News 

Rubrik
Zur Übersichtzurück weiter

Studie: Pferde stärken den Glauben an uns selbst
16.02.2020 / News

Pferde haben einen vielfältigen positiven Einfluss auf unsere Emotionen und unsere Persönlichkeit – und sie stärken das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten.
Pferde haben einen vielfältigen positiven Einfluss auf unsere Emotionen und unsere Persönlichkeit – und sie stärken das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten. / Symbolfoto: Archiv/Pixabay

In einer deutschen Studie konnte gezeigt werden, dass Personen nach einem pferdegestützten Coaching sich selbst und die eigenen Fähigkeiten deutlich höher einschätzten als zuvor – ihre Persönlichkeit wuchs durch die Begegnung mit dem Pferd.

 

Tiere haben, wie bereits zahlreiche Untersuchungen zeigen konnten, einen positiven Einfluss auf unsere Persönlichkeit – sie fördern leichteres, nachhaltiges Lernen, wirken emotional öffnend und handlungsmotivierend und können dazu beitragen, eine höhere Selbstachtung und eine bessere Eigenkontrolle zu entwickeln. Bereits seit Jahrzehnten kommen Pferde in heilpädogogischen Behandlungen und zahllosen weiteren Formen der pferdegestützten Therapie zum Einsatz – etwa zur Behandlung von Magersucht, Drogenabhängigkeit und Autismus ebenso wie bei der Traumabewältigung, um nur einige Beispiele zu nennen. Die Begegnung mit Pferden berührt unsere Seele und hat die Kraft, unsere Persönlichkeit im positiven Sinn zu beeinflussen und zu verändern – und aus diesem Grund werden Pferde auch im Coaching immer häufiger eingesetzt.

Eine Studie von Prof. Dr. Kathrin Schütz und Julia Steinhoff untersuchte einen spezifischen Aspekt dieser persönlichkeits-verändernden Kraft von Pferden – nämlich ihren Einfluss auf die sogenannte ,Selbstwirksamkeitserwartung’. Dieser Begriff, der vom Psychologen Albert Bandura in den 1970er Jahren entwickelt wurde, meint im Wesentlichen den Glauben an uns selbst und bezeichnet die Erwartung einer Person, aufgrund eigener Kompetenzen gewünschte Handlungen erfolgreich ausführen zu können. Diese Selbstwirksamkeitserwartung (SWE) hat tiefgreifenden Einfluss auf unser gesamtes Leben – sie bestimmt maßgeblich über unser Handeln, unser Empfinden und auch unseren Erfolg: Man vertraut auf seine eigenen Fähigkeiten und ist sich dessen bewusst, aktiv Einfluss auf sein Leben nehmen zu können – und tritt in schwierigen Situationen entschiedener und souveräner auf: Man packt das Leben gleichsam bei den Hörnern und ist überzeugt: „Ich kann das schaffen!“. Menschen mit geringer Selbstwirksamkeitserwartung weichen hingegen schwierigen Situationen häufig aus. Sie haben oft Rückschläge erlitten oder sind an Herausforderungen gescheitert, was häufig zum Gefühl von Ohnmacht und Hilflosigkeit führt.

Coaching ist eine bewährte Methode, um die Selbstwirksamkeit von Menschen zu stärken und zu fördern – und dies wollten Prof. Schütz und Julia Steinhoff im Rahmen ihrer Untersuchung für das pferdegestützte Coaching nachweisen. Die Stichprobe der Studie bestand aus insgesamt 106 Versuchspersonen im Alter zwischen 19 und 55 Jahren. 71 % (= 75 Personen) der Teilnehmer waren Frauen, 58 % davon hatten bereits Erfahrung mit Pferden gesammelt.

Von den insgesamt 106 Teilnehmern wurden 51 der sogenannten Experimentalgruppe (EG) zugeordnet, 55 der Kontrollgruppe (KG). Die Experimentalgruppe absolvierte ein eintägiges pferdegestütztes Coaching – die Kontrollgruppe hingegen nicht. Mittels speziell konzipierter Fragebögen wurde die Selbstwirksamkeitserwartung beider Gruppen zu zwei Zeitpunkten ermittelt, und zwar jeweils im Abstand von einer Woche, wobei die Experimentalgruppe den ersten Fragebogen eine Woche vor dem pferdegestützten Coaching ausfüllte, den zweiten direkt nach Beendigung des Coachings.

