News 

Rubrik
Zur Übersichtzurück weiter

Erstmals Pferd in Niedersachsen infiziert: West-Nil-Virus im Vormarsch
01.10.2020 / News

Das West-Nil-Virus wird durch blutsaugende Insekten übertragen, wobei vor allem Vögel und Pferde betroffen sind. Aber auch eine Übertragung auf den Menschen ist möglich.
Das West-Nil-Virus wird durch blutsaugende Insekten übertragen, wobei vor allem Vögel und Pferde betroffen sind. Aber auch eine Übertragung auf den Menschen ist möglich. / Grafik: FLI/Dana Thal
Nachweise des West-Nil-Virus bei Pferden und Vögeln, Stand 30.09.2020
Nachweise des West-Nil-Virus bei Pferden und Vögeln, Stand 30.09.2020 / Grafik: FLI

Wie das Friedrich-Loeffler-Institut meldet, gibt es im heurigen Jahr bereits 16 mit dem West-Nil-Virus infizierte Pferde in Deutschland, drei weitere befinden sich in der Abklärung. Erstmals wurde auch ein Pferd in Niedersachsen positiv getestet.

 

Wie das Bundesforschungsinstitut für Tiergesundheit/Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) meldet, ist das West-Nil-Virus in Deutschland weiter auf dem Vormarsch: In diesem Jahr gab es, so die offizielle Mitteilung des FLI, „Nachweise von West-Nil-Virus bei 54 Zoo- und Wildvögeln sowie 16 Pferden. Weitere 3 Pferde befinden sich derzeit in der Abklärung. Vier Pferde starben bisher an den Folgen der Infektion.“

Die meisten Fälle bei Vögeln und Pferden wurden in den bereits bekannten betroffenen Regionen Ostdeutschlands (das sind die Bundesländer Berlin, Brandenburg, Sachsen-Anhalt, Sachsen und Thüringen) bestätigt. Zudem wurde erstmals im Bundesland Thüringen die WNV-Infektion auch bei erkrankten und/oder verendeten Zoo- und Wildvögeln nachgewiesen. Ein Neueintrag in das Bundesland Niedersachsen, Landkreis Helmstedt, wurde bei einem klinisch erkrankten Pferd mit neurologischer Symptomatik bestätigt. Erkrankungsfälle bei Vögeln in dieser Region sind bisher noch nicht bekannt.

Damit zeigt das Virus 2020 im Vergleich zum Vorjahr eine klare „Ausbreitungstendenz“, wie das FLI schreibt. Das bedeutet: „Mit weiteren Erkrankungsfällen bei Vögeln und Pferden ist auch noch in den nächsten Wochen zu rechnen. Pferdehalter sollten die Impfempfehlungen der Ständigen Impfkommission Veterinärmedizin (StIKo Vet) beachten.“ Deren ausführliche Stellungnahme zur Immunisierung von Pferden gegen das West-Nil-Virus findet man hier.

Hintergrund: Das West-Nil-Virus
Das West-Nil-Virus (kurz WNV) wird durch blutsaugende Stechmücken übertragen, wobei in der Regel Vögel von der Infektionskrankheit betroffen sind. Allerdings ist auch eine Übertragung auf Menschen und Pferde möglich. Das Virus kommt hauptsächlich in Afrika, Nordamerika und südöstlichen Ländern des Mittelmeerraums vor, ist mittlerweile aber auch zu uns nach Deutschland vorgedrungen.

Ähnlich wie Menschen zeigen die meisten der WNV-infizierten Pferde keinerlei Krankheitssymptome. Mediziner sprechen dann auch von einer klinisch stummen Infektion. Pferde die Beschwerden zeigen, haben häufig keine klassischen Fieberanzeichen, dafür aber aufgrund von Hirn- oder Hirnhautentzündungen zentralnervöse Ausfallerscheinungen: Stolpern, Nachhandlähmungen, Ataxien, allgemeine Schwäche, Muskelzittern (Tremor) und Lähmungen bis zum Festliegen der Pferde können auf die Erkrankung hindeuten. Ein Pferd, bei dem das West-Nil-Fieber ausgebrochen ist, hat gute Chancen, die Infektion zu überleben, allerdings behalten bis zu 20% der erkrankten Tiere irreversible neurologische Schäden zurück.

Generell sollte bei neurologischen Symptomen und Erkrankungen mittlerweile auch immer das West-Nil-Virus in Betracht gezogen werden. Effektiven Schutz bietet bisher aber ausschließlich eine Impfung, die aufgrund der möglicherweise schweren Krankheitsverläufe in den betroffenen Regionen auch von Experten empfohlen wird.

Dies sind im Wesentlichen immer noch die oben genannten Bundesländer im Osten Deutschlands – dennoch ist, wie der aktuelle erste Infektionsfall in Niedersachsen beweist, eine Verbreitung auch in andere Regionen jederzeit möglich, da es keine physischen oder sonstigen Barrieren gibt, welche die Mücken aufhalten könnten. Daher ist eine Impfung vielleicht in einigen Gebieten aktuell „noch nicht nötig" – in wenigen Monaten aber vielleicht schon sehr sinnvoll.

Die Entscheidung für oder gegen die Impfung sollte daher im Einzelfall und stets in Absprache mit dem Tierarzt erfolgen.

Kommentare

Bevor Sie selbst Beiträge posten können, müssen Sie sich anmelden...
Zur Übersichtzurück weiter

 
 
ProPferd.at - Österreichs unabhängiges Pferde-Portal − Privatsphäre-Einstellungen