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Studie: Pferd und Hund verstehen einander spielerisch
24.04.2020 / News

Hund und Pferd verstehen einander – und können dem anderen auch kommunizieren, dass man jetzt spielen möchte, so eine italienische Studie.
Hund und Pferd verstehen einander – und können dem anderen auch kommunizieren, dass man jetzt spielen möchte, so eine italienische Studie. / Symbolfoto: Irene Gams

In einer Studie konnten italienische Wissenschaftler zeigen, dass Pferde und Hunde miteinander spielen können: Sie sind in der Lage, ihre Absicht zum Spielen zu kommunizieren und die Mimik des anderen zu lesen und sogar nachzuahmen.


Eigentlich sind sie zwei grundverschiedene Arten – ein Raubtier das eine, ein Beutetier das andere, doch sie haben auch eine Gemeinsamkeit: Sie sind beide vom Menschen domestiziert – und dies ist, wie Forscher herausgefunden haben, wohl nicht die einzige Verbindung von Pferden und Hunden. Wie das Portal TheHorse.com berichtet, konnten italienische Wissenschaftler im Rahmen einer Studie zeigen, dass sich Pferde und Hunde tatsächlich verstehen und sich im Spiel aneinander anpassen können: Sie sind in der Lage, miteinander zu spielen, sie können ihre Absicht, spielen zu wollen, kommunizieren – und sie können die Gesichtsausdrücke des jeweils anderen lesen und nachahmen, und das ist ohne Zweifel eine bemerkenswerte Entdeckung.

„Es ist wirklich erstaunlich zu sehen, wie Tiere sich gegenseitig verfolgen, herumrollen und sich sogar beißen, ohne jemals Zweifel an der spielerischen Absicht ihrer Handlungen zu zeigen", so Veronica Maglieri, Studentin für Verhaltensforschung an der Fakultät für Biologie der Universität Pisa. „Das alles zeigt die kognitive Komplexität dieser Tiere."

Maglieri und ein Team unter der Leitung von Prof. Elisabetta Palagi, ebenfalls von Universität Pisa, bewerteten im Rahmen ihrer Untersuchung insgesamt 20 YouTube-Videos, die Hunde und Pferde im spontanen Spiel zeigen. Bei ihren detaillierten Verhaltensanalysen konnten sie feststellen, dass sich Pferde und Hunde im Allgemeinen beim Spielen tatsächlich „verstehen“ und ihr Verhalten entsprechend anpassen.

„Selbstbehinderung" etwa ist ein üblicher Teil des Spielverhaltens bei Hunden, erklärt Veronica Maglieri. Es ist aus dem Hund-zu-Hund-Spiel bekannt und beinhaltet das Ändern des Verhaltens oder der Position, um die Stärken eines Spielers zu verringern. So wie ein Elternteil einem Kind einen freiwilligen Vorsprung bei einem Rennen verschafft oder ein stärkerer Schachspieler vor Beginn eines Schachspiels Figuren entfernt, neigen Tiere dazu, ihre Stärken in Spielsitzungen zu reduzieren, um das Spiel „fairer“ zu gestalten, so Maglieri. Die Studie ihres Teams konnte zum ersten Mal nachweisen, dass auch Pferde und Hunde dies füreinander tun. Zum Beispiel benutzten Hunde ihre fletschenden Zähne und Krallen weniger – und Pferde reduzierten ihre überragende Körpergröße durch Absenken oder Liegen, wie Prof. Palagi ergänzt. Beide Arten neigten dazu, auf dem Rücken zu liegen und sich so als verletzlich darzustellen.

„Diese Muster wären eigentlich gefährlich für das Tier, wenn sie in nicht spielerischen Kontexten ausgeführt worden wären – und die Tatsache, dass sie dies tun, zeigt uns, dass unsere Probanden sich blind vertrauten", sagte sie. „Sie haben dieses Muster trotz der damit verbundenen Risiken ausgeführt und setzten es gezielt dazu ein, um das andere Subjekt zum Spielen zu verleiten und ihre spielerischen Absichten zu kommunizieren. ,Selbstbehinderungs-Muster’ sind in diesem Zusammenhang ein eigentümliches Verhalten, das nicht nur die große Motivation zum Spielen zeigt, sondern auch die Wahrnehmung des Tieres von sich selbst."

Trotz der erheblichen physischen Unterschiede der beiden Spezies seien die Bemühungen um Selbstbehinderung gleichmäßig verteilt, so Veronica Maglieri weiter: „Unsere Ergebnisse zeigen, dass die Anzahl der Selbstbehinderungs-Muster bei Hunden und Pferden ähnlich war, und dies ist erstaunlich, da sie auf eine perfekte Synchronisation zwischen den beiden Arten hinweisen.“

Ein zentraler Bestandteil des Spiels zwischen den beiden Spezies waren auch die Gesichtsausdrücke, so die Forscher. Sie zeigten etwa häufig ein entspanntes offenes Maul (ROM = relaxed open mouth) und auch eine „schnelle Gesichts-Mimikry“ (RFM = rapid facial mimicry)“, bei der sie die Gesichtsausdrücke des Spielkameraden nachahmten. Es scheint eine Rolle beim „Teilen der Stimmung“ während derartiger sozialer Interaktionen zu spielen, so die Forscher.

„Das Vorhandensein von ,schneller Gesichts-Mimikry’ zwischen Hunden und Pferden macht uns geradezu sprachlos in Bezug auf die Kommunikationsfähigkeiten der Tiere und zeigt uns, wie viel wir noch entdecken müssen", sagte Prof. Palagi. „Wenn Pferde in der Lage sind, so fein mit einem Subjekt einer anderen Art zu kommunizieren – wer weiß, wozu sie noch in der Lage sind, wenn die Kommunikation zwischen Artgenossen stattfindet? Es wäre in Zukunft sehr interessant, auch das Spielverhalten von Pferden untereinander zu studieren. “

Die Arbeit der Forscher wurde ursprünglich von einem „besonders schönen“ YouTube-Video inspiriert, in dem häufige Gesichtsausdrücke (Bild für Bild leichter erkennbar als im laufenden Video, wie Veronica Maglieri zugibt) ebenso dokumentiert sind wie Selbstbehinderungs-Verhalten, bei dem beide Arten sich hinlegten und auf den Rücken rollten. (Das Video ist unten zu sehen.)

„Diese Arbeit hat uns von Anfang an fasziniert", so Maglieri. „Wir glauben nicht, dass das Spielverhalten zwischen so unterschiedlichen Individuen auf so natürliche und entspannte Weise stattfinden kann, ohne dass zwischen ihnen großes Vertrauen besteht. Wenn Menschen das Glück haben, in ihrem Umfeld auf dieses Verhalten zu stoßen, hoffen wir, dass sie es mit einem neuen Bewusstsein betrachten und genießen können, was hinter einem vermeintlich so „einfachen“ Verhalten, wie es das Spiel ist, steckt – denn dahinter verbirgt sich eine ganze Welt. “

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