Studie: Welche dieser fünf Methoden kühlt ihr Pferd am besten? 01.08.2020 / News
So kühlt man am effektivsten – durch kontinuierliches Abspritzen mit kühlem (nicht kaltem!) Wasser. / Foto: Archiv Interessanterweise führte das Abziehen mit dem Schweißmesser in der Studie zu keiner schnelleren Abkühlung – das haben viele Pferdefreunde zweifellos anders gelernt. / Foto: Archiv
Japanische Wissenschaftler haben fünf Methoden untersucht, die üblicherweise zum Abkühlen von Pferden in heißer und feuchter Umgebung verwendet werden – um herauszufinden, welche davon die Pferde am schnellsten abkühlen würde. Manche Ergebnisse waren höchst überraschend.
Die japanische Forscher-Team verwendete für seine Tests fünf Vollblüter, die bei 31.8 Grad WBGT auf einem Laufband trainiert wurden (Anmerkung: WBGT – auch als ,Klimasummenmaß’ bezeichnet – ist ein Maß für die Wärmebelastung bei direkter Sonneneinstrahlung, das neben der Lufttemperatur auch noch andere physikalische Faktoren einbezieht, etwa Luftfeuchtigkeit, Sonnenwinkel, Windgeschwindigkeit und Wolkendecke. Es ist somit eine ,zusammengesetzte’ Temperatur zur effektiven Messung der Wärmebelastung auf Menschen oder auch Tiere.)
Die Pferde wurden am Laufband solange bewegt, bis sich ihre Körpertemperatur auf 42 Grad Celsius erhöht hatte. Gemessen wurde die Rektaltemperatur und die Bluttemperatur der Lungenarterie, die als aussagekräftige Indikatoren für die Kernkörpertemperatur herangezogen wurden.
Nachdem die Pferde diese erhöhte Körpertemperatur erreicht hatten, wurde jedes von ihnen in fünf unterschiedlichen Methoden zur Abkühlung getestet. Diese waren:
1) Gehen auf einem Laufband mit langsam laufendem Ventilator, der auf das Pferd gerichtet war (= schwacher Luftstrom);
2) Gehen auf einem Laufband mit zwei großen Ventilatoren, die auf das Pferd gerichtet waren (= kräftiger Luftstrom);
3) wiederholtes, immer wieder unterbrochenes Abspritzen mit kaltem Wasser und Abziehen mit einem Schweißmesser, während das Pferd auf einem Laufband geht: Alle drei Minuten wurde das Pferd vom Laufband genommen und am ganzen Körper, aber nicht an Kopf und Hals, mit ca. 190 l kaltem Wasser (Wassertemperatur 10 Grad) abgespritzt, abgezogen und anschließend wieder auf das Laufband gebracht.
4) wiederholtes, immer wieder unterbrochenes Abspritzen mit kaltem Wasser wie oben geschildert, jedoch ohne Abziehen des Wassers mit einem Schweißmesser aus dem Fell;
5) kontinuierliches Abspritzen des stehenden Pferdes mit kühlem Wasser (Wassertemperatur 26 Grad), ohne Bewegung auf einem Laufband. Das Pferd wurde am ganzen Körper mit einem Wasserschlauch abgespritzt.
Die Hypothese der Wissenschaftler war, dass das kontinuierliche Abduschen mit fließenden Wasser die effektivste Methode sein müsste, um die Kernkörpertemperatur abzusenken – und das sollte sich auch als zutreffend herausstellen: Das Abspritzen mit kühlem Wasser war die beste Methode zum Abkühlen eines Pferdes – es senkte die Kernkörpertemperatur des Pferdes signifikant schneller als das wiederholte Abspritzen mit kaltem Wasser. Bemerkenswert war, dass das Abziehen des Wassers mit einem Schweißmesser keinen Einfluss auf die Abkühlgeschwindigkeit hatte, was zweifellos viele Pferdefreunde überraschen dürfte: So landete Abkühl-Methode 4 (Abspritzen ohne Entfernen des Wassers aus dem Fell) auf Platz zwei und führte zu einer rascheren Abkühlung als Methode 3 (Abspritzen samt Abziehen mit einem Schweißmesser). Auf Platz vier landete die Kühlung mit dem kräftigen Luftstrom von zwei großen Ventilatoren – und auf dem letzten Rang die Kühlung durch den schwachen Luftstrom eines langsam laufenden Ventilators.
