So ist es. Es ist eine ganz traurige Entwicklung – die aber nicht auf Oberösterreich beschränkt ist. In Tirol und in Salzburg oder auch Kärnten ist es ja genau das gleiche. Gibt man in Salzburg Lamprechtshausen weg, dann bleiben gerade noch Kuchl und Elixhausen und ein paar ganz kleine Veranstalter über. In Tirol gibt’s noch den Strasserwirt, der die Fahne hochhält, sonst haben viele deutlich reduziert oder ganz aufgehört, wie etwa Kitzbühel. Wo noch relativ viel los ist, das ist Vorarlberg – aber auch nur, weil sie die Schweiz und Deutschland vor der Haustüre haben und von den ausländischen Reitern stark profitieren. Wenn die nicht wären, wäre auch in Vorarlberg längst tote Hose. Und darum herrscht auch dort so großes Unverständnis über die 10,– Euro, die man von den Ausländern kassiert. Hier werden die Leute einfach mit fadenscheinigen Argumenten abgezockt. Man schmeißt das Geld nur in ein Loch hinein, und herauskommen tut nix. Es ist ein Faß ohne Boden.
Man muss natürlich auch dazu sagen, dass viele dieser Veranstalter bzw. Vereine nichts mehr in ihre Anlagen investieren wollen – einfach weil es sich nicht mehr lohnt. Auf der anderen Seite steigen aber die Ansprüche der Reiter, die fahren nicht mehr bei jedem Wetter auf eine Anlage wo sie wissen, dass sie dort unter Umständen auf nassem Grasboden reiten müssen. Die wollen einen hochwertigen, auch bei Schlechtwetter gut reitbaren Sandboden haben, und die sind natürlich immens teuer. Und deshalb sagen immer mehr Obmänner: Warum und wofür soll ich das investieren – es kommt ja nichts herein, es rechnet sich nicht!? In Bayern ist es übrigens genau das gleiche, auch da investieren viele Vereine nicht mehr.

Hinzu kommt: Man steht als Turnierveranstalter eigentlich immer mit einem Bein im Kriminal, denn wenn etwas passiert, fällt das im Endeffekt immer auf den veranstaltenden Verein, sprich: auf den Obmann zurück. Der haftet – und fertig, Versicherung hin oder her, ich habe alles schon erlebt und hab auch schon zweimal vor Gericht antanzen müssen. Das Haftungsrisiko nimmt einem letztlich niemand ab, und auch das belastet viele Veranstalter immer mehr, von den ganzen sonstigen Auflagen und Vorschreibungen gar nicht zu reden. Das alles kostet Geld – nur: Wo das Geld herkommt, das interessiert keinen.

ProPferd: In letzter Konsequenz muss es ja eigentlich der Reiter zahlen, denn der Veranstalter muss ja seine Kosten an den Reiter weitergeben …

Hofinger: Das ist völlig klar, im Endeffekt zahlt das alles der Reiter – aber auch dem wird es allmählich zuviel, auch der sagt: Irgendwann ist Schluss. Das sieht man ja auch an den stark rückläufigen Lizenzreiter-Zahlen in Österreich: Es haben in den letzten zehn Jahren ja nicht Hunderte, sondern Tausende aufgehört. Die Kosten für die Reiterei sind für viele nicht mehr zu finanzieren – es ist eine Schmerzgrenze erreicht, und das Pendel schlägt jetzt zurück, mit der Konsequenz, dass der Sport den Bach runtergeht. Soweit hat man es leider kommen lassen.

ProPferd: Was muss passieren, um das Rad herumzureißen und wieder eine positive Entwicklung zu ermöglichen? Runter mit den Verbandsgebühren?

Hofinger: Ohne das wird es nicht gehen – denn es sind die Veranstalter am Limit, und viele Turnierreiter offenbar auch. Dass der Verband Gebühren und Einnahmen braucht, ist ganz klar und auch absolut berechtigt – das sieht auch jeder ein. Aber alles bitte in einem vernünftigen Rahmen, der auch andere überleben lässt. Im Moment ist es einfach zuviel, und daher kommt auch der aktuelle Einbruch im Turniersport. Die Gebührenlast ist im wahrsten Sinn des Wortes unerträglich geworden – da ist dringender Handlungsbedarf.

ProPferd: Wo könnte man da ansetzen?

