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Pferd bezahlt, aber nie erhalten: Polizei warnt vor betrügerischen Verkaufsanzeigen
14.02.2020 / News

Die Betrüger agieren international und sehr geschickt – und bleiben stets im Verborgenen ...
Die Betrüger agieren international und sehr geschickt – und bleiben stets im Verborgenen ... / Symbolfoto: Fotolia/Thaut Images

Ein aktueller Fall in Bayern zeigt, dass man bei Pferdekäufen im Internet nicht vorsichtig genug sein kann: Die Frau hatte das Geld für ein Verkaufspferd überwiesen, das Pferd kam aber nie bei ihr an. Nun ermittelt die Polizei.

 

Der Fall, von dem die Polizeiinspektion Beilngries in Oberbayern berichtet, zeigt einmal mehr, dass man im Internet allzu leicht das Opfer von Betrug werden kann, da man die angeblichen Verkäufer und auch das verkäufliche Pferd meist nie persönlich zu Gesicht bekommt und auch die Seriosität eines Angebots nur eingeschränkt überprüfen kann. Die Frau hatte sich über Ebay-Kleinanzeigen am 21. Januar ein Pferd – einen Friesen – mit Standort in Polen bestellt. Der angebotene Verkaufspreis erschien besonders günstig – 3.180,– Euro. Obwohl die Frau das Geld wie gewünscht überwiesen hatte, ist das Pferd niemals bei ihr angekommen. Alle Reklamationen blieben erfolglos, auch die Rückerstattung des Kaufpreises erfolgte nicht. Weil die 39-Jährige allem Anschein nach einem Betrüger aufgesessen ist, hat sie nun bei der Polizeiinspektion in Beilngries Anzeige erstattet. Diese hat die Ermittlungen aufgenommen – Ausgang ungewiss.

Der Fall zeigt einmal mehr, dass man bei Pferdekäufen im Internet besonders auf der Hut sein sollte – denn tatsächlich verlagert sich die Kriminalität zunehmend ins Internet, wie auch einschlägige Statistiken beweisen. So betrug lt. österreichischem Bundeskriminalamt die Zahl der Straftaten im Bereich der internetbasierten Kriminalität im Jahr 2018 insgesamt 19.627 – das ist eine Steigerung im Vergleich zu 2017 um 16,8 %! Weniger als die Hälfte davon konnte aufgeklärt werden. Das Risiko, überführt und erwischt zu werden, ist für die Übeltäter im Internet oft deutlich geringer als im normalen Leben.

Die Pferdeszene ist da leider keine Ausnahme – vor allem der Betrug durch fingierte Pferde-Verkaufsanzeigen ist weit verbreitet und betrifft mittlerweile viele Länder. Die Betrüger gehen dabei immer geschickter vor: Für sie ist es meist ein Leichtes, aus den Millionen im Internet kursierenden Pferdefotos und -videos verwendbares Material zu kopieren und für ihre Zwecke zu missbrauchen. Mit den geklauten Bildern und dazu passenden Texten werden Verkaufsanzeigen erstellt und auf diversen Portalen und Kleinanzeigen-Börsen online gestellt. Auch renommierte und bekannte Websites können meist ohne größere Probleme für diese Zwecke verwendet werden, was den Fake-Anzeigen noch mehr Glaubwürdigkeit verleiht.

Üblicherweise werden die verkäuflichen Pferde besonders günstig – deutlich unter den marktüblichen Preisen – angeboten, was vielfach mit unglücklichen Umständen, familiären Notfällen etc. begründet wird. Die Durchtriebenheit der Betrüger geht soweit, dass sie Interessenten sogar noch wichtige Papiere, Bescheinigungen, Dokumente und Videos zuschicken, um sie von der Seriosität und Ernsthaftigkeit des Angebots zu überzeugen.

