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Gewichtsformeln fürs Pferd: Welche ist die beste?
28.09.2020 / News

Der Brustumfang ist in fast allen Formeln eine entscheidende Größe für die Gewichtsbestimmung.
Der Brustumfang ist in fast allen Formeln eine entscheidende Größe für die Gewichtsbestimmung. / Symbolfoto: Archiv
Grafik 1: Insgesamt sieben Formeln wurden auf ihre Treffsicherheit bei der Gewichtsermittlung getestet.
Grafik 1: Insgesamt sieben Formeln wurden auf ihre Treffsicherheit bei der Gewichtsermittlung getestet. / Grafik: Wanda Górniak et.al.
Grafik 2: Die Ergebnisse variierten je nach Pferderasse erheblich. Insgesamt hat sich die Martinson-Formel für Pferde des arabischen Typs als die über mehrere Pferderassen zuverlässigste erwiesen.
Grafik 2: Die Ergebnisse variierten je nach Pferderasse erheblich. Insgesamt hat sich die Martinson-Formel für Pferde des arabischen Typs als die über mehrere Pferderassen zuverlässigste erwiesen. / Grafik: Wanda Górniak et.al.

Polnische Wissenschaftler haben insgesamt sieben Gewichtsformeln bei einer Gruppe von rund 300 Pferden getestet und mit deren Realgewicht verglichen. Die Treffsicherheit variierte je nach Pferderasse erheblich – doch auch die einfachste Formel schlug sich erstaunlich gut.

 

Das Körpergewicht eines Pferdes zu bestimmen ist nicht einfach, weil geeignete Waagen nur selten zur Verfügung stehen. Auf der anderen Seite ist es aber höchst wichtig, über das Gewicht seines Pferdes Bescheid zu wissen – weil sich nicht nur die Futterration danach richten sollte, sondern auch, um Wurmkuren und Medikamente richtig dosieren zu können. Aus diesem Grund gibt es viele verschiedene Schätzmethoden und Hilfsmittel, um zu einer einigermaßen genauen Bestimmung des Pferdegewichts zu kommen – von einer groben (und daher auch sehr fehlerhaften) optischen Abschätzung über den Einsatz von Maß- bzw. Gewichtsbändern bis hin zu komplexen mathematischen Formeln, die eine möglichst präzise und realistische Gewichtsschätzung ermöglichen sollen. Doch wie gut und zuverlässig funktionieren diese Formeln tatsächlich – dieser Frage sind polnische Wissenschaftler in einer umfangreichen Studie nun auf den Grund gegangen.

Sie untersuchten insgesamt 299 erwachsene Pferde fünf unterschiedlicher Rassen – Ponys, polnisches Halbblut, schlesisches Warmblut, Wielkopolski und Vollblut – und berechneten das Körpergewicht für jedes einzelne Tier mit Hilfe von insgesamt sieben unterschiedlichen mathematischen Formeln, die nach deren Entwickler benannt waren (etwa Marcenac & Aublet, Ensminger, Carroll & Huntington etc. – siehe Grafik 1). Für jedes Tier wurde auch noch das reale Körpergewicht mit einer geeichten elektronischen Waage festgestellt und anschließend mit den errechneten Ergebnissen der unterschiedlichen Gewichtsformeln verglichen, um deren ,Treffsicherheit’ zu ermitteln.

Diese variierte – wie ein Blick auf die Ergebnisse (siehe Grafik 2) zeigt – je nach Pferderasse erheblich:

– In der Gruppe der Ponys war die genaueste Formel jene von Martinson et.al., die eigentlich für Pferde vom arabischen Typ entwickelt worden war. Die am wenigsten genauen Formeln waren jene von Ensminger sowie – kurioserweise – die für Ponys entwickelte Formel von Martinson et.al.

– Bei den schlesischen Warmblütern waren ebenfalls die Ergebnisse der Martinson-Formel für Pferde des arabischen Typs sowie für Stock-Horses am genauesten. Am schlechtesten schnitt die Formel von Jones et.al. sowie die von Ensminger ab.

– Auch beim polnischen Halbblut war die Martinson-Formel für Pferde des arabischen Typs am treffsichersten, während einmal mehr die Ergebnisse der Ensminger-Formel am weitesten vom tatsächlichen Körpergewicht entfernt waren.

– Bei den Wielkopolski-Pferden erwiesen sich die Marcenac- und Aublet-Formeln als am genauesten, auch hier waren die Ensminger- und Jones-Formeln am weitesten von den real ermittelten Gewichtswerten entfernt.

– In der Gruppe der Vollblüter lieferte die Formel von Carroll und Huntington die besten Ergebnisse, einmal mehr war auch hier die Formel von Ensminger die ungenaueste.

Insgesamt hat sich die Martinson-Formel für Pferde des arabischen Typs als die über mehrere Rassengruppen hinweg zuverlässigste erwiesen – während die Ensminger-Formel durchwegs schlechte Resultate lieferte und sich als Schätz-Hilfe für das Pferdegewicht als wenig brauchbar erwiesen hat. Wie ein Blick auf die Resultate zeigt, hat aber auch die einfachste der sieben Formeln – nämlich die von Marcenac & Aublet (Brustumfang in m hoch 3 x 80) – respektabel abgeschnitten und sich als einfache und rasche Orientierungshilfe bei der Gewichtsermittlung durchaus empfohlen. Sie schnitt bei keiner Rassen-Gruppe schlecht ab und war beim Wielkopolsi-Pferd sogar am genauesten.

Als Knackpunkt für die Treffsicherheit der getesteten Formeln stellte sich – so das Resümee der Wissenschaftler – das Verhältnis von Körperfett und Muskulatur bei den Pferden heraus. Die Martinson-Formel für Pferde vom arabischen Typ, die sich für die Gruppe der Ponys, des schlesischen Warmbluts und des polnischen Halbbluts als genaueste herausgestellt hatte, habe deshalb so zuverlässig funktioniert, weil diese drei Pferderassen ein ähnliches Fettverteilungsmuster aufweisen. Die Formel von Marcenac & Aublet lieferte bei der Wielkopolski-Rasse die besten Resultate – und jene von Carrol & Huntington in der Gruppe der Vollblutpferde.

Für genauere Gewichtsschätzungen sollten daher das Körperfett und die Muskulatur des Pferdes verstärkt berücksichtigt werden, so die Autoren. „Das Gewicht des Pferdes kann je nach Qualität der geleisteten Arbeit stark variieren. Pferde im Sporttraining sollten aufgrund der stärkeren Muskelentwicklung grundsätzlich schwerer sein.“ Aufgrund der stetigen Zuchtfortschritte und der zunehmenden Vermischung verschiedener Pferderassen ändert sich auch der Phänotyp der Pferde – und auch die Formeln zur Schätzung des Körpergewichts müssen daher möglicherweise entsprechend angepasst werden.

Die Studie „Evaluation of the Accuracy of Horse Body Weight Estimation Methods" von Wanda Górniak, Martyna Wieliczko, Maria Soroko und Mariusz Korczyński ist am 26. Sep. 2020 in der Zeitschrift ,animals' erschienen und kann in englischer Originalfassung hier nachgelesen werden.

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