Hofinger: Da könnte ich viele Punkte anführen. Ich sage zum Beispiel schon seit vielen Jahren, dass unser Nennsystem geändert gehört. Das ZNS – also das Zentrale Nenn-System, bei dem die Nennungen zentral beim OEPS erfolgen – war ja früher eine sinnvolle Sache. Nur haben sich die Dinge eben weiterentwickelt, nicht zuletzt auch dank der Digitalisierung und des Internet – und heute wäre es für viele Veranstalter sinnvoller, die Nennungen selbst abzuwickeln, so wie dies ja auch bei C-Turnieren schon jetzt gemacht wird. Der Veranstalter würde sich wesentlich leichter tun und vieles würde klagloser funktionieren, wenn die Reiter direkt bei ihm nennen würden – weil er da einfach stündlich weiß, wieviele Pferde genannt sind und auf welches Nennergebnis er sich einstellen muss. Und wenn es sehr viele sind, könnte er an einem bestimmten Punkt sagen: Und jetzt ist Schluss – wir können keine Reiter bzw. Pferde mehr nehmen, weil wir mit unseren Kapazitäten, mit Parkplätzen, Strom etc. am Ende sind. Diese Informationen bekommen wir vom Verband aber nicht laufend, sondern erst 14 Tage vor dem Turnier – und erst dann wissen wir konkret, was wir an Boxen, an Stromanschlüssen, Parkplätzen, WCs etc. genau brauchen. Dieses System funktioniert auch nur, weil wir Erfahrungswerte aus den vorangegangenen Jahren haben – sonst ginge das gar nicht. Uns wäre es daher viel lieber, wenn wir das selber machen könnten – aber das muss nicht für jeden Veranstalter so sein. Ideal wäre es, wenn der Veranstalter die Wahlmöglichkeit hätte – es entweder selbst zu machen oder über das ZNS. Man müsste dem veranstaltenden Verein viel mehr Freiheit überlassen, wie er die Dinge machen will. Das aber wird der OEPS niemals zulassen, weil das ZNS die heilige Kuh des Verbandes und seine sicherste Einnahmequelle ist. Dennoch ist das nicht ganz einzusehen. Was ist denn so schwer daran, wenn man seitens des Verbandes sagen würde: Mach Du als Veranstalter die Dinge so, wie Du willst und wie sie für Dich passen – und wenn Du Hilfe brauchst, sind wir da!?

ProPferd: Eine immer wieder vorgebrachte Kritik bezieht sich auf die Nachnenngebühren, in denen viele Veranstalter – übrigens auch in Deutschland – nichts anderes erblicken als ein Körberlgeld für den Verband?

Hofinger: Das sage ich auch. Nahezu jeder veranstaltende Verein, den ich kenne, akzeptiert selbstverständlich Nachnennungen, weil ohnehin fast jeder über zu wenige Nennungen klagt und weil man ja soviele Reiter wie möglich auf seinem Turnier haben will. Auch der Verband müsste über jeden einzelnen Starter froh sein, weil er ja bei jedem mitkassiert. Was aber macht der Verband? Er straft diese Reiter mit 18,– Euro Nachnenngebühr pro Pferd und Turnier. Man muss fairerweise sagen, dass dies gegenüber Deutschland noch sehr günstig ist – aber dennoch ist es zuviel und in seiner Wirkung kontraproduktiv, weil es eine weitere Hürde ist, die man den Reitern in den Weg stellt.

ProPferd: Der OEPS wird aber – ebenso wie die FN – den Standpunkt vertreten, dass die Nachnenngebühr etwas Sinnvolles ist, weil die Reiter dadurch angehalten sind, pünktlich zu nennen, wodurch der Veranstalter sein Turnier besser planen kann. Hat das nicht etwas für sich?

Hofinger: Das hat natürlich etwas für sich – aber nur dann, wenn überall die Turniere überfüllt wären und man damit einen Lenkungseffekt erzielen möchte. Faktum ist aber, dass heute 80 % aller Turniere am Hungertuch nagen und händeringend nach Startern suchen. Es kann schon sein, dass das früher in dieser Form einmal sinnvoll war – aber die Zeiten haben sich geändert und da muss ich halt als Verband darauf reagieren und gewisse Dinge einfach erleichtern. Und nachher, wenn die Dinge wieder in Schwung gekommen sind, kann man dann eh wieder die Riemen anziehen, ist doch kein Problem. Tatsache bleibt, dass derzeit die Nachnenngebühr eher Starts verhindert, als Starts zu unterstützen bzw. besser zu steuern, und das gehört geändert.

Es gäbe im Verband genug Sachen, wo man etwas einsparen und man das Geld für wichtigere Dinge verwenden könnte. Ich sage nur das Stichwort Pferderevue – wofür brauchen wir sowas noch, wo jeder alle Neuigkeiten und Berichte quasi minütlich auf sein Smartphone bekommt und ich mir Turniere im Livestream am Bildschirm anschauen kann? Das Verbandsorgan kostet allein den OEPS 300.000,– Euro im Jahr, und die verbliebenen Landesverbände nochmal soviel – wofür? Damit sich der Verlag und die Post freuen? Für die Turnierreiter ist das Blattl völlig uninteressant – und die Freizeitreiter sollen sich die Zeitschrift kaufen, die sie am meisten interessiert, da gibt’s wohl bessere als die Pferderevue. Das ist in Wahrheit ein Relikt aus dem Druckerei-Zeitalter, das für den österreichischen Pferdesport keine Funktion mehr hat.

