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Mögen Pferde aromatisiertes Wasser? Sie werden staunen …
02.05.2021 / News

Pferden schmeckt tatsächlich nicht jedes Wasser – doch es gibt einen kleinen Trick, um sie zum Trinken zu motivieren ...
Pferden schmeckt tatsächlich nicht jedes Wasser – doch es gibt einen kleinen Trick, um sie zum Trinken zu motivieren ... / Symbolfoto: Archiv/Pixabay

Wenn Pferde zur Behandlung in eine Klinik kommen, gibt es oft ein leidiges Problem: Sie trinken zuwenig Wasser, was ihre Gesundheit weiter beeinträchtigen kann. Doch die pfiffige Lösung, das Wasser mit einer günstigen Geschmacksnote zu versehen, funktioniert nicht immer, wie Forscher nun herausfanden.

 

Sie kennen ja das Sprichwort: Man kann ein Pferd zwar zum Wasser bringen, aber es nicht zum Trinken zwingen. Eine neue Studie aus den USA bestätigt das ziemlich eindrucksvoll – zeigt aber zugleich auch ein Hintertürchen, wie man das knifflige Problem von zu geringer Wasseraufnahme bei Pferden zumindest ein wenig entschärfen könnte.

Im Alltag vieler Pferdekliniken gibt es das praktische Problem, dass stationär aufgenommene Pferde häufig nicht genug Wasser trinken – wofür unterschiedliche Gründe (neue, ungewohnte Umgebung, Schmerzen, sonstige Beeinträchtigungen etc.) verantwortlich sein können. Die zu geringe Wasseraufnahme kann wiederum die gesundheitlichen Probleme verschärfen oder sogar zu Koliken führen, ein potenziell lebensbedrohlicher Zustand.

Um dieser Gefahr vorzubeugen und Pferde zum Trinken zu animieren, haben Kliniken die unterschiedlichsten Strategien entwickelt: So wird etwa Pferden, die in die Veterinärklinik der Washington State University eingeliefert werden und nicht freiwillig trinken, Wasser mit Pfefferminz-, Süßfutter- oder Apfelgeschmack angeboten. Ob dieser kleine Trick aber auch tatsächlich zielführend und effektiv ist, wurde bislang nicht wissenschaftlich untersucht – und genau das haben nun die Veterinärstudentin Tessa Van Diest von der Washington State University und Dr. Jamie Kopper von der Iowa State University im Rahmen einer Studie nachgeholt. Assistenzprofessor Dr. Clark Hogan half bei der Erstellung der Statistiken.

„Wir haben einige Dinge ausgewählt, die üblicherweise in unserem Krankenhaus eingesetzt werden, um Pferde dazu zu bringen, Wasser zu trinken – und wir wollten sehen, ob sie tatsächlich funktionieren", so Prof. Dr. Kopper. Die Forscher wählten eine Testgruppe von insgesamt 40 Pferden – die meisten davon Quarter Horses – für ihre Studie aus, die aus unterschiedlichen Gründen an der Klinik aufgenommen worden waren, oftmals wegen einer Lahmheit, die näher untersucht bzw. in einigen Fällen auch operativ behandelt werden sollte.

Die Pferde wurden in vier Gruppen zu je zehn Pferden eingeteilt. Jedes Pferd innerhalb einer Gruppe erhielt zwei Eimer vorgesetzt – einen Eimer mit normalem, unbehandelten Wasser und einen Eimer mit aromatisiertem Wasser, wobei die Geschmacksrichtungen Pfefferminze, Süßfutter sowie ein Elektrolyt mit Apfelgeschmack verwendet wurden. Pferden in der Kontrollgruppe wurden zwei Eimer normales, unbehandeltes Wasser angeboten.  Über einen Zeitraum von 72 Stunden wurde der Gesamt- und der geschmacksspezifische Wasserverbrauch aufgezeichnet und dokumentiert..

Laut Prof. Kopper waren die Ergebnisse einigermaßen überraschend und überhaupt nicht das, was die Forscher erwartet hatten. „Was mich am meisten überraschte war, dass die Pferde das Pfefferminzaroma und das Apfel-Elektrolyt-Aroma anscheinend nicht mochten und im Vergleich mit diesen beiden Aromen eindeutig mehr normales, unbehandeltes Wasser tranken", so der Wissenschaftler. Sogar Pferde, die Pfefferminzbonbons liebten, mieden das Wasser mit Pfefferminzgeschmack. „Wir hatten tatsächlich eine Besitzerin, die davon völlig verblüfft war, weil Pfefferminz-Leckerli sonst von ihrem Pferd heiß geliebt würden, so Prof. Kopper. Doch die Ergebnisse waren auf der ganzen Linie sehr einheitlich: Alle Pferde, denen Wasser mit Pfefferminz-Geschmack angeboten wurde, haben dieses Wasser kaum angerührt und fast ihr gesamtes Wasser aus dem normalen Eimer getrunken.