Die Studie „A Comparison of Five Cooling Methods in Hot and Humid Environments in Thoroughbred Horses" von Yuji Takahashia, Hajime Ohmuraa, Kazutaka Mukaia, Tomoki Shioseb und Toshiyuki Takahashia ist am 22. Mai 2020 in der Zeitschrift ,Journal of Equine Veterinary Science' erschienen und kann in englischer Zusammenfassung hier nachgelesen werden.
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Eine tolle Variante, die Mensch und Pferd gleichermaßen erfrischt, ist das Abkühlen in einem Bach oder einer Pferdeschwemme – wenn man die Möglichkeit dazu hat. / Foto: Irene Gams Die Abkühlung mit einem Schwamm ist besonders schonend und angenehm fürs Pferd. / Foto: Archiv Wenn man schon mit dem Schlauch abspritzt, dann keinesfalls mit eiskaltem, sondern mit temperiertem Wasser. Immer bei den Hufen beginnen und langsam von hinten nach vorne gehen. / Foto: Archiv Nach dem Abspritzen wird das Pferd mit dem Schweißmesser abgezogen, damit das Wasser nicht ,am Pferd steht‘. Zugluft sollte unbedingt vermieden werden! / Foto: Archiv Auch das ist eine Variante, die einiges für sich hat: Hufe kühlen am heißen Turnier... / Foto: Mag. Corinna Widi
Gerade an heißen Tagen ist eine erfrischende Abkühlung auch für Pferde angenehm und wohltuend – vorausgesetzt, dass man es pferdefreundlich macht. Wie das geht, hat ProPferd-Autorin Doris Granegger zusammengestellt.
Hilfe, es wird geduscht! Wer hat solche Szenen im Stall noch nicht miterlebt: An der einen Hand ein zerrendes, fluchtbereites Pferd, an der anderen ein Wasserschlauch, der schnell Abhilfe schaffen soll, weil der Ritt doch etwas schweißtreibender als geplant war. Leider machen sich nicht alle Reiter Gedanken darüber, ob dem erhitzten Pferd die eiskalte Dusche wirklich angenehm ist und guttut. Denn eine solche Extrem-Kühlung kann für Pferde sogar ernste gesundheitliche Folgen haben, die von Verspannungen, „beleidigten“ Muskeln bis hin zu schweren Kreislaufproblemen oder kolikartigen Beschwerden reichen können. Pferdefreundliches Abkühlen geht anders...
Was Pferde wirklich wollen
Nach großer Anstrengung bei sommerlichen Temperaturen müssen Pferde vor allem eins: zu Atem kommen. Am besten hilft man seinem Pferd, in dem man ihm eine ausreichende Schritt-Phase von 15 bis 20 Minuten gönnt. Im Idealfall steigt man dazu ab, lockert den Sattelgurt oder nimmt den Sattel ganz ab und führt das Pferd im Schatten z. B. auf Waldwegen, bis sich der Atem und der Puls normalisieren. Danach kann mit dem Waschen des Pferdes begonnen werden. Mag. Katharina Niebauer, Pferdephysiotherapeutin und Sportwissenschafterin, warnt aber: „Hände weg von eiskaltem Wasser! Es belastet den Kreislauf zusätzlich und der Körper heizt sich weiter auf!“ Sie empfiehlt, wie viele Tierärzte auch, lieber zu einem Schwamm und lauwarmem Wasser zu greifen.
Langsamer = angenehmer
Beim Waschen beginnt man am besten herzfern, also keinesfalls direkt an der Brust. Im Idealfall wäscht man das Pferd von hinten nach vorne, hufaufwärts von unten nach oben und zuerst auf der rechten, dann auf der linken Seite. Damit das Wasser nicht „am Pferd steht“, unbedingt ein Schweißmesser verwenden, mit dem man das Wasser aus dem Fell drückt. Vor allem Rückenpartie, Bauch und Kruppe sind empfindliche Regionen, hier sollte man besonders schonend vorgehen. „Beobachten Sie Ihr Pferd! Pferde zeigen ganz deutlich, welche Behandlung ihnen angenehm ist und welche nicht,“ rät Mag. Niebauer, „Bei fremden Pferden ist ganz besondere Vorsicht geboten! Sie sind möglicherweise empfindlicher und reagieren nicht so, wie man es vom eigenen Pferd gewohnt ist.“
Wie kalt ist warm genug?