ProPferd: … aber wohl eine weitere ,heilige Kuh‘ des Verbandes ist, die dieser niemals aufgeben wird …

Hofinger: Wahrscheinlich, denn natürlich ist so ein Staats-Rundfunk eine feine Sache, die kein Regierender gern aus der Hand gibt, das wissen wir alle. Der OEPS könnte aber irgendwann in die Situation kommen, dass die vielen heiligen Kühe das ganze Futter wegfressen und die anderen Tiere auf seinem Hof entweder verhungern oder das Weite suchen werden …

ProPferd: Wo gäbe es denn noch Möglichkeiten, Kosten einzusparen bzw. Dinge günstiger zu organisieren?

Hofinger: Da gibt’s vieles – das Nennsystem habe ich ja schon angeführt. Wenn ich einen guten Teil der Nennungen an die veranstaltenden Vereine delegieren könnte, dann reduziert sich doch auch der Aufwand im OEPS dafür, man käme mit weniger Geld aus und bräuchte auch weniger Gebühren. Schlankere Verwaltung! Oder: Muss man wirklich jedes Jahr fast 50.000 Plastikkarten produzieren und an die Mitglieder ausschicken – gibt’s dafür keine gescheitere und umweltfreundlichere Lösung? Aber wenn man sowas sagt, dann verzischt das einfach, das Wort ,Einsparung‘ will im Verband niemand hören. Mehr noch: Wenn Du irgendwas sagst und den Mund aufmachst, wirst Du auch noch angefeindet bis zum Gehtnichtmehr, weil dann gehörst Du nicht mehr zu den Braven, sondern zu den Bösen. Auch diese Mentalität hängt vielen Veranstaltern beim Hals heraus. Wer wenn nicht wir als Vereine macht denn etwas für den Sport und den reiterlichen Nachwuchs? Wer bietet denn Kindern und Jugendlichen ordentliche Bedingungen zum Reiten – wenn nicht wir? Aber da sind wir natürlich schon bei einem weiteren Thema, nämlich bei der Misere rund um die Schulbetriebe …

ProPferd: … wo sich ja etwas ganz Ähnliches abspielt, nämlich ein großes Sterben unter den Reitschulen, weil sich’s auch dort hinten und vorne nicht mehr ausgeht …

Hofinger: Das ist auf unserem Betrieb ganz das gleiche. Wir haben immer einen Schulbetrieb gehabt – das geht jetzt nicht mehr. Man muss dazuzahlen, sonst geht’s gar nicht – außer, ich verlange für die Schulstunde 30,– Euro, und das zahlt uns in dieser Gegend niemand. Man zahlt drauf und hat null Unterstützung – wie soll ich das machen? Und wenn etwas passiert, ist man voll in der Haftung. Und das nächste Problem: Du musst einmal geeignete Leute finden, die fachlich qualifiziert sind und auch das nötige Engagement an den Tag legen, sonst läuft ja nichts.

ProPferd: Gibt’s hier auf der Anlage aktuell einen Schulbetrieb?

Hofinger: Momentan nicht – aber ich gebe die Hoffnung nicht auf, dass wir vielleicht wieder einmal etwas zusammenbringen, weil sich dann ja auch im Verein mehr tut und mehr Leben drin ist. Ich möchte eigentlich wieder einen Schulbetrieb, aber es ist schwer. Dabei hätten wir durchaus Nachfrage, aus der Stadt Braunau, auch von Bayern her, weil sich dort auch nicht mehr sehr viel tut. Ich überlege die ganze Zeit, wie ich wieder einen Schulbetrieb auf die Beine stellen könnte, weil wir ja top Voraussetzungen für die Reiter hätten, wenn die auf der eigenen Anlage acht oder neun Turniere im Jahr reiten könnten. Die Kinder schauen ja mit Begeisterung bei den Turnieren zu und möchten da selbst gern mittun, und auch viele Eltern würden mitziehen. Es gäbe Interesse und es gäbe auch Potenzial – aber das wird momentan einfach nicht genutzt, auch weil dem Verband das alles völlig wurscht ist und der nur mit den Schultern zuckt, wenn man dieses Thema anspricht. Drum bin ich nicht sehr optimistisch, wenn sich nicht bald ein paar grundlegende Dinge ändern. Sonst stirbt der Sport.

ProPferd: Hr. Hofinger, herzlichen Dank für das Gespräch.

Das Interview mit Josef Hofinger führte Leopold Pingitzer.

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