Beim Coaching selbst musste jeder Teilnehmer/jede Teilnehmerin nach einer entsprechenden Sicherheitsunterweisung eine festgelegte Übung absovieren. Es musste eines von zwei angebotenen Pferden ausgewählt und mit ihm zwischen drei aufgestellten Pylonen ein Dreieck gelaufen werden, sodass sich von oben betrachtet ein Stern ergeben sollte. Der Aufbau der Übung war sehr einfach und jedem der Pferde aus jeweils mindestens zehn der vorherigen Coachings bekannt. Es lag somit an den Teilnehmern, wie sie die Aufgabe ausführten; einige vollendeten die Übung mehrfach hintereinander, bei anderen blieb das Pferd an einem Punkt stehen, andere vergaßen, wo sie angefangen hatten. Zudem bot sich so die Möglichkeit, die eigene Leistung zu bewerten, z. B. anhand der Genauigkeit der mit dem Pferd gelaufenen Linien, möglichen Unterbrechungen (Stehenbleiben des Pferdes) und des erneuten Losgehens bzw. Motivierens des Pferdes (wenn es stehen geblieben war). Jede Durchführung wurde mittels einer Videokamera festgehalten und danach gemeinsam mit den Coaches analysiert. Direkt im Anschluss an die Übung füllten die Teilnehmer der Experimentalgruppe einen weiteren Fragebogen zur Selbsteinschätzung bezüglich der Übung mit den Pferden aus.

Die Auswertung sämtlicher Fragebögen erbrachte ein eindeutiges und auch durchaus eindrucksvolles Ergebnis:  „Die Ergebnisse zeigen, dass sich sowohl die Selbstbewertung als auch die Selbstwirksamkeitserwartung durch ein pferdgestütztes Coaching hoch signifikant positiv veränderten und starke Effekte aufwiesen. Weiterhin konnte ein mittlerer Zusammenhang zwischen der Selbstbewertung und der Selbstwirksamkeitserwartung festgestellt werden. Menschen mit und ohne Pferdeerfahrung unterschieden sich zudem im ersten Messzeitpunkt signifikant voneinander, während sie sich im zweiten Messzeitpunkt eher anglichen. Die Selbstwirksamkeitserwartung stieg bei Menschen ohne Pferdeerfahrung mehr an als bei Menschen mit Pferdeerfahrung.“

Die Resultate sind eine beeindruckende Bestätigung für die positiven Auswirkungen eines pferdegestützten Coaching auf die Persönlichkeit der Testpersonen: „Es konnte sowohl eine signifikante Steigerung der Selbstwirksamkeit vom Zeitpunkt von vor zu nach einem Coaching festgestellt werden als auch ein signifikanter Unterschied in der Selbstwirksamkeitserwartung zwischen Coachingteilnehmern und Personen, die kein Coaching erhielten.“ Die Wissenschaftler erklären diese positiven Veränderungen im Wesentlichen dadurch, dass „Erfolgserfahrungen als eines der stärksten Mittel gelten, um Selbstwirksamkeitserwartungen aufzubauen“ – und das Pferd als Übungspartner für die Bewältigung von Aufgaben es den Teilnehmern ermöglicht hat, „Erfolgserfahrungen“ zu sammeln.

Wie die Wissenschaftler anmerken sollte es aber nicht das alleinige Ziel eines Coachings sein, die Selbstwirksamkeitserwartung zu erhöhen – vielmehr sollte sich der Klient „differenziert mit sich selbst auseinandersetzen“, doch auch dabei können ihm „sowohl das Pferd als verhaltensreflektierender Spiegel als auch die Methode der Videoanalyse helfen.“ Und weiter: „Neben der Steigerung einer positiven Selbstbewertung ist die Förderung der Selbstwirksamkeitserwartung trotzdem ein wichtiges Ziel des Coachings, da durch eine hohe Selbstwirksamkeit Menschen geholfen werden kann, ihre Handlungsfähigkeit zu verbessern und ihren Optimismus zu stärken.“

Mit anderen Worten: Pferde helfen uns dabei, auf die eigenen Kompetenzen und Fähigkeiten zu vertrauen und so den Glauben an uns selbst zu stärken. Wir wachsen mit unseren Pferden – aber haben wir das nicht immer schon geahnt …?

Die Studie „Einfluss von pferdegestützten Coachings auf die Selbstwirksamkeitserwartung" von Kathrin Schütz und Julia Steinhoff ist im März 2019 in der Zeitschrift ,Coaching - Theorie & Praxis' erschienen und kann in deutscher Originalfassung hier nachgelesen werden.

Kommentare

Bevor Sie selbst Beiträge posten können, müssen Sie sich anmelden...
Zur Übersichtzurück weiter

 
 
ProPferd.at - Österreichs unabhängiges Pferde-Portal − Privatsphäre-Einstellungen