Aber welche Wassertemperatur ist die richtige? Das erkennt man spätestens, wenn das Pferd zuckt, zurück weicht oder sich verspannt („Katzenbuckel“). Denn dann ist es keinesfalls unartig, sondern vielmehr mit der Wassertemperatur unzufrieden. Pferde wissen damit offenbar auch besser als so mancher Reiter, welche Wassertemperatur den idealen Kühleffekt bringt. Dr. Astrid Schwarz, Turniertierärztin und staatlich geprüfte Reittrainerin rät zum Selbstversuch: „Wenn Sie sich kurz mit eisig kaltem Wasser duschen, dann wird Ihnen hinterher wohlig warm sein. Nehmen Sie aber lauwarmes Wasser, dann werden Sie sich erfrischt fühlen. Bei Pferden ist das im Wesentlichen genauso wie bei uns Menschen.“ Fazit: Für den optimalen Kühleffekt ist Eiswasser die völlig falsche Wahl.
...und die Beine?
Will man nach getaner Arbeit nur die Beine kühlen, dann verhält es sich etwas anders: Um eine durchblutungsfördernde Wirkung zu erzielen, müsste man die Pferdebeine länger als zehn Minuten mit sanftem Wasserstrahl kühlen. Grundsätzlich kann man davon ausgehen, dass das Wasser in diesem Fall nicht kälter sein sollte als die vorherrschende Außentemperatur minus 15 Grad. Als Alternative dazu bieten sich handelsübliche Kühlgamaschen oder auch Kühlgels an, die jedoch mit Vorsicht einzusetzen sind, da sie dopingrelevant sein könnten. Eine deutlich bessere Tiefenwirkung hat da schon ein kurzer Ausflug in einen kleinen Bach. Die massierende Wirkung kann sich positiv auf die beanspruchten Pferdebeine auswirken. Auch hier gilt: Stark überhitzte Pferde sollten, um den Kreislauf zu schonen, nicht mit eisigem Wasser an den Beinen behandelt werden.
Zuviel Sonne – was nun?
Bei wirklich extrem hohen Temperaturen und ebensolcher Luftfeuchtigkeit steigt die Gefahr eines Hitzeschlags: Sowohl Sportpferde wie auch Koppelgänger – da vor allem alte Pferde und Fohlen – können in der prallen Sonne davon betroffen sein. Wann heißt es handeln? Die Symptome sind bei sengender Hitze recht eindeutig: Die Atmung ist beschleunigt, die Schleimhäute färben sich dunkelrot. Während die Körpertemperatur extrem ansteigt, kommt es zunächst zu starken Schweißausbrüchen, im Verlauf ist jedoch kaum bis gar keine Schweißproduktion mehr erkennbar. Die Pferde taumeln oder stürzen, es kommt zum Kreislaufzusammenbruch. Ein Tierarzt ist logischerweise unverzüglich zu verständigen, in der Zwischenzeit kann man einiges tun, damit die Situation nicht weiter eskaliert: Wenn das Pferd noch gehen kann, dann führt man es in den Schatten, im besten Fall in einen kühlen Stall. Liegt das Pferd, belässt man es dabei – besser eine Decke oder Plane aufspannen, die Schatten gibt. Ebenfalls hilfreich: Vorsichtig den überhitzten Körper mit feuchten Schwämmen oder nassen Tüchern kühlen. Dr. Schwarz: „Eiskaltes Wasser ist auch hier absolut tabu! Kühle Tücher am Kopf, Hals und im Nackenbereich sind geeignet. Die Beine könnten gegebenenfalls mit mäßig kaltem Wasser abgespritzt werden.“ Kann das Pferd trinken, dann verabreicht man in regelmäßigen Abständen kleine Mengen nicht zu kalten Wassers. So kann der Flüssigkeitsverlust ausgeglichen werden, ohne dass der Kreislauf zu stark belastet wird.
