News 

Rubrik
Zur Übersichtzurück weiter

Pferdehalter alarmiert: Wolfsrudel tötet zwei Großpferde
17.06.2020 / News

Für Experten besteht kein Zweifel, dass die beiden Hannoveraner Jährlinge einem Wolfsangriff zum Opfer gefallen sind.
Für Experten besteht kein Zweifel, dass die beiden Hannoveraner Jährlinge einem Wolfsangriff zum Opfer gefallen sind. / Foto: Fotolia/Archiv

Im Landkreis Nienburg in Niedersachsen sind am Montag zwei Hannoveraner Jährlinge getötet worden – Experten sind sich einig, dass es sich um eine Wolfsattacke handelt und sprechen von einer „neuen Dimension“. Unter den Pferdehaltern und Landwirten der Region geht wieder die Angst um.

 

Es könnte sich um eine neuerliche Attacke des sogenannten Rodewalder Rudels im Landkreis Nienburg (Bundesland Niedersachsen) handeln, das Landwirte und auch die Behörden bereits seit einigen Jahren in Aufruhr versetzt. Im Bereich des Rodeberger Waldes, in dem das Rudel heimisch ist, haben sich in den letzten Jahren besonders viele Nutzttierrisse ereignet, manche auch trotz entsprechender Schutzzäune und sonstiger wolfsabweisender Maßnahmen. In die Schlagzeilen geriet das Rudel im Februar des Vorjahres, nachdem auf einer Weide eines Pferdehofs bei Neustadt am Rübenberge ein acht Monate altes Islandpferdefohlen gerissen und nahezu vollständig aufgefressen wurde. An der Attacke dürften vier bis fünf Wölfe beteiligt gewesen sein, die schockierenden Fotos des Angriffs sorgten in der Pferdeszene für landesweites Entsetzen.

In den Medien wurde insbesondere der Leitwolf des Rudels unter der behördlichen Bezeichnung „GW717m“ bekannt, der mindestens drei Rinder gerissen haben soll und vom Land Niedersachsen Anfang 2019 zur „Entnahme“ – sprich zur Tötung – freigegeben worden war. Die Jagd auf den Problemwolf dauerte 14 Monate, soll rund 200.000,– Euro gekostet haben – blieb aber letztlich erfolglos und wurde im April dieses Jahres offiziell eingestellt, nachdem die Angriffe auf Weidetiere zurückgegangen waren. Naturschützer hatten die Jagd, die das Land Niedersachsen an einen privaten Dienstleister vergeben hatte, zusätzlich behindert, indem sie Geländespiele und Waldpatrouillen veranstaltet hatten.

Nun könnte das ,Rodewalder Rudel’ erneut zugeschlagen haben – und zwar in einer Art und Weise, wie man sie bislang Wölfen eigentlich kaum zugetraut hätte: Wie die Zeitung ,Die Harke’ berichtet, kam es am Montag dieser Woche (15. Juni 2020) auf einer Weide im Landkreis Nienburg zu einer folgenschweren Attacke, die „zu 99,9 Prozent“ auf das Konto von Wölfen gehe, so Wolfsberater Hubert Wichmann.  Auf der betroffenen Weide hielt sich eine Herde von insgesamt zehn Hannoveraner Pferden auf, die von einem Wolfsrudel gezielt angegriffen wurden. Den Wölfen gelang es dabei, die Herde auseinanderzutreiben und einen 14 Monate alten, ca. 400 kg schweren Jährling zu isolieren, der von vorne und hinten attackiert und schließlich getötet wurde. Ein weiterer Jährling, der ebenfalls deutliche Bisswunden aufwies, wurde später in einem Graben gefunden. Von beiden getöteten Pferden wurden DNA-Spuren gesichert, die nun in einem Labor ausgewertet werden und endgültige Gewissheit bringen sollen. Ein weiteres Pferd wurde ebenfalls schwer verletzt – noch ist unklar, ob es überleben wird.

Sollte sich die Vermutung auf einen Wolfsangriff bestätigen – wovon angesichts der eindeutigen Umstände sowie der wolfstypischen Verletzungsmuster auszugehen ist – würde es sich um eine „neue Dimension“ handeln, was Wolfsberater Hubert Wichmann auch explizit so nennt. Bislang war man auch unter Experten davon ausgegangen, dass sich Großpferde-Gruppen selbst gegen Wolfsangriffe wehren können und daher auch von Wölfen gemieden werden. „Risse von Großtieren sind kein wolfstypisches Verhalten“ hatte es noch 2019 aus dem Umweltministerium von Niedersachsen geheißen – ein Befund, den man angesichts der aktuellen Vorkommnisse wohl kritisch hinterfragen muss.

Landwirte und Pferdezüchter der Region befürchten jedenfalls, dass entweder der gefürchtete Leitwolf zurückgekehrt ist oder dieser sein Jagd-Wissen bereits an die nächste Generation weitergegeben hat – was bedeutet, dass eine neue Welle von Nutzttier-Attacken durch das Rudel bevorstehen könnte. Sie fordern nun ein rasches und entschlossenes Vorgehen der Behörden, um ihre Schafe, Rinder und Pferde zu schützen – notfalls durch den Abschuss des gesamten Rudels. Auf entsprechende Diskussionen darf man sich einstellen – für viele sind nun die niedersächsischen Behörden am Zug …

Kommentare

Bevor Sie selbst Beiträge posten können, müssen Sie sich anmelden...

Weitere Artikel zu diesem Thema:

19.12.2019 - Bereits zehn Wolfs-Angriffe auf Pferde seit 201523.01.2019 - Wieder Wolfsattacke auf Ponys in Niedersachsen15.04.2019 - Zustand nicht akzeptabel: Deutschland sucht Auswege aus dem Wolf-Dilemma
Zur Übersichtzurück weiter

 
 
ProPferd.at - Österreichs unabhängiges Pferde-Portal − Privatsphäre-Einstellungen