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Pflanzenextrakt wirksam gegen Melanome und Sarkoide bei Pferden
24.11.2020 / News

Die neuen pflanzlichen Wirkstoffe, insbesondere das Betulinsäure-Derivat NVX-207, haben sich in Laborversuchen bewährt – nun sollen weitere Studien an lebenden Pferden mit Hauttumoren folgen.
Die neuen pflanzlichen Wirkstoffe, insbesondere das Betulinsäure-Derivat NVX-207, haben sich in Laborversuchen bewährt – nun sollen weitere Studien an lebenden Pferden mit Hauttumoren folgen. / Foto: Archiv

Ein Wirkstoff aus der Rinde von Platanen und Birken hat das Potenzial, bösartige Hauttumore bei Pferden effektiv zu bekämpfen – das hat eine aktuelle Studie deutscher Wissenschaftler bestätigt.

 

Dass die pflanzlichen Wirkstoffe Betulin bzw. Betulinsäure, die beide aus der Rinde von Birken und Platanen gewonnen werden, wirksam gegen Tumorzellen sind, ist bereits seit 1995 bekannt: In diesem Jahr konnte erstmals in wissenschaftlichen Tests gezeigt werden konnte, dass Betulinsäure die Zellen des schwarzen Hautkrebses – des sogenannte Melanoms – abtöten kann. In der Folge zeigten Untersuchungen, dass Betulinsäure auch gegen andere Krebsarten einschließlich maligner Hirntumore wirksam ist.

Erste Anwendungen in der Veterinärmedizin – u. a. bei Hunden und Pferden – erwiesen sich ebenfalls als vielversprechend. So konnte 2016 ein deutsches Forscher-Team rund um Prof. Dr. Reinhard Paschke in einer In-vitro-Studie an Melanom-Zellen von Menschen und Pferden demonstrieren, dass sowohl Betulinsäure als auch zwei Derivate davon (genannt B10 sowie NVX-207) die Melanomzellen verlässlich zum Absterben bringen konnte, also zur sogenannten Apoptose (= programmierter Zelltod) führten. Ein Test der Verträglichkeit an zwei Pferden zeigte ebenfalls ein positives Ergebnis – die wöchentlichen Injektionen direkt ins Tumorgewebe wurden gut toleriert, verursachten den Pferden jedoch auch erheblichen Stress.

Daher entwickelten Wissenschaftler der Veterinärmedizinischen Universität Hannover und der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg eine neue Methode der Anwendung – nämlich die äußerliche (topische) in Form eines Öls bzw. einer Creme. Getestet wurden dabei zwei Betulin- bzw. Betulinsäure-Derivate, nämlich Betulinyl-Bis-Sulfamat (BM) sowie das bereits aus früheren Studien bekannte NVX-207. In Labortests – also in-vitro – wurden beide Derivate hinsichtlich ihrer Wirksamkeit auf Equine Sarkoid-Zellen (ES) sowie Zellen des Equinen Malignen Melanoms (EMM) geprüft. Auch die Effekte auf equine dermale Fibroblasten wurde untersucht.

Die Ergebnisse, die vor kurzem im Fachjournal ,PLOS ONE’ veröffentlicht wurden, geben einmal mehr Anlass zur Hoffnung: Es wurde festgestellt, dass beide Derivate die Vermehrung und den Stoffwechsel in den Sarkoid- und den Melanom-Zellen sowie den Fibroblasten zeit- und dosisabhängig deutlich hemmen. Im Vergleich zu Betulinyl-Bis-Sulfamat (BM) hatte das Derivat NVX-207 jedoch eine überlegene Wirkung gegen Krebszellen, so das Studienteam. „Nach 48-stündiger Behandlung mit NVX-207 betrug die Anzahl nekrotischer Zellen bei allen Zelltypen weniger als 2%", so das Resümee der Wissenschaftler – ein Ergebnis, das hoffen lässt.

Der Weg zu einem einsatzfähigen, zugelassenen Medikament sei jedoch noch ein weiter, wie die Forscher betonen: Obwohl die im Labor erhaltenen Daten vielversprechend sind, sind die Ergebnisse nicht unbedingt auf die klinische Situation übertragbar, heißt es. Es brauche daher weitere In-vivo-Studien – also am lebenden Pferd – um die antitumoralen Wirkungen bei oberflächlich angewendetem NVX-207 bei Pferden mit Equinem Sarkoid bzw. Equinem Malignem Melanom untersuchen zu können. Dennoch sind die ermutigenden Ergebnisse ein unbestreitbarer Fortschritt – man ist einem wirkungsvollen Medikament gegen diese bislang schwer behandelbaren Hautkrebs-Arten wohl einen wichtigen Schritt nähergekommen.

Die Studie „In vitro assessment of triterpenoids NVX-207 and betulinyl-bis-sulfamate as a topical treatment for equine skin cancer" von Lisa Annabel Weber, Anne Funtan, Reinhard Paschke, Julien Delarocque, Jutta Kalbitz, Jessica Meißner, Karsten Feige, Manfred Kietzmann und Jessika-Maximiliane V. Cavalleri ist am 5. Nov. 2020 in der Zeitschrift ,PLOS ONE' erschienen und kann in englischer Originalfassung hier nachgelesen werden.

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