Bevor es wirklich heiß wird
Natürlich gibt es einiges, das wir Reiter beherzigen sollten, bevor unsere vierbeinigen Lieblinge „überhitzen“: Auf Ausritten, Turnieren, ja selbst auf den Koppeln und Weiden benötigen Pferde ausreichend „Schattenparkplätze“. Vor allem rangniedere Pferde könnten auf Weiden mit zu wenig Schatten spendender Fläche der prallen Sonne schutzlos ausgeliefert sein. Schlecht gelüftete, überhitzte Stallungen, aber auch Turnierzelte und das stundenlange Stehen im bzw. am Pferdehänger angebunden, können dem Kreislauf der Pferde ebenfalls ernsthaft zu schaffen machen. Deshalb für Luftzirkulation sorgen, Klappen und Türen öffnen, die Pferde immer wieder ins Freie bringen und sie vorsichtig waschen. „Die Thermoregulation erfolgt natürlich nicht nur von außen,“ erklärt Dipl. Tzt. Clemens Croy, Pferdesport-Tierarzt & Fachtierarzt für Chiropraktik, „Damit das Pferd auch von innen kühlen kann, muss es immer ausreichend zu saufen haben. Das gilt vor allem für mehrstündige Ritte!“ Unmittelbar nach großen Anstrengungen sollte man sein Pferd allerdings nicht tränken, besser nach etwa einer halben Stunde vorsichtig normal temperiertes Wasser anbieten. „Durch den Schweißverlust verliert das Pferd aber nicht nur Flüssigkeit. Auch Elektrolyte müssen gegebenenfalls ersetzt werden,“ so Croy, „Das kann zum Beispiel über das Futter erfolgen: Salz- und Mineralstofflecksteine sollten für Pferde immer frei zugänglich sein.“
...und die Ausrüstung?
Sogar die Wahl der Ausrüstung hat entscheidenden Einfluss darauf, wie gut die Pferde mit der Hitze zurecht kommen. Dipl. Tzt. Croy: „Ein schwerer Westernsattel und vielleicht noch ein Gelpad darunter können bei einem zarten Pferd unter Umständen einen Hitzestau am Rücken auslösen. Besser ist es, auf leichtere Ausrüstung auszuweichen und Sattelunterlagen zu wählen, die eine gute Luftzirkulation zulassen.“ Auch Gamaschen können bei sommerlichen Temperaturen Probleme bereiten: „Neopren-Boots, die man gern für den Koppelgang verwendet, können sich dermaßen erhitzen, dass sich die Haut darunter entzündet und es zu einer Gamaschen-Phlegmone kommen kann,“ warnt Dr. Astrid Schwarz. Auch Ekzemer- und Weidedecken sollten nur in hochwertiger Qualität gekauft werden und in jedem Fall atmungsaktiv sein.
CHECKLISTE
Pferdefreundlich kühlen
– Ab in den Schatten! Sattel abnehmen, das Pferd im Schritt führen, bis sich Atmung und Puls normalisiert haben.
– Das kühle Nass... darf nicht ganz so kalt sein! Ideal für Muskulatur und Kreislauf: laues Wasser.
– Gartenschläuche heizen sich in der Sonne auf, die ersten Liter sind immer warm – in einen Eimer abfüllen zum Abschwammen. Oder: Vor dem Reiten einen Eimer mit Wasser in der Sonne platzieren – heizt sich von selbst auf!
– Das Pferd beobachten! Zurückweichen, zerren, sich verspannen heißen: Das Wasser ist mir zu kalt!
– Alles im Schonwaschgang: An den Hufen beginnen und sich langsam von hinten nach vorne vorarbeiten. Kein eiskaltes Wasser auf Rücken, Nierengegend, Kruppe und Bauch.
– Danach: mit Schweißmesser abziehen und Zugluft vermeiden!
– Kurzes heftiges Abduschen der Pferdebeine mit kaltem Wasser mindert den Erholungseffekt, die Beine werden davon warm. Pferdebeine müssten mindestens 10 Minuten geduscht werden, um einen positiven Effekt zu erzielen, sprich: um Entzündungen zu verhindern.
20.06.2017 - 10 Tipps, um Hitzeproblemen bei Pferden vorzubeugen
10 Tipps, um Hitzeproblemen bei Pferden vorzubeugen 20.06.2017 / Wissen
Beim Abkühlen immer herzfern beginnen, am besten bei den Hufen, dann die Beine aufwärts und schließlich von hinten nach vorn. / Foto: Archiv
Die durch den Klimawandel weltweit steigenden Temperaturen sind für Pferde eine ernste Gefahr: Große Hitze und eine unzureichende Versorgung mit Flüssigkeit können rasch zu gesundheitlichen Problemen führen. Tierärzte raten daher, Hitzeprobleme bei Pferden stets ernst zu nehmen – und geben Tipps, wie man seine Pferde am besten vor Hitzeschäden schützen kann.
