News 

Rubrik
Zur Übersichtzurück weiter

Vetmeduni Wien bei Corona-Tests an vorderster Front
01.04.2020 / News

Die Veterinärmedizinische Universität Wien stellt ihre Labor-Kapazitäten und ihr Know-how in den Kampf gegen die Ausbreitung der Corona-Pandemie.
Die Veterinärmedizinische Universität Wien stellt ihre Labor-Kapazitäten und ihr Know-how in den Kampf gegen die Ausbreitung der Corona-Pandemie. / Foto: Johannes Zinner

Die Veterinärmedizinische Universität Wien stellt ihre Labore und ihr Know-how im Kampf gegen die Ausbreitung der Corona-Pandemie zur Verfügung. Neben der Durchführung von PCR-Tests beteiligt man sich nun auch an der Entwicklung von sogenannten Antikörpertests.

 

Aktuell werden Corona-Infektionen in Österreich mittels sogenannter PCR-Tests nachgewiesen, bei denen nach dem Erbgut von Sars-CoV-2 gesucht wird. Das ist die sicherste Methode, um eine aktive Erkrankung festzustellen. Dieser sagt jedoch „nichts darüber aus, ob jemand die Erkrankung bereits durchgemacht hat und damit immun gegen Corona ist“, so Reingard Grabherr, Leiterin des Department für Biotechnologie an der Universität für Bodenkultur Wien (BOKU). Ein Antikörpertest würde Aufschluss über die Dunkelziffer im Land geben: „Diejenigen, die nicht mehr krank sind und Antikörper haben, können nicht mehr angesteckt werden und den Virus auch nicht mehr übertragen – und daher vorbehaltlos wieder in Kontakt zu anderen treten und an ihren Arbeitsplatz, in die Spitäler, Geschäfte usw. zurückkehren. Besonders wichtig ist es, Ärzte und Pflegepersonal zu testen“, so Grabherr. Nach Wochen des Ausnahmezustandes ein Lichtblick in Richtung Normalität des Alltags.

Antikörpertest dringend notwendig
„Für eine Einschätzung der Ausbreitung sowie der bereits erfolgten SARS-CoV-2 Infektionen braucht es dringend – zusätzlich zu den derzeitig verfügbaren PCR-Tests – zuverlässige und massentesttaugliche Analyseverfahren, mit denen Antikörper bestimmt werden können,“ sagt  Otto Doblhoff-Dier, Vizerektor für Forschung und internationale Beziehungen an der Vetmeduni Vienna.

WissenschafterInnen der Veterinärmedizinischen Universität Wien und der BOKU arbeiten gemeinsam mit dem IMP (Forschungsinstitut für Molekulare Pathologie, Wien) an der Entwicklung dieser dringend benötigten Antikörpertest. Die Vetmeduni Vienna und das IMP weisen sehr viel Erfahrung in Bezug auf den Aufbau sogenannter ELISA-Tests (enzyme linked immunosorbent assay) auf. „Der Zusammenschluss von Immunologen der Vetmeduni Vienna mit den ExpertInnen der BOKU, MedUni Wien und dem IMP soll hier eine wesentliche Beschleunigung der Entwicklung ermöglichen,“ so Doblhoff-Dier weiter.

Auch die Medizinische Universität Wien (MedUni) und Forscher an der Universität Salzburg werden ihre Expertise einbringen. „In einem ersten Schritt arbeiten wir gemeinsam an einer schnellen, skalierbaren Produktionsplattform, um die Oberflächenproteine des Coronalvirus in ausreichender Menge und in gleichbleibender Qualität zu liefern.“ Mit Hilfe dieser Proteine können in Folge verschiedene Labors in Österreich gleichzeitig Schnelltests aufsetzen und durchführen. Für dieses Projekt hat die Vetmeduni Vienna gemeinsam mit der BOKU und der MedUni auch einen Antrag beim Wiener Wissenschafts-, Forschungs- und Technologiefonds (WWTF) eingereicht.

Virologe Florian Krammer, der bis 2009 Kollege von Reingard Grabherr am Department für Biotechnologie an der BOKU war und heute an der Icahn School of Medicine in New York forscht, hat unlängst im Labor den ersten nicht kommerziellen Antikörpertest entwickelt, mit dem bestimmt werden kann, ob eine Person bereits eine Immunreaktion auf das Sars-Cov-2-Virus hatte.

Noch in dieser Woche treffen diese für den Test notwendigen Werkzeuge aus den Vereinigten Staaten an der BOKU ein. „Und dann können wir loslegen: Gemeinsam beginnen wir, relevante Oberflächenproteine des Coronavirus herzustellen, um einen sensitiven und spezifischen Antikörpertest zu entwickeln und durchführen zu können – wir am Department für Biotechnologie in verschiedenen tierischen und bakteriellen Zellsystemen, Kollegin Eva Stöger vom Department für Angewandte Genetik und Zellbiologie mit Pflanzen als Produktionssystem“, so die BOKU-Virologin. „Wir werden diese Tests lange brauchen und eventuell auch für das Ausland verfügbar machen. Es ist unerlässlich, mehr zu testen, sowohl mit PCR-Tests, als auch mit Antikörpertests“, so Grabherr abschließend. „Das hilft, bessere Prognosen zu haben und gezieltere Maßnahmen einzusetzen.“

270 zusätzliche PCR-Tests pro Tag
Wie die Vetmeduni Wien heute (1. April 2020) bekanntgegeben hat, wurde mit dem Land Niederösterreich auch eine Ausweitung der bislang durchgeführten PCR-Tests vereinbart. Demnach führt die Veterinärmedizinische Universität Wien zusätzlich 270 Testungen pro Werktag im Auftrag der NÖ Landesgesundheitsagentur durch – und leistet damit einen wertvollen Beitrag, die täglichen Testkapazitäten in Österreich signifkant zu erhöhen.

Konkret handelt es sich um sogenannte SARS-CoV-2 PCR Tests, die durch ein interdisziplinäres ExpertInnenteam an Österreichs einziger veterinärmedizinischer Universität durchgeführt werden. „Wir bilden nicht nur TierärztInnen für Österreich aus, sondern wollen in der derzeitigen Krise auch einen Beitrag für die Gesellschaft leisten. Deshalb haben unsere ExpertInnen den Aufbau des Testlabors und die Abstimmungen mit den Behörden vorangetrieben. Nach der Anfrage durch das Land Niederösterreich können wir unsere Kapazitäten nun schnell und unbürokratisch zur Verfügung stellen“, beschreibt Vetmeduni Vienna-Rektorin Petra Winter den Hintergrund.

„Ich begrüße diese Initiative, die einmal mehr zeigt, dass unsere Universitäten ihre gesellschaftliche Verantwortung ernst nehmen. Wir haben hervorragende Institute und Wissenschaftler in den Universitäten und es ist wichtig, dass die Universitäten ihre Expertise und ihre Ressourcen öffnen, um einen konkreten Bedarf zu decken“, so Wissenschaftsminister Heinz Faßmann.

Kommentare

Bevor Sie selbst Beiträge posten können, müssen Sie sich anmelden...
Zur Übersichtzurück weiter

 
 
ProPferd.at - Österreichs unabhängiges Pferde-Portal − Privatsphäre-Einstellungen