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Studie: Pferde und andere Haustiere waren wichtige emotionale Stütze im Corona-Lockdown
12.10.2020 / News

Die Studie konnte zeigen, dass Haustiere – und Pferde ganz besonders – eine wichtige Quelle emotionaler Unterstützung für die Besitzer während des Corona-Lockdowns waren.
Die Studie konnte zeigen, dass Haustiere – und Pferde ganz besonders – eine wichtige Quelle emotionaler Unterstützung für die Besitzer während des Corona-Lockdowns waren. / Symbolfoto: Archiv/Pixabay

Pferde und andere Haustiere waren während der Covid-19-Lockdown-Phase ein wertvoller Puffer gegen psychischen Stress und eine wichtige Quelle emotionaler Unterstützung – das ist das zentrale Ergebnis einer Studie in Großbritannien. Aber auch die Sorge um ihre Tiere war während dieser Zeit für die Besitzer besonders groß.

 

Die Studie, die in Zusammenarbeit der Universität von York und der Universität von Lincoln in England entstand, ist – so die Autoren – die erste Untersuchung dieser Art, in der die Rolle von Haustieren, die Mensch-Tier-Bindung und deren Auswirkungen auf die psychische Gesundheit der Tierbesitzer in der speziellen Situation des Lockdown systematisch untersucht wurde.  

Insgesamt nahmen an der Online-Befragung, die zwischen Ende März und Anfang Juni 2020 (also während der sogenannten ,Lockdown-Phase’) durchgeführt wurde, rund 6.000 Teilnehmer (exakt: 5.926) in ganz Großbritannien teil – rund 90 Prozent davon (exakt 5.323) –  hatten mindestens ein Haustier. Insgesamt 334 Teilnehmer – das waren 6,3 % der teilnehmenden Tierhalter – gaben an, Pferde oder Ponys zu halten. (Anmerkung: Schätzungen zufolge besitzen mehr als 40 Prozent der Haushalte in Großbritannien mindestens ein Haustier.)

Im Wesentlichen wurden in der Umfrage vier zentrale Fragestellungen untersucht:
1) Welche Bedeutung messen Tierbesitzer ihren Haustieren während dieser Lockdown-Phase zu – und welche Sorgen haben sie in Bezug auf praktische Aspekte der Tierhaltung und -pflege in dieser Zeit?
2) Unterscheidet sich die Stärke der Mensch-Tier-Bindung je nach Tierart und der besonderen Rolle des Tieres (z. B. als Assistenzhund) für den Tierbesitzer?
3) Welcher Zusammenhang besteht zwischen der psychischen Gesundheit, dem Wohlbefinden und der angegebenen Stärke der Mensch-Tier-Bindung bei den Tierbesitzern?
4) Sind Veränderungen der psychischen Gesundheit und der Einsamkeit seit dem Lockdown mit folgenden Faktoren verbunden: Tierbesitz, Stärke der Mensch-Tier-Bindung, regelmäßige Beschäftigung mit Tieren (die keine Haus- oder Begleittiere sind) bei Personen, die keine Haustiere besitzen (z. B. Beobachten und Füttern von Vögeln).

Das zentrale Ergebnis der Umfrage war die Bestätigung, dass ein Haustier offenkundig zu einer besseren psychischen Gesundheit und einem größeren Wohlbefinden beitragen und die schädlichen psychologischen Auswirkungen des Corona-Lockdowns abmildern kann: Der Besitz eines Haustiers führte in der Umfrage zu einer geringeren Verschlechterung der psychischen Gesundheits-Scores und sorgte für geringere Zuwächse der Einsamkeits-Scores.  Mehr als 90 Prozent der Befragten gaben an, dass ihr Haustier ihnen geholfen habe, emotional mit dem Lockdown zurechtzukommen – und 96 Prozent gaben an, dass ihr Haustier hilfreich für sie war, um fit und aktiv zu bleiben.

Ein weiteres interessantes Ergebnis der Untersuchung war der Nachweis, dass sich die Stärke der Mensch-Tier-Bindung zwischen den einzelnen Haustier-Arten nicht signifikant unterschied – hier wurden keine relevanten statistischen Unterschiede registriert. Einfach gesagt: Die Teilnehmer der Umfrage fühlten sich im Durchschnitt ihrem Meerschweinchen emotional ebenso nahe wie ihrem Hund oder ihrem Pferd – wobei aber Hunde, Katzen und Pferde am höchsten bewertet worden waren.

68 Prozent der Tierhalter gaben auch an, sich während des Lockdowns Sorgen um ihre Tiere gemacht zu haben, beispielsweise aufgrund von Einschränkungen beim Zugang zu tierärztlicher Versorgung und Bewegung oder weil sie nicht wissen würden, wer sich um ihr Tier kümmern würde, wenn sie selbst krank werden würden. Es sei daher wichtig sicherzustellen, so Autorin Dr. Elena Ratschen von der Abteilung für Gesundheits-Wissenschaften der Universität York, „dass Tierhalter bei der Pflege ihres Tieres während der Pandemie angemessen unterstützt werden."

Die Studie zeigte auch, dass die beliebteste Beschäftigung mit Tieren, die keine Haustiere waren, die Vogelbeobachtung war. Fast 55 Prozent der Befragten gaben an, Vögel in ihrem Garten zu beobachten und zu füttern.

Für Co-Autor Prof. Daniel Mills von der Universität von Lincoln sind derartige Studien gerade jetzt besonders wichtig, da sie zeigen, wie ein Begleittier im Haushalt einen Teil des mit dem Lockdown verbundenen psychischen Stresses abfedern könne: „Es ist jedoch wichtig, dass jeder Tierbesitzer auch die Bedürfnisse seines Haustieres befriedigt, da wir in anderen Untersuchungen herausgefunden haben, dass die Nichterfüllung dieser Bedürfnisse sich nachteilig auf Menschen und ihre Haustiere auswirken kann."

Zusammenfassend meinten die Wissenschaftler: „Die Ergebnisse dieser Umfrage legen nahe, dass Haustiere eine wichtige Quelle emotionaler Unterstützung für die Besitzer während des Corona-Lockdowns darstellten, ohne dass statistisch signifikante Unterschiede in der emotionalen bzw. intimen Dimension der Mensch-Tier-Bindung zwischen Tierarten im vollständig angepassten Modell festgestellt wurden. Interessanterweise waren stärkere Mensch-Tier-Bindungen mit einem schlechteren psychischen Zustand vor dem Lockdown verbunden, was darauf hinweist, dass enge Bindungen mit Tieren auf eine gewisse psychische Verwundbarkeit bei den Besitzern hinweisen können.“

Und weiter: „Der Besitz eines Tiers schien einige der schädlichen psychologischen Auswirkungen des Corona-Lockdowns abzumildern.“ Diesbezüglich seien jedoch weitere gezielte Untersuchungen – etwa hinsichtlich der Rolle von Mensch-Tier-Beziehungen und -Interaktionen für die menschliche Gesundheit – erforderlich, um die Hypothese der „sozialen Pufferung“ eingehender zu untersuchen und abzusichern.

Die Studie „Human-animal relationships and interactions during the Covid-19 lockdown phase in the UK: Investigating links with mental health and loneliness" von Elena Ratschen, Emily Shoesmith, Lion Shahab, Karine Silva, Dimitra Kale, Paul Toner, Catherine Reeve und Daniel S. Mills ist am 25. Sep. 2020 in der Zeitschrift ,PLOS ONE' erschienen und kann in englischer Originalfassung hier nachgelesen werden.

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