Vor allem in den Sommermonaten sind Pferde infolge des Klimawandels immer extremeren Temperaturen ausgesetzt – und diese können leicht zu ernsthaften gesundheitlichen Problemen und im schlimmsten Fall sogar zum Tod führen. Wie kritisch und sensibel eine ausreichende Versorgung mit Wasser bei Pferden ist, hat schon vor Jahren Dr. Peter Huntington, verantwortlicher Direktor der Sparte Ernährung bei der Forschungseinrichtung ,Kentucky Equine Research’ der Universität von Melbourne (Australien) auf den Punkt gebracht: „Ein Pferd kann fast einen Monat ohne Futter leben, aber innerhalb von nur 48 Stunden ohne Wasser kann ein Pferd beginnen, Anzeichen von Koliken zu zeigen und Verstopfung, Lethargie und weitere lebensbedrohliche Folgesymptome zu entwickeln. Ein Pferd kann nur etwa fünf Tage ohne Wasser überleben.“
Für ein Pferd ist es daher im wahrsten Sinn des Wortes lebenswichtig, stets ausreichend hydriert, also mit Wasser versorgt zu sein, um seine vitalen Körperfunktionen aufrechterhalten zu können – und das ist besonders an sehr heißen Tagen eine Herausforderung für Besitzer und Halter. Die Tierärzte Dr. John Madigan, Dr. Gary Magdesian und Dr. David Wilson von der Universität von Kalifornien in Davis haben auf dem Gesundheitsportal TheHorse.com eine Reihe von empfehlenswerten Verhaltensregeln zusammengestellt, um Hitzeschäden bei Pferden zu vermeiden und es im Idealfall gar nicht erst zu gesundheitlichen Problemen kommen zu lassen. Hier die 10 wichtigsten Tipps im Überblick:
1) Hitzeprobleme immer ernst nehmen – denn Hitze kann für Pferde tödlich sein: Hohe Außentemperaturen können Pferden schwer zusetzen und zu Dehydrierung, Erschöpfung und Hitzeschlag führen – und in der Folge eine Reihe von Krankheiten und sogar den Tod verursachen. Derartige Probleme sind eine ernste Sache – und Pferdebesitzer müssen geeignete Maßnahmen ergreifen, um den Schutz ihres Pferdes bei Fahrten im Anhänger, bei Wanderritten oder bei Turnieren sicherzustellen.
2) Freien Zugang zu Wasser gewährleisten: Helfen Sie Ihrem Pferd dabei, seinen Flüssigkeitshaushalt stets ausgeglichen zu halten, indem Sie ihm zu jeder Zeit freien Zugang zu Wasser ermöglichen. Es ist ein Mythos, dass ein erhitztes Pferd, das Wasser trinkt, eine Kolik oder andere medizinische Probleme bekommen kann. Lassen Sie niemals eine Gelegenheit vorübergehen, ihrem Pferd zu trinken zu geben. Nur Pferde, die für eine lange Zeit (also viele Stunden oder Tage) kein Wasser zur Verfügung hatten, sollten über einen längeren Zeitraum Wasser nur in kleineren Mengen zu sich nehmen. Lassen Sie Ihr Pferd auch auf dem Anhänger Wasser trinken oder nach einem Bewerb auf einem Turnier.
Hinweis: Du kannst ein Pferd zwar zum Wasser führen, aber du kannst es nicht zum Trinken zwingen, sagt ein altes Sprichwort. Das ist wahr – doch man kann seinem Pferd z. B. ein wenig Heu anbieten, und danach wird es in vielen Fällen bereitwillig trinken. Eingeweichte Futtermittel oder Mash sind weitere Möglichkeiten, eine Extra-Portion Wasser ins Pferd zu bringen.
3) Ermöglichen Sie Ihrem Pferd soviel Schatten wie möglich!
4) Setzen Sie Ihr Pferd während der heißesten Stunden des Tages nur begrenzt ein!