„Was ich wirklich daraus lernen konnte und für mich mitgenommen habe: Wenn man versucht, Pferde mit aromatisiertem Wasser zu einer größeren Flüssigkeitsaufnahme zu bewegen, dann ist es immer wichtig, ihnen stets auch einen Eimer normales Wasser dazuzustellen, denn manchmal entspricht das, von dem wir annehmen, dass sie es total gern mögen, ganz und gar nicht ihrem Geschmack, und es hätte den gegenteiligen Effekt – sie würden noch weniger trinken. “ Der eindeutige Sieger des Geschmackstests war übrigens Wasser mit dem Süßfutter-Geschmack, das die Pferde in dieser Gruppe gegenüber klarem Wasser signifikant bevorzugten.

Für ihre Studie wählten Tessa Van Diest und Prof. Kopper bewusst Aromen aus, die für Pferdebesitzer leicht zugänglich sind: Sie verwendeten kommerzielles Purina-Süßfutter, das im Futtergeschäft gekauft wurde; McCormick Pfefferminz-Extrakt aus dem örtlichen Supermarkt und Elektrolyte mit Apfelgeschmack. Um den Geschmack des Süßfutters zu erreichen, gaben die Forscher einfach eine kleine Menge davon auf den Boden des Wassereimers.

Prof. Kopper ergänzte, dass auch das Hinzufügen von Salz ein üblicher Weg ist, um ein Pferd zu ermutigen, mehr Wasser zu trinken. Hier gilt es aber, vorsichtig zu sein und jedenfalls die Krankheit zu berücksichtigen, für die ein Pferd ins Krankenhaus eingeliefert wird: Es müsse sichergestellt werden, dass die Beifügung von zusätzlichem Salz für das Pferd sicher und unbedenklich ist. Auch Pferde, die während der Behandlung kein Futter bekommen, dürfen kein zusätzliches Salz erhalten.

Insgesamt kann es für viele Pferdebesitzer sehr nützlich sein, die ,Geschmacks-Präferenz’ ihres Pferdes zu kennen, auch wenn es nicht in einer Klinik behandelt werden muss, so Prof. Kopper weiter. Pferde auf Turnieren, bei Rennen oder sonstigen Veranstaltungen, aber auch Freizeitpferde, die einen längeren Ausritt bestreiten, weigern sich häufig, Wasser zu trinken, das anders schmeckt als das, was sie in ihrem heimatlichen Stall gewohnt sind.

„Auf jeden Fall war jedes Pferd in unserer Studie ein Unikat", so Prof. Kopper abschließend. „Es gab einige Pferde, die das Süßfutter-Wasser einfach liebten und es tranken und tranken und tranken – andere Pferde ließ es hingegen völlig kalt. Es könnte also sehr hilfreich sein, herauszufinden, wie Ihr Pferd es am liebsten hat und ob es überhaupt irgendeine Geschmackspräferenz hat.“ 

Er schlug vor, dass Pferdebesitzer zu Hause einen einfachen Geschmackstest durchführen sollten, um festzustellen, welchen Geschmack ein Pferd bevorzugt. Dann können sie dieses Aroma mitnehmen, wenn sie nicht zu Hause sind, und es dem Wasser hinzufügen, wenn das Pferd den ungewohnten Geschmack nicht mögen sollte.“ Na bitte, wieder was gelernt …

Die Studie „The Effect of Water Flavor on Voluntary Water Intake in Hospitalized Horses" von Tessa J. Van Diest, Clark J. Kogan umd Jamie J. Kopper ist im März 2021 in der Zeitschrift ,Journal of Equine Veterinary Science' erschienen und kann in englischer Zusammenfassung hier nachgelesen werden.

PS: Einen Tipp aus langjähriger praktischer Erfahrung hat auch Dr. Reinhard Kaun parat: „Ich habe über Jahre das Pferdespital PRO EQUO  geführt und war auch lange Jahre als Mannschaftstierarzt mit österreichischen Pferden in der Welt unterwegs, dabei haben sich zwei „Geschmacksmittel“ immer bewährt: Honig und Apfelessig. Turnierpferde sollten bereits in der Trainingsphase an diese Beimischung gewöhnt werden, damit sie unter Wettbewerbsbedingungen dann auch die nötige Wassermenge aufnehmen. Pferde, die nicht trinken können auch nicht gewinnen und nicht genesen!"

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