In den Anzeigen wird meist behauptet, dass sich die angebotenen Pferde im Inland befinden – doch im Zuge der weiteren Kontakte und Verhandlungen stellt sich häufig heraus, dass sich die Pferde doch in einem anderen europäischen Land befinden, dass es aber kein Problem sei, einen entsprechenden Transport zu organisieren. Schon bei diesem Punkt sollten sämtliche Alarmglocken bei den Käufern läuten.

Vielfach aber nimmt das Verhängnis seinen Lauf: Stimmt der Käufer dem Handel zu, werden die Opfer von einer weiteren Person kontaktiert, die angibt, ein Vertreter der Transportfirma zu sein, die das Pferd überstellen wird. Diese Person fordert sie schließlich auf, den Kaufpreis und die Versandkosten auf ein angegebenes Bankkonto oder mittels internationalem Geldtransfer zu überweisen – womit die Falle endgültig zuschnappt.

Wenn der Käufer noch immer keinen Verdacht hegt, treiben die Betrüger das Spiel sogar noch weiter: In manchen Fällen kontaktieren sie das Opfer und berichten von Problemen beim Transport – etwa durch fehlende Impfungen, lästige Zollformalitäten, nicht bezahlte Versicherungsprämien oder offene Tierarztrechnungen – und verlangen die Begleichung der so entstandenen zusätzlichen Kosten. So wird der Schaden größer und größer – und das Pferd, das in Wahrheit gar nicht exisitert, kommt niemals an … Genau das ist auch der gutgläubigen Käuferin aus Oberbayern widerfahren.

So kann man sich vor Internet-Betrügern schützen!
Polizei und Sicherheitsexperten empfehlen deshalb eine Reihe elementarer Vorsichtsmaßnahmen, die man beherzigen sollte, wenn man Pferde online erwerben möchte:

– Seien Sie vorsichtig, wenn Pferde unter ihrem üblichen Marktwert zum Verkauf angeboten werden, insbesondere, wenn der Verkäufer aufgrund familiärer Unglücksfälle, eines Todesfalls oder ähnlichem, einen schnellen Verkauf anstrebt. Wenn ein Angebot zu gut ist, um wahr zu sein, dann ist es das vielfach auch nicht …

– Seien sie vorsichtig bei Anzeigen, in denen suggeriert oder behauptet wird, dass das Pferd sich im Inland befindet – sie der Verkäuer aber später informiert, dass es sich doch in einem anderen Land befindet.

– Seien sie vorsichtig, wenn sie ein Pferd kaufen, ohne es zu sehen – besonders dann, wenn der einzige Tierarzt, der eine Kaufuntersuchung durchführen kann, der Tierarzt des Verkäufers ist.

– Zahlen Sie niemals per Banküberweisung für etwas, was erst später geliefert werden soll, da die Zahlung nicht rückgängig gemacht werden kann.

– Seien sie vorsichtig bei Transaktionen, bei denen der Verkäufer oder der Spediteur sie zur Zahlung über eine Geldtransfergesellschaft auffordert, da auch hier die Zahlung nicht rückgängig gemacht werden kann.

– Überprüfen sie den Ländercode der Telefonnummer des Verkäufers – und stellen sie sicher, dass er auch tatsächlich jenem Land zuzuordnen ist, in dem sich der Käufer angeblich befindet.

Schon beim geringsten Verdacht ist dringend zu empfehlen, den Kontakt mit dem Verkäufer abzubrechen, keinesfalls irgendetwas zu überweisen und den Fall an die zuständigen Polizeibehörden zu melden. In Österreich wurde eine eigene Meldestelle für Internetkriminalität eingerichtet, die bei Problemen Auskunft gibt und weiterhilft. Wenden Sie sich bitte an das Bundeskriminalamt, Meldestelle für Internetkriminalität, E-Mail: against-cybercrime@bmi.gv.at

In Deutschland wurden Zentrale Ansprechstellen Cybercrime (ZAC) der Polizeibehörden der Länder und des Bundes für die Wirtschaft eingerichtet – alle Kontakte dazu findet man hier!

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