– Reiten Sie Ihr Pferd wenn möglich in den frühen Morgenstunden, wenn es noch kühler ist;
– Wenn Sie am Turnier sind: Sprechen Sie mit dem Veranstalter, ob er an besonders heißen Tagen nicht den Zeitplan anpassen kann und Bewerbe am Nachmittag, wenn die Temperaturen am heißesten sind, eventuell nach vor oder nach hinten verlegt;
– Verkürzen Sie Ihre Reitzeit;
– Reduzieren Sie das Tempo und sorgen sie dafür, dass Ihr Pferd regelmäßige Pausen im Schatten erhält;
– Ermutigen Sie Ihr Pferd zu trinken, wann immer es möchte!
5) Belüftung ist ein Schlüsselfaktor: Sorgen Sie für offene Lüftungsschlitze und Fenster auf Anhängern, die man für den Durchzug öffnen kann (Aber achten Sie darauf, dass ihr Pferd während des Transports niemals den Kopf aus dem Anhänger stecken kann!)
6) Achten sie auf Anzeichen von Müdigkeit oder Überhitzung bei ihrem Pferd und bleiben Sie stehen, bevor sich ernsthafte Zeichen von Erschöpfung bemerkbar machen. Achten Sie insbesondere auf:
– eine anhaltend hohe Atemfrequenz, die auch nach einer Ruhephase von 10 bis 30 Minuten nicht absinkt (normal sind 20 bis 40 Atemzüge pro Minute)
– ein verändertes Temperament, bei dem ihr Pferd energielos wirkt und nur widerstrebend mitmacht;
– trockene Schleimhäute (etwa beim Zahnfleisch) im Maul (diese sollten sich tatsächlich ,schleimig' anfühlen)
– eine längere Kapillar-Füllzeit (Test: Man drückt mit der Fingerkuppe auf die Maulschleimhaut, etwa oberhalb der Schneidezähne, und lässt wieder los. Innerhalb von etwa einer Sekunde sollte die weißlich-helle Druckstelle wieder so rosig aussehen wie zuvor. Wiederholen Sie diesen Test mehrmals den Tag über. Wenn sich diese Kapillar-Füllzeit verlängert, dann sagt Ihnen Ihr Pferd damit: Stop – ich brauche eine Pause und Wasser! Sollten auch noch Anzeichen einer Kolik oder von Muskelschmerzen auftreten, dann bleiben Sie bei Ihrem Pferd und holen Sie den Tierarzt.)
– einen Mangel an Darmgeräuschen: Hören Sie ihr Pferd am Anfang des Tages ab (wenn Sie kein Stethoskop haben, dann halten sie Ihr Ohr einfach an die Flanke des Pferdes, gleich hinter den Rippen): Sie sollten gurgelnde Geräusche auf beiden Seiten des Bauches hören – das ist normal und gut. Ein Mangel an Darmgeräuschen ist eine Warnung, dass ihr Pferd kurz vor einer Dehydrierung oder Erschöpfung steht.
7) Überlegen Sie die Verwendung von Ventilatoren: Falls Ihr Pferd in einem Stall mit geringer Durchlüftung steht, können Sie für mehr Luftzirkulation sorgen, indem sie vor der Box bzw. in der Stallgasse sorgfältig einen Ventilator platzieren. Dabei ist selbstverständlich darauf zu achten, dass die elektrischen Kabel für die Pferde unerreichbar bleiben.
8) Spritzen Sie Ihr Pferd mit einem Schlauch ab oder übergießen Sie es mit einem Eimer. Kühles Wasser ist gut, aber lauwarmes (nicht heißes!) Wasser ebenso. Die Verdunstung sorgt für Abkühlung – und das ständige Abspritzen mit einem Schlauch ist eines der effektivsten Mittel, um die Körpertemperatur eines Pferdes zu senken.
(Hinweis: Beim Abspritzen oder Abgießen niemals eiskaltes Wasser verwenden, das könnte den Kreislauf zusätzlich belasten. Wenn das Pferd zurückweicht oder sich verspannt, ist das Wasser eindeutig zu kalt! Das Wasser sollte man immer langsam und behutsam einsetzen, das ist für das Pferd schonender und angenehmer! Beim Abkühlen immer herzfern beginnen, am besten bei den Hufen, dann die Beine aufwärts und schließlich von hinten nach vorn. Wie man richtig und pferdefreundlich kühlt, kann man in diesem Artikel nachlesen!)
