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6 Fohlen und 2 Pferde tot: Herpes-Drama im Stall Schlüsselburg
12.03.2021 / News

Herpes-Quarantaene.jpg
Herpes-Quarantaene.jpg: Der Herpes-Ausbruch betrifft mittlerweile viele Länder und Pferdeställe – doch keiner wurde so hart getroffen wie jener des deutschen Kaderreiters Sven Schlüsselburg. (Fotocredits: Symbolfoto: Archiv)

Kein anderer Reitbetrieb wurde von der aktuell grassierenden Herpes-Infektion so schwer getroffen wie der Stall des deutschen Kader-Springreiters Sven Schlüsselburg. Er verlor bislang zwei Pferde und sechs Fohlen – und noch immer kämpfen einzelne Tiere ums Überleben.

 

Der Albtraum des Sven Schlüsselburg begann am 22. Februar dieses Jahres – es war jener Tag, an dem offiziell bekannt und bestätigt wurde, dass es beim Springturnier CES in Valencia zu einem Ausbruch des Equinen Herpes-Virus (EHV) gekommen war. Da war Sven Schlüsselburg – der in Valencia sehr erfolgreich teilgenommen hatte – längst wieder zu Hause angekommen, hatte seinen Vierbeinern eine Woche Erholung gegönnt und war am 20. Februar mit den Pferden Bud Spencer und der Stute Nascari in Doha/Qatar gelandet, wo die nächste Turnierteilnahme geplant war. Beide Pferde wurden sofort getestet – negativ. Dennoch wurden sie sicherheitshalber von der FEI gesperrt – was sich bald als absolut richtige Entscheidung herausstellen sollte: Denn kurz darauf wurden Bud Spencer und Nascari positiv getestet, und auch im heimatlichen Stall in Ilsfeld zeigten die ersten Pferde Krankheitssymptome, z.T. sogar neurologische Störungen. Sven Schlüsselburgs schlimmste Befürchtungen waren Wirklichkeit geworden.

Wie schlimm der Stall des Springreiters und seine Pferde von der aggressiven EHV-Variante getroffen worden waren, hat Sven Schlüsselburg gestern auf seinem Instagram-Account öffentlich gemacht – es sind zutiefst berührende Zeilen, die erahnen lassen, was der Springreiter, seine Familie und sein gesamtes Team seit dem 22. Februar durchgemacht haben (und noch immer durchmachen, denn ausgestanden ist die Krise noch keineswegs). Sven Schlüsselburg schreibt: „Hinter meinem Team und meiner Familie liegen Wochen der Schlaflosigkeit und der Verzweiflung. Wir haben durch das Herpesvirus bisher zwei Pferde verloren und 6 der 9 gedeckten Stuten haben verfohlt. Wir befürchten, dass wir vielleicht alle Fohlen verlieren. Ein Fohlen kam lebend zur Welt und hat etwa drei Minuten gelebt. Wir haben es in der Zeit gestreichelt und gewartet. Das einzige, das wir tun konnten. Eines meiner besten Nachwuchspferde, Ciao Bella, kann nicht selbst stehen, ihre Zukunft ist ungewiss, aber wir kämpfen um sie.“

Er sei noch mit einem „super Gefühl“ aus Valencia abgereist – und als seine Pferde nach den ersten Meldungen über den Herpes-Ausbruch negativ getestet worden waren, sei er noch enorm erleichtert gewesen. Doch unmittelbar danach änderten sich die Dinge grundlegend: „Dann wurden Buddy und Nascari positiv getestet, die Pferde in Ilsfeld zeigten plötzlich Symptome. Der Albtraum begann… weit über zwei Wochen nachdem ich aus Spanien zurückgekehrt war.“

Bud Spencer und Nascari seien noch in Qatar, so Sven Schlüsselburg weiter, „wurden mittlerweile jedoch zweimal hintereinander negativ getestet. In etwa drei Wochen dürfen die beiden Pferde wieder ausreisen.“ Bis dorthin bleibt seine Schwester Gabriela bei den Pferden.

Im heimatlichen Stall in Ilsfeld versucht inzwischen Svens Frau Romina, die Krise zu bewältigen. Auch für sie ist es eine enorm herausfordernde Situation, wie sie auf dem Portal ,Stimme.de’ schilderte: „Wir sind alle komplett an der Grenze“, so die zweifache Mutter. Von den insgesamt 60 Pferden im Pferdeleistungszentrum Engelsberg seien 21 positiv getestet worden, das Virus sei quasi überall, könne über Kleidung und sogar Hunde weitergetragen werden. Deshalb müssen Einweg-Anzüge und Kopfbedeckung getragen werden und bei jedem Pferd gewechselt werden. Betroffene Tiere müssen durch Schlingen gestützt werden und brauchen rund um die Uhr Hilfe, weil sie auch nicht mehr Urin und Kot absetzen können. „Es ist schrecklich anzusehen", so Romina Schlüsselburg. Der Tierarzt sei quasi permanent da, zudem sei die Tierrettung Südbaden eine große Hilfe. Und die Freunde und Verwandten.

Dennoch hoffe sie, das Schlimmste überstanden zu haben – wenngleich von einer Entwarnung noch keine Rede sein kann. Es gebe noch drei Stuten, die ein Fohlen erwarten. Eine Stute, die die Erkrankung überstanden habe, müsse nun wieder laufen lernen – in den Sport wird sie nicht zurückkehren können. Ihr Mann brachte es auf den Punkt: „Wir arbeiten seit Generationen mit Pferden – so etwas hatten wir noch nie!“

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