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Alter und Rasse eines Hengstes beeinflussen die Qualität von Tiefgefrier-Samen
15.06.2020 / News

Araberhengste sind bei der Künstlichen Besamung offensichtlich im Vorteil, so das Ergebnis der Wiener Studie.
Araberhengste sind bei der Künstlichen Besamung offensichtlich im Vorteil, so das Ergebnis der Wiener Studie. / Symbolfoto: Archiv Martin Haller

Die Qualität von Tiefgefrier-Samen wird maßgeblich vom Alter und der Rasse eines Hengstes bestimmt – das ist das Ergebnis einer Studie an der Vetmeduni Wien. Demnach sind Araberhengste als Samen-Spender genetisch im Vorteil – und schon ab einem Alter von 9 Jahren leidet die Beweglichkeit der Spermien.


In ihrer Studie untersuchten Professor Jörg Aurich und seine Kollegen der Veterinärmedizinischen Universität Wien die Samenqualität von 1.012 gefrorenen und aufgetauten Ejakulaten, die von insgesamt 134 Hengsten von fünf Rassen stammten. Dabei wurde der Prozentsatz der für die künstliche Besamung (KB) akzeptablen Ejakulate und die Anzahl der Besamungsdosen pro Ejakulat berechnet.

Die Wissenschaftler stellten fest, dass die Beweglichkeit (Motilität) der Spermien vor dem Einfrieren die wichtigste erklärende Variable für den Prozentsatz der Ejakulate mit einer für die Künstliche Besamung akzeptablen Qualität nach dem Auftauen war. Aufgetautes Sperma wurde als für die Befruchtung akzeptabel eingestuft, wenn die progressive Motilität 35% oder mehr betrug.

Von den anderen untersuchten Variablen war das Hengstalter der wichtigste Parameter: Bei Hengsten, die älter als 9 Jahre waren, war ein Rückgang des Prozentsatzes akzeptabler Ejakulate festzustellen: „Das Risiko, dass Ejakulate die Qualitätsstandards für die Kryokonservierung nicht erfüllen, steigt daher mit dem Alter des Hengstes", so die Wissenschaftler. Ihre Empfehlung daher: „Bei Hengsten mit hohen Zuchtwerten, die durch den Erfolg bei Pferdesportwettkämpfen erzielt wurden, sollte die Kryokonservierung des Samens daher vorzugsweise in einem jüngeren Alter erfolgen und nicht, nachdem der Hengst aus dem Sport verabschiedet wurde.“

Bemerkenswerterweise konnten die Wissenschaftler neben dem Alter noch eine weitere Variable von nachhaltigem Einfluss ausmachen – nämlich die Rasse. So gab es bei Araberhengsten mehr gefrorene und aufgetaute Ejakulate, die für die Verwendung in der Künstlichen Besamung als akzeptabel eingestuft wurden, als bei Warmblütern, Quarter Horses und Islandpferden. Der Prozentsatz, der die Kriterien erfüllte, lag bei Araberhengsten über dem erwarteten Durchschnitt. Islandpferde- und Quarter Horse-Hengste lagen unter dem Durchschnitt, Warmblut- und Lipizzaner-Hengsten lagen nahe am Durchschnitt. „Während die Anzahl der Islandpferde und Lipizzaner in unserer Studie als relativ gering angesehen werden kann, beruhen die Rassenunterschiede zwischen Araber-, Quarter Horse- und Warmbluthengsten auf einer beträchtlichen Anzahl von Tieren und Ejakulaten."

Die Erklärung der Wissenschaftler: „Unterschiede im Prozentsatz akzeptabler kryokonservierter Ejakulate bei Pferderassen legen eine genetische Grundlage für die Kryotoleranz von Pferdesamen nahe. Die Gesamtzahl der Spermien war die wichtigste Variable, die die Anzahl der Spermadosen pro akzeptablem gefrorenem und aufgetautem Ejakulat bestimmt."

Prof. Aurich und seine Kollegen sagen, dass die wirtschaftliche Effizienz der Samen-Kryokonservierung teilweise durch den Prozentsatz der gefrorenen und aufgetauten Ejakulate bestimmt wird, die für die Verwendung in kommerziellen KB-Programmen als akzeptabel angesehen werden, und durch die Anzahl der Samen-Dosen, die pro akzeptablem Ejakulat erhalten werden. Hengste mit guter Samenqualität direkt nach der Entnahme liefern nach der Kryokonservierung im Durchschnitt eher geeignetes KB-Sperma als Hengste mit bereits verminderter Qualität des rohen Samens.

Eine weitere spannende Entdeckung ihrer Studie: Nicht jeder im Rohzustand akzeptabler Samen eignet sich auch für den Einsatz als Tiefgefrier-Sperma. Tatsächlich zeigten die Daten, dass eine gute Spermien-Beweglichkeit in rohem Sperma nicht immer mit einer ähnlichen Samenqualität nach dem Tiefgefrieren bzw. Auftauen korreliert. Soll heißen: Trotz einer akzeptablen Qualität des rohen Samens können sich einzelne Hengste als sogenannte „Bad Freezer“ (frei übersetzt: schlechte Gefrierhengste) herausstellen – also als Hengste, die sich nicht für den Einsatz in der Kryokonservierung eignen. „In Übereinstimmung mit früheren Studien waren ungefähr 20% der Hengste in unserer Studie gleichbleibend ,schlechte Gefrierhengste’“, so die Wissenschaftler.

Die Studie „Efficiency of Semen Cryopreservation in Stallions" von Jörg Aurich, Juliane Kuhl, Alexander Tichy und Christine Aurich ist am 13. Juni 2020 in der Zeitschrift ,animals' erschienen und kann in englischer Originalfassung hier nachgelesen werden.

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