9) Stellen Sie auf längeren Transporten bzw. Reisen eine Wasserquelle zur Verfügung – ihr Pferd soll ständig trinken können. Ausreichende Wasservorräte in sauberen Kanistern bzw. Behältern sind auf jeder Reise unverzichtbar.
10) Wenn Ihr Pferd sehr stark geschwitzt hat, sind Elektrolyte nützlich und notwendig. Verwenden Sie diese nur, wenn das Pferd danach auch ausreichend Wasser zu sich nehmen kann. Lassen Sie sich von Ihrem Tierarzt beraten, wenn Sie zuvor noch keine Elektrolyte verwendet haben. Verwenden Sie ausschließlich Elektrolyte, die speziell für Pferde hergestellt wurden!
Hitze-Tipps für das Fahren im Anhänger
Wenn Sie Ihr Pferd im Anhänger transportieren müssen, tun Sie das am besten in den Morgenstunden oder später am Abend, wenn es kühler ist. Lassen Sie Ihr Pferd niemals auf dem Anhänger – ganz besonders nicht, wenn dieser nicht im Schatten steht. Wie in einem geparkten Auto können auch in einem Anhänger die Temperaturen sehr rasch 60 Grad Celsius oder mehr erreichen – die Gefahr eines Hitzeschlags droht! Sorgen Sie für soviel sichere Belüftung und Frischluftzufuhr, wie es der Transport auf der Straße zulässt. Seien Sie besonders vorsichtig, wenn Sie Fohlen transportieren – diese sind für Hitze noch anfälliger als erwachsene Pferde.
31.05.2017 - Pferd nach Hitzeschlag gerettet – Experten warnen vor Gefahren an heißen Tagen
Pferd nach Hitzeschlag gerettet – Experten warnen vor Gefahren an heißen Tagen 31.05.2017 / News
Das erschöpfte Pferd musste ins Freie gebracht werden, wo man es langsam mit kühlem Wasser abspritzte. / Foto: Freiwillige Feuerwehr Zweikirchen Die Maßnahmen zeigten rasch Erfolg – schon nach kurzer Zeit hatte sich das Pferd soweit erholt, dass es von allein aufstehen konnte. / Foto: Freiwillige Feuerwehr Zweikirchen
Im Kärntner Zweikirchen ist ein Pferd, das einen Hitzeschlag erlitten hatte, von der Feuerwehr gerettet worden. Experten warnen angesichts der hohen Temperaturen, Pferde stets ausreichend mit Wasser zu versorgen und ihnen Abkühlung zu ermöglichen.
Es waren dramatische Szenen, die sich am 29. Mai 2017 auf einem Pferdehof im Kärntner Zweikirchen abspielten: Ein Pferd war im Stall zusammengebrochen und konnte aus eigener Kraft nicht mehr aufstehen – es hatte aufgrund der hohen Temperaturen vermutlich einen Hitzeschlag erlitten. Nach Eintreffen der Freiwilligen Feuerwehr Zweikirchen und Beiziehung eines Tierarztes wurde es von den Helfern in Freie verbracht und dort langsam mit Wasser gekühlt. Die Maßnahmen zeigten Erfolg – nach kurzer Zeit hatte sich das erschöpfte Tier wieder soweit erholt, dass es von selbst aufstehen konnte.
Experte warnt vor Hitze-Gefahren für Pferde
Vorfälle wie dieser machen deutlich, wie rasch Pferde überhitzen können – und wie wichtig Abkühlung, Schonung und ausreichende Tränke-Möglichkeiten an heißen Tagen für Pferde sind. Pferde kommen mit Hitze nämlich erheblich schlechter zurecht als wir Menschen – und die Auswirkungen können gravierend sein, wie einer der führenden Experten auf diesem Gebiet, Prof. Michael Lindinger von der Universität von Guelph in Kanada, bereits im Jahr 2010 in einem vielbeachteten Artikel deutlich gemacht hat. Prof. Lindinger leitete u. a. ein Forscherteam, das die Auswirkungen hoher Temperaturen und hoher Luftfeuchtigkeit auf die Pferde des kanadischen Reiter-Teams bei den Olympischen Spielen in Atlanta untersucht hat – und das zu besorgniserregenden Ergebnissen gekommen ist: Pferde sind für hitzebedingte Belastungen wesentlich anfälliger als Menschen – und haben schlechtere Voraussetzungen, mit hohen Temperaturen fertig zu werden als wir.
Pferde überhitzen bis zu zehn Mal schneller als Menschen
Pferde sind wesentlich größer und haben einen höheren prozentuellen Anteil an aktivem Muskelgewebe – und wenn Muskeln eingesetzt werden, produzieren sie erhebliche Wärme. Nur 17 Minuten Arbeit mittlerer Intensität bei heißer, feuchter Witterung reichen aus, um die Körpertemperatur eines Pferdes auf ein gefährliches Niveau zu steigern – das ist drei bis zehn Mal schneller als bei Menschen. Pferde vertragen Hitze also viel schlechter als Menschen, so Prof. Lindinger.
Wenn die Körpertemperatur eines Pferdes von 37 oder 38 Grad auf 41 Grad ansteigt, erreicht die Temperatur in der aktiven Muskulatur nahezu 43 Grad – und das ist ein Niveau, bei dem die Muskel-Proteine zu ,kochen' beginnen und sich zersetzen. Pferde, die schwerem Hitze-Stress ausgesetzt sind, können von Blutdruckabfall, Koliken oder Nierenversagen betroffen sein.
Verlust wertvoller Salze durch Schweiß
Verschärfend kommt hinzu, daß Pferde zwar viel Schweiß produzieren und dadurch erhebliche Flüssigkeitsmengen verlieren – schon bei kühler, trockener Witterung 15 bis 20 Liter pro Stunde, bei heißer, feuchter Witterung sind es 30 Liter und mehr – sie können aber nur 25 bis 30 Prozent des Schweisses über Verdampfung zur Abkühlung ihres Körpers nutzen. Beim Menschen sind es 50 % – der Kühleffekt über die Verdampfung funktioniert bei uns also doppelt so gut. Zudem verlieren Pferde erheblich mehr Salze beim Schwitzen – deren Konzentration im Pferdeschweiß ist vier Mal so hoch wie beim Menschen. Dies muss durch die Verabreichung geeigneter Elektrolytlösungen ausgeglichen werden.
Ein überhitztes Pferd richtig abkühlen
Ist ein Pferd überhitzt, sollte man es an einen Ort bringen, der schattig ist bzw. wo eine leichte Brise weht – das hilft bei der Abkühlung. Man sollte auf ein schwitzendes Pferd niemals eine Decke oder ähnliches legen, das würde alles nur noch schlimmer machen. Der beste Weg, um ein überhitztes Pferd rasch abzukühlen, ist es, den Körper des Pferdes immer wieder mit kühlem Wasser abzuspülen und das überschüssige Wasser mit einem Schweißmesser abzustreifen. Prof. Lindinger: „Auf diese Weise kann man ein Pferd innerhalb von zehn Minuten um zwei Grad abkühlen: das Pferd mit Wasser bespülen, dann das Wasser abziehen, dann noch einmal abspülen – und das immer wiederholen. Das Abziehen ist wichtig, weil ansonsten das Wasser im Fell des Pferdes bleiben und sich sehr schnell aufheizen würde. Durch das Abziehen und das erneute Abspülen mit frischem, kühlem Wasser hält man den Abkühlungs-Prozess in Gang."
Hitze-Stress möglichst vermeiden
Experten raten dringend dazu, Pferde an heißen Tagen von jeglichem Hitze-Stress und übermäßiger Belastung fernzuhalten. Jeder verantwortungsvolle Pferdebesitzer sollte sein Pferd bei großer Hitze weder reiten noch es ungeschützt starker Sonnenbestrahlung aussetzen. An den sogenannten Hundstagen sollten Pferde tagsüber besser im Stall bleiben, wobei auf ausreichende Durchlüftung und Kühlung zu achten ist – und sie sollten erst am Abend und die Nacht über auf die kühle Koppel kommen. Frisches, einwandfreies Wasser sollte Pferden zu allen Zeiten in ausreichender Menge zur Verfügung stehen – und während der heißen Jahreszeit ist der erhöhte Wasserbedarf unbedingt zu berücksichtigen, um Zwischenfälle wie jenen in Zweikirchen möglichst von vornherein zu vermeiden.
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